Mit Arbeiten an Bayerns bekanntestem Bauwerk schmücken sich viele Firmen gern, Schloss Neuschwanstein ist mit knapp 1,5 Millionen Besuchern im Jahr der Touristenmagnet schlechthin im Freistaat. Nun könnte der neue Bodenbelag, den ein Stuttgarter Bauunternehmen in einem Besuchertunnel verlegt hat, für Ärger sorgen. Zwar schwärmt das Unternehmen von seinem Werk: „Dem Bauherrn, König Ludwig II. von Bayern, der sich sehr für bautechnische Neuerungen interessierte, hätte es gefallen.“ Doch in der Münchner Landespolitik sorgt der Auftrag eher für Stirnrunzeln. Das liegt an der Person des Bauunternehmers.
Kopp soll beim Potsdamer Geheimtreffen dabei gewesen sein
Firmenchef Hans-Ulrich Kopp gilt als vielfältig in rechtsextremen Kreisen vernetzt. Nach der Recherche des Medienhauses Correctiv, die erst vergangene Woche im Kern von einem Gericht bestätigt wurde, nahm er am Potsdamer Geheimtreffen mit Rechtsextremisten teil, das in der Folge republikweite Proteste gegen Rechtsextremismus auslöste. Kopp soll außerdem der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Münchner Burschenschaft „Danubia" verbunden sein und wird als früherer Sprecher genannt. Das ist Medienberichten zu entnehmen. Kopp selbst ließ eine Anfrage unserer Redaktion unbeantwortet.
Zu seinen Unternehmen gehört das Stuttgarter Bauunternehmen „Lautenschlager und Kopp“, das sich auf Straßenbau, Gussasphalt und Ähnliches spezialisiert hat. Wie eine Anfrage der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag ergab, hat die Firma in den vergangenen Jahren zwei kleinere Aufträge vom Freistaat beziehungsweise dessen Behörden erhalten. Einmal gab es einen Zuschlag vom staatlichen Bauamt in Augsburg für Arbeiten bei der Bundeswehr, einmal war die Schlösser- und Seenverwaltung der Auftraggeber.
SPD-Chef von Brunn fordert Ausschluss
Aufgrund dieser Erkenntnisse fordert der bayerische SPD-Chef Florian von Brunn, dass Staatsregierung und öffentliche Stellen in Zukunft keine solchen Aufträge mehr erteilen: „Ich halte es für unerträglich, wenn wir jemandem Steuergelder geben, der gegen unsere Verfassung und Demokratie arbeitet – also einem Staatsfeind. Vielleicht war das damals noch nicht bekannt. Aber jetzt muss damit Schluss sein.“
An Tunnel auf Schloss Neuschwanstein gebaut
Auch private Auftraggeber wie zum Beispiel der FC Bayern sollten sich in Zukunft darüber informieren, wem sie Aufträge erteilen, findet von Brunn. Hintergrund: Zu den Referenzobjekten, die Lautenschlager und Kopp auf ihrer Internetseite nennen, gehört auch der FC Bayern Campus des erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Fußballvereins. Von Brunn warnt vor der Gefahr, „dass mit Geld aus solchen Aufträgen Naziaktivitäten finanziert werden“.
Unternehmer mit rechtsextremen Verbindungen schmückt sich auch mit Auftrag des FC Bayern
Bei Aufträgen der öffentlichen Hand scheint von Brunns Forderung bei derzeitiger Rechtslage kaum umsetzbar, die Latte für den Ausschluss von Vergabeverfahren liegt hoch. Eine missliebige politische Gesinnung reicht nicht. Das ergab eine Nachfrage bei mehreren Ministerien. Unternehmen können von Auftragsvergaben ausgeschlossen werden, wenn leitende Personen wegen Bildung krimineller Vereinigungen, Terrorismusfinanzierung, Geldwäsche, Betrug, Bestechlichkeit, Vorteilsgewährung, Bestechung, Menschenhandel, Steuerhinterziehung und ähnlichen Delikten rechtskräftig verurteilt worden sind oder gegen das Unternehmen eine entsprechende Geldbuße verhängt wurde.
In Baden-Württemberg waren Aufträge der öffentlichen Hand an Kopps Firmen ebenfalls schon Thema. Dort berichtete der Südwestfunk (SWR) darüber – und wurde auch im eigenen Haus fündig. Am berühmten Stuttgarter Fernsehturm war Lautenschlager und Kopp in den vergangenen 20 Jahren zweimal im Einsatz.