Wem gehört unser Wasser? Mit dieser Frage beschäftigt sich der gleichnamige Podcast, den Helen Krueger-Janson für unsere Redaktion aufgenommen hat. Damit eng verknüpft ist die Frage, wer eigentlich fürs Wasser zahlen muss – und wer nicht. Über ein Jahr nach der Veröffentlichung gibt es nun einen neuen Ansatz der bayerischen Staatsregierung: Der Wassercent soll eingeführt werden, also eine Abgabe für diejenigen, die Wasser aus dem Boden oder aus Seen und Flüssen entnehmen. Dabei geht es aber um mehr als nur ein paar Verwaltungsfragen – das zeigt unser Podcast.
Podcast "Wem gehört das Wasser?": In der 1. Folge geht es um heiße Sommer und illegales Wasserpumpen
Unter der heißen Mittagssonne werden die grünen Blätter seiner Zuckerrüben immer schwächer. Mit jeder Minute neigen sie sich tiefer zur Erde. Die Ränder verfärben sich, und es knistert, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Jochen Meindl steht an seinem Acker und schaut seiner Ernte beim Sterben zu.
"Irgendwann stellen die Rüben dann ihr Wachstum ein", sagt Meindl. Der Landwirt betreibt eine Biogasanlage in der Augsburger Umgebung. Näheres soll hier nicht stehen, und auch sein Name ist in Wirklichkeit ein anderer. Meindl braucht die Zuckerrüben vom Feld, um seine Anlage zu befüllen. Wachsen sie nicht gut, erzeugt er weniger Energie, kann seine Lieferverträge nicht einhalten oder verdient weniger. Schuld daran ist der fehlende Regen. Wochenlang trocknen seine Rüben im Sommer 2022, weil kein Tropfen fällt. Es ist der wärmste je in Europa gemessene Sommer, und über Wochen bleibt der Landregen aus, der für Landwirte wie ihn so wichtig ist. Dabei hat es in absoluten Zahlen mehr geregnet als in den Jahren davor.
Der Sommer 2022 war so trocken, dass Landwirte in ganz Bayern unerlaubt Wasser aus Flüssen oder Brunnen gepumpt haben. Gleichzeitig sinkt das Grundwasser. Wie soll das gut gehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die erste Folge unseres Wasser-Podcasts.
Podcast "Wem gehört das Wasser?": In der 2. Folge geht es um den sogenannten Wassercent
Eine knappe Woche nach der großen Flut im Ahrtal, die mindestens 180 Menschen das Leben kostete, steht der bayerische Ministerpräsident Markus Söder im Landtag und hält eine Regierungserklärung. Das Hauptthema: Wasser und der Klimaschutz im Freistaat. Neben Hochwasserschutz geht es in seiner Rede auch das erste Mal um den Wassercent, eine Abgabe pro Kubikmeter für alle, die Grundwasser entnehmen. Bisher gilt diese für niemanden in Bayern. Das bedeutet, dass jedes Unternehmen, jeder Chemiekonzern und jede Brauerei so viel aus dem Boden pumpen kann, wie es ihre Genehmigung zulässt, ohne eine Abgabe dafür zahlen zu müssen. In 13 von 16 Bundesländern gibt es den Wassercent, nur in Bayern, Hessen und Thüringen nicht.
Unternehmen, Energieversorger oder Brauereien entnehmen Grundwasser und zahlen dafür keinen Cent. Bayern ist damit eine Ausnahme. Ändert sich das? Das hören Sie in der zweiten Folge.
Podcast "Wem gehört das Wasser?": In der 3. Folge geht es um Verteilungskämpfe
Jochen Berchtold ist frustriert. Seit fast 20 Jahren setzt er sich mit den Ämtern in seiner Region auseinander und kommt nicht weiter. Fünf dicke Leitz-Ordner stehen dazu in seinem Büroregal. Was er will? Die Aufrichtigkeit der Ämter und Wasser. Der Landwirt für Schweinemast und Ackerbau betreibt an seinem Hof in Blindheim auch eine Mühle, durch die der Nebelbach fließt. Doch seit ungefähr zehn Jahren führe der kaum noch Wasser. Für Berchtold und seinen befreundeten Geologen Michael Audibert ist der Grund dafür klar: So lange wie der Bach schon um Höhe kämpfe, pumpe der örtliche Wasserversorger aus dem Tiefengrundwasser.
Und durch dieses Pumpen soll es auch zu Rissen an Berchtolds Haus gekommen sein. Tiefengrundwasser ist teilweise tausende Jahre alt und sammelt sich über hundert Meter unter der Oberfläche an. Es ist das, was der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) als "eiserne Reserve für Not- und Krisensituationen" bezeichnet.
Im Raum Augsburg tobt seit geraumer Zeit ein Streit ums Wasser. Warum Kämpfe um Wasser weiter zunehmen werden, hören Sie in der dritten Folge.
Podcast "Wem gehört das Wasser?": In der 4. Folge geht es um Lösungsansätze
„Wir reden so ungern über Mengen“, sagt der Chef der Augsburger Brauerei Riegele, als unsere Redaktion ihn danach fragt, wie viel Grundwasser er mit seiner Brauerei jedes Jahr pumpt. Grundwasser ist in Bayern kostenlos, da es hier im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern keine Gebühr dafür gibt (Mehr dazu in Folge 2: Söders Soda: Warum in Bayern viele nicht für Wasser zahlen). Und auch kein Gesetz, das festlegt, dass es für die Öffentlichkeit einsehbar sein muss, wer wie viel Wasser entnimmt.
Wasser wird immer knapper und wir sind nicht darauf vorbereitet? Wie geht es weiter, welche Lösungen gibt es? Das hören Sie in der vierten und abschließenden Folge des Recherche-Podcasts.