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Rauschmittel: Hat Bayern ein Problem mit der Partydroge Lachgas?

Rauschmittel

Hat Bayern ein Problem mit der Partydroge Lachgas?

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    In Teilen Europas, hier ein Bild aus den Niederlanden, ist Lachgas als Partydroge bereits seit Jahren weit verbreitet. Experten sprechen von einer besorgniserregenden Entwicklung.
    In Teilen Europas, hier ein Bild aus den Niederlanden, ist Lachgas als Partydroge bereits seit Jahren weit verbreitet. Experten sprechen von einer besorgniserregenden Entwicklung. Foto: Annette Birschel, dpa (Archivbild)

    Die Polizeimeldungen finden sich bundesweit. Besonders tragisch: Ein 16-Jähriger stürzte Ende November in die Gleise im Bahnhof Pasing und wurde von einer Regionalbahn erfasst. Kurz zuvor habe er sich mit einem Begleiter an Lachgas berauscht, teilte die Bundespolizeiinspektion München mit – und warnte vor dem Konsum von Distickstoffmonoxid. Ihr zufolge habe der 16-Jährige ein Bein verloren, im Krankenhaus befinde er sich nicht mehr. Es sei wohl nur eine Frage der Zeit, bis Lachgas auch in Bayern ein großes Problem werde, schrieben die Nürnberger Nachrichten bereits im vergangenen Sommer.

    Wie groß aber ist das Problem momentan? Gibt es einen weiteren besorgniserregenden Trend nach der "Hot-Chip-Challenge"? Bei dieser "Mutprobe", die sich über soziale Netzwerke verbreitete, wurden extrem scharfe Tortilla-Chips gegessen. Manche Kinder und Jugendliche landeten im Krankenhaus, wie im Oktober zwei Mädchen aus Garmisch-Partenkirchen. Unter anderem Bayern ließ entsprechende Produkte aus dem Verkehr nehmen. Der Hersteller setzte den Verkauf in der gesamten EU aus – und bewirbt seinen "Hot Chip" nun mit "neuem Rezept".

    In jedem Supermarkt oder online gebe es mit Lachgas gefüllte Kapseln

    Wie zuvor Hot Chips ist Lachgas legal. Eine Krankenkasse stellt fest, die "Beschaffung ist ganz leicht: In jedem Supermarkt oder online gibt es mit Lachgas gefüllte Kapseln". Onlineshops werben für Lachgas als "Smart Drugs": "Heutzutage ist Lachgas für Partys unverzichtbar", liest man. Die damit verbundene Rauschmittel-Problematik ist allenfalls zu erahnen. So erklärt das bayerische Gesundheitsministerium: "Repräsentative Daten für Deutschland beziehungsweise Bayern liegen noch nicht vor." Dies gelte auch für polizeiliche Statistiken, ergänzt das bayerische Innenministerium.

    Stichprobenhafte Anfragen ergeben: Die Bundespolizeiinspektion München sieht "keinen Trend". Dem Polizeipräsidium Schwaben Nord "sind derzeit keine Fälle oder Straftaten im Zusammenhang mit der Konsumierung von Lachgas durch Kinder und Jugendliche bekannt". In der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Augsburger KJF Klinik Josefinum spielten Behandlungen nach Lachgas-Missbrauch "keine Rolle", heißt es; aus der Kindernotaufnahme am Universitätsklinikum Augsburg wird berichtet, man habe entsprechende Notfälle "in den vergangenen Jahren nur sehr selten erlebt".

    Doch selbst wenn Lachgasgebrauch unter Jugendlichen nicht aktenkundig wird, ein Thema unter ihnen ist er. Nicht zuletzt, nachdem der Rapper Haftbefehl im vergangenen März einräumte, am Tag 50 Flaschen konsumiert zu haben – und sich für ein Verbot aussprach. In Frankfurt am Main in Bayerns Nachbarland Hessen wurden im Dezember Ergebnisse der repräsentativen "Frankfurter Schulbefragung" vorgestellt. Demnach ist der Anteil der Befragten, die Erfahrungen mit Lachgas haben, nach einem sprunghaften Anstieg von 2020 auf 2021 im Jahr 2022 "noch einmal deutlich gestiegen": 17 Prozent der 957 Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren hatten es mindestens einmal ausprobiert. Der Konsum von Lachgas sei damit auf dem höchsten Stand seit Erhebungsbeginn 2002. Frankfurter Bürger sähen das Phänomen im Stadtbild vermehrt als achtlos entsorgten Sondermüll. Die Stadt München verfügt nicht über derlei Erhebungen.

    Die Bayerische Staatsregierung prüfe "fortlaufend präventive beziehungsweise rechtliche Handlungsbedarfe", heißt es auf Anfrage

    Laut Experten ist das Gas für sein schnelles, aber kurzlebiges Gefühl von Euphorie und Losgelöstsein als Rauschmittel beliebt – zudem aufgrund seiner niedrigen Preise und der Wahrnehmung, dass es relativ sicher sei. Meist werden Luftballons mit dem Lachgas aus Sahnekapseln gefüllt, das Gas dann aus den Ballons inhaliert. Nebenwirkungen sind oft Schwindel oder Benommenheit. Auch Ohnmacht oder vorübergehender Verlust der Koordination treten auf. Körperlich abhängig macht Lachgas nicht, bei häufigem Konsum können innere Organe und Nervensystem Schaden nehmen.

    In den Niederlanden steht Lachgas seit Anfang 2023 auf der Liste der verbotenen Rauschmittel, Besitz und Verkauf sind verboten. In Großbritannien, wo es einem Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht von 2022 zufolge zu einer der am meisten missbrauchten Substanzen in England und Wales geworden war, ist sein Besitz seit November 2023 strafbar.

    "Die Bayerische Staatsregierung beobachtet die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Verwendung von Lachgas als Droge sehr genau und prüft fortlaufend präventive beziehungsweise rechtliche Handlungsbedarfe", erklären auf Anfrage Gesundheits- und Innenministerium in einer gemeinsamen Antwort. Da Lachgas in diversen Industriezweigen angewendet und in der Medizin als Narkosemittel verwendet werde, "müsste ein Verbot von Lachgas zur Missbrauchseindämmung, egal auf welcher Rechtsgrundlage, dies berücksichtigen".

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