Der Weg zurück zum Mond führt über Bayern – zumindest ein wenig. Denn in Oberpfaffenhofen im Kreis Starnberg wird das dortige Raumfahrtzentrum zu einem Mondkontrollzentrum ausgebaut. Von dort aus sollen im Wechselspiel mit dem Nasa-Zentrum im texanischen Houston die nächsten bemannten Nasa-Missionen zum Mond überwacht werden. Und der Ehrgeiz geht noch viel weiter.
Am Mittwochnachmittag war München der Schauplatz eines Meilensteins für die Raumfahrt in Bayern. So jedenfalls lautete die Lesart der Teilnehmenden. Eine Jazz-Band intonierte den Frank-Sinatra-Klassiker "Fly me to the moon", kurz darauf setzen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sowie die Spitzen der europäischen Raumfahrtagentur Esa und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Unterschriften unter eine Absichtserklärung, deren Ziele bis zum Mars reichen. Esa-Generaldirektor Josef Aschenbrenner sprach von "einem ganz wichtigen Schritt" und lobte die Weitsicht seines Gastgebers Söder. Der blickte sehr, sehr zufrieden drein und schlüpfte in eine blaue Astronautenjacke, die ihm Aschenbrenner mitgebracht hatte.
Bayern steuert 33 Millionen zur Mondmission bei
Darum geht es: Die Nasa nimmt die bemannte Raumfahrt zum Mond wieder auf und die Europäer wollen über ihre Agentur Esa mit dabei sein. 2027 soll mit dem Bau des "Lunar Gateway" begonnen werden. Die gemeinsame Raumstation von Amerikanern, Kanadiern, Europäern und Japanern soll den Mond umkreisen und als Zwischenstation für Landungen auf dem Erdtrabanten dienen. Außerdem sollen dort Tests für erste Reise des Menschen zum Mars unternommen werden.
Oberpfaffenhofen, wo das DLR Forschungseinrichtungen mit rund 2000 Beschäftigten unterhält, hat schon ein Raumfahrt-Kontrollzentrum. Von dort aus betreuen Wissenschaftler und Ingenieure die europäischen Aktivitäten auf der Internationalen Raumstation ISS und sind damit die direkte Verbindung ins All. Nun soll die Mondmission als Aufgabe hinzukommen. 2027 soll der damit verbundene Ausbau abgeschlossen und "das rote Band durchgeschnitten werden", wie Aschenbrenner sagt. Bayern spendiert 33 Millionen Euro für den Bau eines neuen Gebäudes.
Für Söder sind diese Ankündigungen die Krönung des bayerischen Raumfahrtprogramms "Bavaria One". Vor sechs Jahren ins Leben gerufen, konzentriert es sich auf die Förderung von Wirtschaft und Wissenschaft. Zusammen mit den traditionsreichen Luft- und Raumfahrtfirmen im Freistaat "sind wir eine kleine Weltraummacht", findet Söder. 200 Firmen aus diesem Bereich gebe es in Bayern, der wirtschaftliche Nutzen der Raumfahrt sei schon jetzt groß und werde wachsen. Wirklich faszinierend aber findet der CSU-Politiker die Erforschung fremder Planeten. Mit leuchtenden Augen sprach er von der Möglichkeit, auf dem Mars Wasser und vielleicht Spuren von Leben zu finden. Der Mond ist für ihn Zwischenstation. Söder begeistert: "Wir haben sozusagen schon einen Fuß in der Rakete."
Zur Geschichte der Raumfahrt gehören allerdings auch Zwischenfälle, Verzögerungen und Kostenexplosionen, sodass Vorhersagen häufig korrigiert werden müssen. Der Erstflug der neuesten europäischen Weltraumrakete Ariane VI wurde schon mehrfach verschoben – jetzt soll es in diesem Sommer so weit sein. Auch das Mondprogramm der Nasa musste schon Verzögerungen hinnehmen.
So etwas tat der Zuversicht der Offiziellen am Mittwoch in München keinen Abbruch. Esa-Chef Aschenbrenner schwärmte vom Milliardenmarkt Raumfahrt, dessen Volumen in einigen Jahren eine Billion Euro betragen werde. Die für Raumfahrt zuständige DLR-Vorständin Anke Pagels-Kerp weiß jedenfalls schon ganz genau, wo sie die Landung auf dem Mond miterleben will: im neuen Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen.