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Rassismus: Fall "Drei Mohren": Wo in Bayern über umstrittene Namen diskutiert wird

Rassismus

Fall "Drei Mohren": Wo in Bayern über umstrittene Namen diskutiert wird

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    Im vergangenen Herbst wurde von Demonstranten eine Umbenennung des Hotels in der Augsburger Maximilianstraße gefordert. Jetzt steht fest: Das „Drei Mohren“ heißt künftig „Maximilian’s Hotel“.
    Im vergangenen Herbst wurde von Demonstranten eine Umbenennung des Hotels in der Augsburger Maximilianstraße gefordert. Jetzt steht fest: Das „Drei Mohren“ heißt künftig „Maximilian’s Hotel“. Foto: Peter Fastl

    Das Augsburger Traditionshotel "Drei Mohren" wird sich in "Maximilian’s Hotel" umbenennen. Es reagiert damit auf die aktuelle Rassismusdebatte, aber auch auf den Druck von Gästen und Organisationen wie Amnesty International, die den Namen des Hauses seit Jahren als rassistisch und nicht mehr zeitgemäß eingestuft hatten.

    Nachdem sich die Hotelleitung um Direktor Theodor Gandenheimer zunächst gegen einen Namenswechsel gewehrt hatte, soll nun alles sehr schnell gehen: Bis zum Jahresende will das Haus in der Augsburger Innenstadt nicht nur den Schriftzug an der Fassade, sondern auch Briefpapier und sämtliche andere Marketingprodukte ausgewechselt haben. Das ursprüngliche Logo – drei stilisierte Mohrenköpfe – war bereits im Herbst vor zwei Jahren ausgewechselt worden.

    Was bleibt, sind die Büsten dreier Männerköpfe, die die Fassade des Hauses schmücken. Sie stellen die drei abessinischen Mönche dar, auf die der Name des Hotels zurückgeht. Gandenheimer kann sich jedoch vorstellen, diese Büsten künftig durch Hinweistafeln historisch einzuordnen.

    Der Augsburger "Drei-Mohren"-Chef sagt: Wir haben aus der Debatte gelernt

    Eine erste größere öffentliche Debatte um den Namen hatte es im Sommer 2018 gegeben. Die Augsburger Jugendgruppe von Amnesty International hatte damals gefordert, das Hotel umzubenennen. Als Alternative nannten die Aktivisten den Namen "Drei Möhren". Vor allem diesem humorvollen Vorschlag war es wohl geschuldet, dass der Vorstoß bei vielen Bürgern eher Unverständnis auslöste, als sie für den eigentlichen Hintergrund der Debatte zu sensibilisieren.

    Dies geschah nun durch die aktuellen weltweiten Diskussionen über zunehmenden Rassismus und die weltweite Bewegung "Black Lives Matter". Hotelchef Theodor Gandenheimer sieht in ihr ein nachhaltiges Engagement gegen Diskriminierung, dem sich auch das Augsburger Hotel nicht verschließen wolle: "Wir sind ein internationales Haus mit Mitarbeitern aus 22 Nationen." Nicht nur bei ihnen, auch bei vielen Gästen habe der Name des Hotels zuletzt immer wieder Befremden ausgelöst. Wolle man das Haus für die Zukunft erfolgreich ausrichten, käme man an einem neuen Namen nicht vorbei. "Auch wir haben aus der Debatte gelernt", sagt Gandenheimer.

    Die Rassismusdebatte wird natürlich nicht nur in Augsburg geführt, sondern an mehreren Orten im Freistaat. Auf dem Prüfstand steht etwa auch das Stadtwappen von Coburg, der sogenannte "Coburger Mohr". Darauf ist auf goldenem Hintergrund das in Schwarz gehaltene Gesicht eines Afrikaners (aus der Seitenperspektive) mit krausem Haar und einem goldenen Ohrring zu sehen. Das gefällt nicht allen. Die Berlinerin Juliane Reuther hat zusammen mit einer Freundin eine Petition ins Leben gerufen – mit dem Ziel, dass das Wappen geändert wird. Die Zahl der Unterzeichner soll schon deutlich vierstellig sein. Nach Angaben des Stadtheimatpflegers Hubertus Habel schütteln aber viele Menschen in Coburg die Köpfe über die Initiative, vor allem Alteingesessene.

    Die Grünen in Ismaning und Unterföhring entfachten eine Rassismus-Diskussion

    Eine ganz ähnliche Debatte hat sich in den beiden Gemeinden Ismaning und Unterföhring bei München entsponnen. Auch dort ziert die Gemeindewappen jeweils ein Mann mit offenkundig afrikanischer Herkunft. Die Grünen in Ismaning etwa fordern daher – auch angesichts der weltweiten Rassismus-Debatte – eine "ergebnisoffene" Diskussion um das Wappen, wie der Münchner Merkur vermeldet.

    Doch die anderen Fraktionen haben dem Ansinnen eine Absage erteilt. "Ismaning ist bunt, tolerant und weltoffen", schreiben SPD, Freie Wähler und CSU in einer gemeinsamen Erklärung.

    Im nahe gelegenen Unterföhring, wo das Wappen erst 1957 eingeführt wurde, wird ebenfalls seitens der Grünen eine Beseitigung des Gesichtes aus dem Symbol gefordert. Gemeindechef Andreas Kemmelmeyer lehnt das aber einem Medienbericht zufolge ab. Der gekrönte Mohr stelle einen Bischof von Freising dar und symbolisiere so eine historische Zugehörigkeit zum Freisinger Hochstift. "Unser Mohr hat nichts mit einem Sklaven zu tun", sagt Kemmelmeyer. Vielmehr drücke das gekrönte Haupt Verehrung aus.

    Hören Sie sich darüber hinaus auch unseren Podcast mit Stadträtin Lisa McQueen zum Thema Rassismus an:

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Umgang mit Rassismus: Wir müssen die Geschichte besser aufarbeiten

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