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Quereinstieg als Lehrerin: Was sie sich vom Schulsystem wünscht

Schule

Quereinstieg: Was sich eine angehende Lehrerin vom Schulsystem wünscht

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    Zurzeit werden viele Lehrkräfte gesucht. Es gibt daher auch für Quereinsteiger gute Chancen.
    Zurzeit werden viele Lehrkräfte gesucht. Es gibt daher auch für Quereinsteiger gute Chancen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolfoto)

    Karin Unger mag ihren neuen Beruf. Sie mag es, wie sicher sie nach einem Jahr an der Schule schon vor der Klasse steht und selbstständig Unterricht hält. Ihr gefällt, dass die Kinder und Jugendlichen Vertrauen zu ihr gefasst haben. Und sie feiert es als Erfolg, wenn sie 25 Mädchen im Teenie-Alter motivieren kann, begeistert im Sportunterricht mitzumachen. Die 42-Jährige aus Blaichach (Oberallgäu) ist Quereinsteigerin an der Mittelschule Immenstadt. Vorher hatte sie 20 Jahre lang in der Sportartikelbranche gearbeitet. Dann schulte sie um – der Familie zuliebe, die in ihrem alten Beruf oft zurückstecken musste.

    Jetzt ist Unger auf dem besten Weg, eine vollwertige Lehrerin zu werden. Ein weiteres Jahr noch dauert der sogenannte Vorbereitungsdienst, die erste Hälfte der zweijährigen Ausbildung hat sie schon hinter sich. "Ich werde auf jeden Fall weitermachen", sagt Unger. Auch nach der Ausbildung will sie dem Schulsystem erhalten bleiben – aber nur unter einer Bedingung: "Ich will nicht ins Nirgendwo versetzt werden. Umziehen könnte ich nicht – dann mache ich lieber meinen alten Job wieder." 

    Viele Quereinsteiger an Schulen waren lange in ihren alten Berufen

    Wie Karin Unger geht es vielen der rund 900 Quereinsteigerinnen und -einsteiger, die bereits an den Schulen in Bayern unterrichten oder im Herbst anfangen. Sie sind mitten im besten Berufsalter, haben oft Familie, ein eigenes Haus, das sie womöglich noch abbezahlen müssen. Sie haben für den Einsatz an der Schule ihren alten Beruf aufgegeben, viele waren zuvor in betriebswirtschaftlichen Branchen tätig, haben einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund oder kommen wie die Allgäuerin aus dem Sportbereich.

    In der zweijährigen Ausbildung zur Lehrkraft können sich die Neustarter relativ sicher sein, dass ihre Schule nah an ihrem Wohnort liegt. Das ist ein Unterschied zu "normalen" Referendaren, die nach ihrem Lehramts-Studium an der Hochschule und dem ersten Staatsexamen damit rechnen müssen, den praktischen Teil ihrer Ausbildung weit entfernt von ihrem Wohnort zu absolvieren. Auch für diese Menschen wünscht sich Karin Unger eine Veränderung: "Man bekommt fast den Eindruck, das ist höhere Gewalt. Aber das stimmt ja nicht. Hier sollte man den Lehrkräften mehr entgegenkommen." Und in der Tat ist dies einer der Hauptkritikpunkte angehender Lehrkräfte seit vielen Jahren. In Lehrerforen im Netz findet man leidvolle Berichte von mehrfachen Umzügen, von denen die Betroffenen teils erst kurz vorher erfahren.

    Karin Unger hat Gefallen an ihrem neuen Job als Lehrerin gefunden.
    Karin Unger hat Gefallen an ihrem neuen Job als Lehrerin gefunden. Foto: Ralf Lienert

    Für die Zeit nach der Ausbildung betont ein Sprecher des bayerischen Kultusministeriums: Die Personalverwaltung sei "mit hohem Aufwand bemüht, die Notwendigkeiten der Personalversorgung der Schulen bestmöglich mit den individuellen Einsatzwünschen unserer Lehrkräfte in Einklang zu bringen". Jeder Einzelfall werde "intensiv geprüft und die persönliche Situation der Lehrkräfte im Rahmen des Möglichen berücksichtigt". Quereinsteiger bei den Einsatzorten zu privilegieren, sei sowohl aus rechtlichen als auch aus Gründen der Gleichbehandlung nicht möglich. 

    Ledige Bewerber haben es bei der Stellenvergabe am schwersten

    Grundsätzlich haben verheiratete Lehrerinnen und Lehrer mit minderjährigen Kindern genauso wie Alleinerziehende Vorrang bei der Vergabe offener Stellen. Verheiratete Lehrkräfte oder Bewerber in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft haben Vorteile gegenüber Unverheirateten. Unter den ledigen Bewerberinnen und Bewerbern entscheidet unter anderem die Prüfungsnote darüber, wer seine Wunschstelle bekommt.

    Karin Unger, verheiratet und mit zwei Kindern, dürfte also gute Chancen haben, in Immenstadt zu bleiben. Für sie beginnt schon bald die Vorbereitung aufs nächste Schuljahr. "Ich überlege: Wie will ich meinen Unterricht gestalten? Und ich bereite mich zusammen mit dem Lehrer aus der Parallelklasse vor." Am ersten Schultag steht der nächste Schritt in ihrer Ausbildung an: Dann bekommt sie ihre erste eigene Klasse, eine siebte.

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