Mehrere Kilo Drogen und Zehntausende Euro Umsatz: Wegen eines großangelegten Drogenhandels über das Internet steht ein 23 Jahre alter Student aus Niederbayern seit Freitag vor dem Landgericht Bamberg. Was laut seinem Verteidiger als "IT-Projekt" begann, entwickelte sich zwischen Oktober 2021 und März 2022 zu einer Handelsplattform für Drogen und verschreibungspflichtige Medikamente mit Hunderten Abnehmern, wie aus der Anklage hervorgeht.
Die Plattform "Deutschland im Deep Web 3" hatte zuletzt rund 16.000 Nutzer und zählte laut Ermittlern zu den größten deutschsprachigen Drogen-Marktplätzen im Darknet, einem verborgenen Teil des Internets. Es ist zudem ein Marktplatz mit Vorgeschichte: Der Betreiber der ersten Version des Marktplatzes war 2018 zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden, nachdem der Attentäter vom Olympia-Einkaufszentrum in München dort seine Waffe und Munition gekauft hatte.
Auf der nun im Fokus stehenden Plattform sollen dagegen hauptsächlich Drogen verkauft worden sein. Zu Prozessbeginn schwieg der Angeklagte, seine Anwälte kündigten ein Geständnis zu einem späteren Zeitpunkt an. Ein Verteidiger des Mannes erklärte aber, das Ganze sei vom "Freigeist" des Angeklagten auch im Umgang mit Drogen geprägt gewesen. In seinem sozialen Umfeld habe es dem Studenten an Wertschätzung gefehlt, im Netz dagegen habe er diese erfahren.
Der junge Mann ist für die Polizei kein Unbekannter. 2019 war er laut Ermittlern verurteilt worden, weil er sich in das Netzwerk einer Schule gehackt hatte. Auch Daten aus zwei weiteren Ermittlungsverfahren konnte das mit dem Fall betreute Bundeskriminalamt mit der Drogenplattform in Verbindung bringen. Eine Handynummer, ein Online-Bahnticket nach Dingolfing und Überweisungen eines Kontos für Kryptowährungen führten letztlich bis ins Zimmer des Studenten in Landshut.
Mit zwei bereits verurteilten Komplizen soll der 23-Jährige zudem geplant haben, einen weiteren Marktplatz im Darknet einzurichten. Auch über einen Shop im frei verfügbaren Internet soll der Angeklagte einen regen Handel betrieben haben. Fast 3,5 Kilo Ketamin, 1,7 Kilo MDMA und mehr als 17.000 Ecstasy-Tabletten fanden so ihre Abnehmer. Der bei diesen Geschäften erzielte Umsatz belief sich laut der ermittelnden Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg auf rund 110.000 Euro.
Seit seiner Festnahme im Oktober 2022 sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe lauten auf Betreiben krimineller Handelsplattformen im Internet und Verabredung zum bandenmäßigen Drogenhandel sowie Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz. Nun droht dem Angeklagten eine mehrjährige Haftstrafe. Bei einem Gespräch noch vor Prozessbeginn hatten sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung nach Angaben des Gerichts darauf verständigt, dass sie eine Haftstrafe zwischen vier und sechs Jahren für angemessen halten. Hintergrund sei das angekündigte Geständnis des Angeklagten und die Tatsache, dass er die Tat und ihre Folgen bereue.
(dpa)