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Alfons Schuhbeck wurde 75:Sein Geburtstag im Knast

Promi-Koch

Schuhbeck ist 75: Wie feiert man im Gefängnis Geburtstag?

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    Alfons Schuhbeck, Koch und Unternehmer, hier 2022 im Gerichtssaal des Landgerichts München I.
    Alfons Schuhbeck, Koch und Unternehmer, hier 2022 im Gerichtssaal des Landgerichts München I. Foto: Sven Hoppe, dpa (Archivbild)

    Der FC Bayern gratulierte, der Bayerische Rundfunk zeigte ihm zu Ehren ein Sonderprogramm mit dem Best-of aus zahllosen Kochsendungen und der Jubilar selbst beteuerte in Interviews, sich noch immer jugendlich zu fühlen: Der letzte runde Geburtstag Alfons Schuhbecks, sein 70. vor fünf Jahren, war eine einzige große Verneigung vor dessen Lebenswerk. Allgegenwärtig war er damals.

    An diesem Donnerstag „feiert“ der nach wie vor bekannteste Gastronom Bayerns nun seinen 75. Geburtstag – und alles ist anders. Schuhbeck sitzt in Haft in Rothenfeld nahe Kloster Andechs, einer Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech. Acht Monate seiner Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung hat er hinter sich gebracht, zu drei Jahren und zwei Monaten ist er vom Münchner Landgericht verurteilt. Wer Schuhbeck im Oktober 2022 im Gerichtssaal gesehen hat und all die Fotos aus der Verhandlung kennt, weiß es: Rein äußerlich ist der frühere Topkoch um Jahrzehnte gealtert. Gebrochen sah er aus, zusammengesunken.

    Die JVA-Außenstelle Rothenfeld ist Schuhbecks Heimat auf Zeit.
    Die JVA-Außenstelle Rothenfeld ist Schuhbecks Heimat auf Zeit. Foto: Holger Sabinsky-Wolf

    Geburtstag von Schuhbeck im Gefängnis „in keinster Wiese gewürdigt“

    Wie es ihm heute geht, wissen nur seine Mithäftlinge, die JVA-Bediensteten und enge Vertraute. Es ist davon auszugehen, dass FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß ihm auch zum 75. eine SMS ins Gefängnis schreiben wird. Darüber hinaus kann sich der frühere Sternekoch in Haft nicht über eine Sonderbehandlung am Ehrentag freuen – jedenfalls erklärt es so JVA-Leiterin Monika Groß auf die Frage hin, wie Geburtstage im Gefängnis gefeiert werden. „Die Tatsache, dass ein Gefangener Geburtstag hat, spielt für den Vollzug keine Rolle“, sagt sie gegenüber unserer Redaktion. Das werde „in keinster Weise gewürdigt, egal wo der Gefangene untergebracht ist“.

    Immerhin: Schubeck muss seinen Ehrentag nicht allein in der Zelle verbringen. Im Februar wurde er nach Rothenfeld verlegt. Die Anlage, einst Sommersitz der Geistlichen von Kloster Andechs, liegt idyllisch im Grünen. Anfang des 20. Jahrhunderts neu erbaut, beherbergt sie heute Gefangene mit Lockerungen im Vollzug. Dort haben die Insassen mehr Freiheiten, dürfen länger ihre Zellen verlassen und starren nicht tagein, tagaus auf eine hohe Gefängnismauer. Die gibt es nämlich nicht. 

    Nach Informationen unserer Redaktion vom März darf Schuhbeck seine Anstalt einmal im Monat für ein paar Stunden verlassen. Anspruch auf einen Geburtstagsausflug in die Freiheit hat er nicht. Vollzugslockerungen und Urlaub aus der Haft würden in der Regel nur am Wochenende gewährt, erklärt JVA-Chefin Monika Groß. Aber: Gefangene, die nicht mehr zur Arbeit verpflichtet sind – also etwa Rentner wie der prominente Koch – „können auch während der Woche einen Ausgang erhalten“. Die Antragsfrist für solch einen Ausgang betrage in der Regel einen Monat. 

    Was er wohl an einem freien Geburtstag tun würde? Wohl nicht das Platzl besuchen. Der Platz gleich in der Nähe des Viktualienmarktes ist mit Schuhbecks Lebenswerk verbunden wie kein anderer. Hier führte er zwei Restaurants und ein Eiscafé, hier unterhielt er als leidenschaftlicher Gastgeber seine Gäste, klärte sie auf über die heilende Wirkung von Kurkuma und Kardamom. Hier lebte er in einer Altbauwohnung. Doch vom Glanz des „Platzlhirsches“ ist nichts mehr geblieben außer seinem Namen über dem Eingang des Gewürzladens, den heute jemand anders betreibt. Auch an seinem 70. hatte Schuhbeck, der sich nach eigener Aussage über Jahrzehnte keinen Urlaub gönnte, das Platzl hinter sich gelassen und sich einen Tag fernab des Trubels genommen.

    Alfons Schuhbeck, noch zu besseren Zeiten.
    Alfons Schuhbeck, noch zu besseren Zeiten. Foto: Matthias Balk, dpa

    Vielleicht würde er sich also eins seiner Lieblingsessen kochen, herzhaft gewürzte Fleischpflanzerl zum Beispiel, wie er einst im Interview mit unserer Redaktion verriet, oder Geschmortes wie Kalbs- oder Lammhaxe. Vielleicht würde er in den Chiemgau reisen, die Gegend seiner Kindheit und Jugend, die er laut einer Aussage von früher „tief im Herzen und gern vor Augen“ hat. Vielleicht würde er auch über die Theresienwiese schlendern, an seinen großen Traum denken: Wirt auf der Wiesn zu sein. 

    Auch wenn der vierfache Vater sich immer als Optimist bezeichnet hat: Daraus dürfte nichts mehr werden. Schuhbeck hat es sich selbst verbaut, indem er über mehrere Jahre hinweg Millionen aus den Kassen seiner Lokale nahm – und zwar, so hat es die Vorsitzende Richterin damals in ihrem Urteil formuliert, mit einer hohen kriminellen Energie. Eins der größtmöglichen Geschenke für den gefallenen Gourmet wäre es wohl, in Zukunft etwas häufiger das Gefängnis verlassen zu dürfen. Dass der jetzt 75-Jährige bald Freigänger wird, halten Justizexperten für durchaus möglich. 

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