Die Stimmung ist entspannt an diesem Nachmittag in den Herbstferien im Terminal 2 des Münchner Flughafens. Die nächsten Flüge gehen nach Frankfurt, Kairo oder Ibiza. Wer sein Gepäck aufgeben will, kommt gleich dran, vor dem Sicherheitscheck gibt es keine Schlangen. Doch es geht auch anders und deshalb hat der Ruf des zweitgrößten deutschen Flughafens gelitten. Münchens „Tor zur Welt“ kann nämlich genau an dieser Stelle zum Nadelöhr werden, die eindrücklichen Bilder vom 3. Oktober sind mit ein paar Klicks im Internet zu finden.
Chaos in Terminal zwei am Flughafen München
Weil an jenem Feiertag der Andrang vor dem Sicherheitscheck riesig war, versuchte die Flughafengesellschaft, das Geschehen zu entzerren und griff zu einem Notfallplan. Die Folge war eine geschätzt zwei Kilometer lange Schlange bis vor das Gebäude. Zweieinhalb Stunden sollen die Wartezeiten betragen haben, mehr als 700 Passagiere verpassten ihre Flüge. Hernach war die Empörung groß und mit ein paar Entschuldigungen war es nicht mehr getan.
Flughafenchef Jost Lammers wurde öffentlich vom Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter gerüffelt, vergangene Woche musste er bei der CSU und Ministerpräsident Markus Söder im Landtag antreten. Danach wurde Lammers mit diesen Sätzen zitiert: „Wir sind mit der gegenwärtigen operativen Situation an unserem Flughafen und der Qualität der Prozesse bei weitem nicht zufrieden.“ Man arbeite daran, wieder das frühere Niveau zu erreichen. „Das muss unser Anspruch sein.“
Die Flughafengesellschaft gehört Bund, Land und Stadt, mit 51 Prozent ist der Freistaat der größte Anteilseigner. Diesen Hebel hat Söder genutzt, um direkt einzugreifen. Schon vor dem Treffen im Landtag hatte er verkündet, was sich dort ändern soll: mehr Menschen für die Abfertigung am Boden, ein Ausbau der Sicherheitsschleusen. Aus Söders Sicht gibt es einen klaren Auftrag: „Verspätungen reduzieren, schneller kontrollieren, Gepäck schneller abfertigen und gemeinsam mit der Bundespolizei die Passkontrollen beschleunigen.“
Bleibt die Frage, ob sich die Probleme so schnell beheben lassen. Münchens Flughafen ist ein riesiges Räderwerk. Mehr als 30.000 Menschen arbeiten hier, allein die Flughafengesellschaft hat um die 9000 Beschäftigte, 111.000 Passagiere werden tagtäglich abgefertigt. Von seiner einstigen Spitzenauslastung ist der Flughafen damit noch entfernt, er ist nach Angaben der Betreiber-Gesellschaft bei 85 Prozent des Vor-Corona-Niveaus angelangt. Dennoch gibt es an vielen Stellen Probleme: Pünktlichkeit lautet eines, verschwundene Koffer waren in den vergangenen Monaten ein anderes.
Gewerkschaft klagt über Arbeitsbeingungen am Flughafen München
Kürzlich wieder hat die Gewerkschaft Verdi die Arbeitsbedingungen fürs Bodenpersonal beklagt. Im Sommer hätten dort 600 bis 700 Beschäftigte gefehlt. Verdi warnt vor wachsenden Problemen bei der Gepäckabfertigung, was lange Wartezeiten und vermehrte Gepäckverluste zur Folge habe. Trotz einer Einstellungsoffensive, bei der 1500 neue Stellen besetzt wurden, bestünden weiterhin Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden.
Seit 2022 hat der Flughafen eine sogenannte Taskforce für die Personalgewinnung im Einsatz. Fündig wird man vor allem im Ausland, weil der Arbeitsmarkt hierzulande abgegrast ist. Zudem investiert man in die Technik. Es gibt neue Scanner für die Gepäckkontrollen und sogar einen Roboter, der Snacks ausliefert. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich ein Teil der Probleme nicht in München lösen lässt. Der europäische Flugverkehr leidet in der Folge des Ukraine-Krieges unter veränderten Flugrouten, Lieferanten wiederum am allgegenwärtigen Personalmangel. Die wegen des Klimawandels häufigeren Gewitter unterbrechen die Abfertigung der Flugzeuge auf den Rollfeldern. So füge sich eines zum anderen, sagt ein Flughafensprecher und behauptet: „Wir haben das analysiert. 80 Prozent der Ursachen liegen nicht in der originären Zuständigkeit des Flughafens München.“
Tipps für Reisende
Anreise: Leidiges Thema, gerade, wenn man aus dem westlichen Bayern kommt. Bahn und S-Bahn oder Bus sind störanfällig und dauern, aber auch auf den Straßen gibt es immer wieder Staus. Hinzu kommen die Gebühren für einen der mehr als 30.000 Parkplätze. Direkt an den Terminals sind aktuell für eine Woche 229 Euro fällig, weiter weg (Bustransfer) geht es bei 89 Euro los. Wer niemanden hat, der einen fährt, kann alternativ auch auf Shuttle-Services zurückgreifen.
Zeitplan: In Zeiten mit sehr hohem Verkehrsaufkommen empfiehlt der Flughafen, drei Stunden vor der geplanten Abflugzeit am Airport zu sein. Eine noch frühere Anreise sei nicht ratsam.
Vor dem Abflug: Nutzen Sie Online-Angebote wie Check-In oder Parkplatzbuchung, informieren Sie sich bei Ihrer Airline, wann der Check-in-Schalter öffnet. Nehmen Sie nur kleine Mengen an Flüssigkeit in einem durchsichtigen Zip-Beutel mit (je 100 Mililiter, max. 1 Liter)
Weitere Tipps finden Sie online unter munich-airport.de/reisetipps.
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