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Porträt: Weltbienentag: Das Leben der Bienen ist kein Honigschlecken

Porträt

Weltbienentag: Das Leben der Bienen ist kein Honigschlecken

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    Chemikalien auf Feldern und gefährliche Varroamilben: Bienen haben es im 21. Jahrhundert nicht leicht.
    Chemikalien auf Feldern und gefährliche Varroamilben: Bienen haben es im 21. Jahrhundert nicht leicht. Foto: Wolfgang Sellmeier

    In diesen Zeiten kann man fast etwas neidisch werden, blickt man auf ein gesundes Honigbienenvolk. Da ist ein Wuseln dicht an dicht, ein großes Gesumme, ein permanentes Berühren, ein dauerndes Helfen und Unterstützen – also das Gegenteil von Social Distancing, mit dem wir Menschen gerade zurechtkommen müssen. Aber der Schein trügt. Biene im 21. Jahrhundert zu sein, ist alles andere als ein Honigschlecken. Nutzen wir den heutigen Weltbienentag mal für eine kleine Hommage an ein noch kleineres Insekt.

    Etwa einen Zentimeter lang, meist pelzig, gestreift und mit Stachel ausgestattet – Bienen gehören zu den beliebtesten Insekten weltweit. Das mag auch daran liegen, dass sie uns den Honig bescheren – allein in Deutschland jährlich übrigens rund 25.000 Tonnen – und der Honig war lange Zeit der süßeste Stoff auf unserem Planeten. Ohne die Bestäuberarbeit der Honig- und Wildbienen müssten wir außerdem auf ein Drittel der Nutzpflanzen verzichten. Gott sei Dank verlangen diese unzähligen fliegenden Arbeiterinnen für ihre Leistung keinen Lohn, allein in Deutschland müssten sie 22 Milliarden Euro bekommen, haben Forscher unlängst ausgerechnet.

    Der Mensch macht den Bienen das Leben schwer

    Anstatt sich dankbar für diese unzähligen gestreiften Helfer zu zeigen, macht der Mensch den Tieren jedoch das Leben und Arbeiten schwer. Er verteilt giftige Chemikalien auf Feldern und in Gärten, durch die menschlichen Verkehrsmittel verbreitete sich der Bienenfeind namens Varroamilbe über den Planeten und macht jährlich unzähligen Völkern den Garaus. Neuerdings will der Mensch sogar Bienen genmanipulieren, damit sie resistent gegen Pestizide sind.

    Davor warnt auch die Aurelia-Stiftung. "Im Nebel der Corona-Krise sind die Lobbyisten gerade verstärkt unterwegs und werben für den Einsatz dieser Gentechnik", sagt Vorstandsvorsitzender Thomas Radetzki. In seinen Augen ist das ökonomischer Unfug. "Biodiversität ist das Immunsystem des Planeten, einer jeden Landschaft und eines jeden Hofes, eines jeden Ackers. Das ist auf Dauer die einzige Chance für die Menschheit, zu überleben."

    Zahl der Imker und Bienenvölker steigt an

    Es gibt aber auch ein paar gute Nachrichten aus der Bienenwelt. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Imker und der Bienenvölker stark gestiegen, vor allem in den Städten. Immer mehr Menschen interessieren sich für Bienen und deren faszinierende Lebensweise – ob als Schwarmtier im Matriarchat oder allein umherfliegend als Solitärbiene. Manch einer kommt in diesen Zeiten, in denen der Mensch sich seiner Verletzlichkeit bewusst wird, auch ins Schwärmen, gar Philosophieren, angesichts der Kooperationsfähigkeit winziger Insekten, des Prinzips "eine für alle und alle für eine", der Schwarmintelligenz, über Volkes Wille und auch über Nähe und Distanz, denn Social Distancing wäre für eine Honigbiene der sichere Tod.

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