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Porträt: Schussfahrt mit dem Schicksal: Willy Bogner wird 80 Jahre alt

Porträt

Schussfahrt mit dem Schicksal: Willy Bogner wird 80 Jahre alt

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    Längst nicht immer ging es nur aufwärts im Leben von Willy Bogner – weder geschäftlich noch privat.
    Längst nicht immer ging es nur aufwärts im Leben von Willy Bogner – weder geschäftlich noch privat. Foto: Heirler, dpa

    Es gibt prominente Menschen, die spricht man tendenziell mit dem Vornamen an. Bei Wilhelm Hermann Björn Bogner junior ist das so. In der Münchner Society rufen ihn die meisten nur kumpelhaft „Willy“. Man kennt sich…

    In der bayerischen Metropole ist der frühere Skistar, Kameramann und Münchner Unternehmer daheim, man könnte fast sagen, er gehört dazu wie der alte Peter, die Isar oder das Olympiastadion. München ist auch Bogner-Stadt und Bogner verkörpert

    Willy Bogner hat dem Sport viel zu verdanken - nicht nur, dass er verlieren lernte

    Diesen Tausendsassa zu fassen ist gar nicht so einfach. Die Süddeutsche Zeitung schrieb einmal: Bei der Person Willy Bogner sei das schwierig – „es gibt einfach so viele Bilder“. Zunächst einmal das eines begnadeten Skifahrers. Mit 17 gewann er als erster Deutscher das legendäre Lauberhorn-Rennen und holte später auch Titel im Slalom und in der Kombination. 1960 und 1964 trat er bei Olympischen Winterspielen an, holte aber keine Medaille.

    Das Skifahren blieb seine Leidenschaft. Bogner hat nach eigener Aussage diesem Sport viel zu verdanken. „Das ist vielleicht sogar das Interessanteste am Bayerischen Rundfunk anlässlich seines Geburtstags.

    Auch Schicksalsschläge prägten sein Leben. 1964 kam seine damalige Partnerin bei Dreharbeiten unter seiner Leitung in einer Lawine ums Leben. 1984 starb eines seiner Adoptivkinder schon als Baby. Es folgten Jahre des Glücks und Erfolgs. Das änderte sich schlagartig 2005, als sich sein damals 17 Jahre alter Adoptivsohn Bernhard überraschend das Leben nahm. 2017 starb dann auch seine Frau Sônia, mit der er seit 1972 verheiratet war, mit nur 66 Jahren an Brustkrebs.

    Doch alles der Reihe nach. Eigentlich wäre Bogner nach seiner sportlichen Karriere lieber ins Filmgeschäft eingestiegen. Doch die Eltern drängten ihn, das 1932 vom Vater gegründete Familienunternehmen zu übernehmen. Andere wären möglicherweise frustriert gewesen. Bogner, der Betriebswirtschaft und Textiltechnik studiert hatte, fand für sich einen Weg, Geschäft mit Leidenschaft zu verbinden. Er wurde auf beiden Gebieten erfolgreich. Im James-Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ beispielsweise eröffnete er dem Publikum 1969 neue spektakuläre Perspektiven, als er mit der Kamera auf hinten aufgebogenen Skiern rückwärts vor den Skifahrern herfuhr. Lange galt er als einer der besten Ski-

    Skifahrer Willy Bogner im Jahr 1966 bei einem Slalomrennen im Allgäuer Bad Hindelang.
    Skifahrer Willy Bogner im Jahr 1966 bei einem Slalomrennen im Allgäuer Bad Hindelang. Foto: Heirler, dpa

    Auch die Firma florierte. Man kann sagen, Bogner prägte die sportliche Mode weit über den Pistenrand hinaus. Ein frühes Beispiel ist die Keilhose, die in den 1950er Jahren zum Modehit wurde. Bis heute kleidet Bogner die deutsche Mannschaft bei Olympischen Winterspielen ein.

    Beruflich wie privat: Für Willy Bogner ging es nicht immer bergauf

    Irgendwann hat Bogner aber offenbar ein wenig den geschäftlichen Überblick verloren. Wirtschaftlich ging es bergab. Der Patriarch erkannte das noch rechtzeitig und gab die operative Führung nach fast 40 Jahren ab. 2019 erfüllte sich für ihn dann ein Wunsch, als seine inzwischen 33-jährige Adoptivtochter Florinda in den Aufsichtsrat einzog.

    Seitdem hat sich Willy Bogner fast vollständig ins Private zurückgezogen. Er selbst sagte zu dem Schritt seines Ausstiegs: „Im Alter von fast 78 Jahren habe ich erkannt, dass ich das Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft nicht mehr so tatkräftig und intensiv begleiten kann, wie es erforderlich ist.“ Sportsgeist bedeute auch, im Dienst des Teams und des gemeinsamen Ziels rechtzeitig Platz zu machen. Das scheint funktioniert zu haben.

    Seinen Geburtstag, der in das 90. Jubiläumsjahr des Unternehmens fällt, werde er im privaten Kreis feiern, hat er mitteilen lassen. Und fasste die Lage in der ihm eigenen Tonalität zusammen: „Schon alles okay, würde ich sagen.“

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