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Porträt: Günther Beckstein wird 80: Vom „schwarzen Sheriff“ zum Großvater

Porträt

Günther Beckstein wird 80: Vom „schwarzen Sheriff“ zum Großvater

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    Der lange Jahre sehr erfolgreiche bayerische Innenminister und sehr schnell gescheiterte Ministerpräsident Günther Beckstein feiert an diesem Donnerstag seinen 80. Geburtstag.
    Der lange Jahre sehr erfolgreiche bayerische Innenminister und sehr schnell gescheiterte Ministerpräsident Günther Beckstein feiert an diesem Donnerstag seinen 80. Geburtstag. Foto: Daniel Löb

    Nicht jedem Menschen ist es im Alter gegeben, im Rückblick mit seinen Erfolgen und seinem Scheitern angemessen umzugehen. Bei dem lange Jahre erfolgreichen bayerischen Innenminister und sehr schnell gescheiterten Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) ist das anders. Er ist ganz offenkundig mit sich im Reinen und macht weder anderen noch sich selbst etwas vor. An diesem Donnerstag feiert er daheim in Nürnberg seinen 80. Geburtstag.

    Der Jubilar ist bester Laune. "Wissen Sie", so sagt er am Telefon, "ich bin wirklich dankbar, dass ich mich mit kleinen Einschränkungen einer bärenstarken Gesundheit erfreue." Und gleich im nächsten Atemzug beginnt er eine begeisterte Erzählung über seine letzte große Reise. Sie führte ihn nach Saudi-Arabien, wo er im Jahr 2008 – damals in Begleitung einer großen Delegation – schon einmal als Bayerischer Ministerpräsident zu Gast beim König war. "Sie würden das Land nicht wiedererkennen", sagt Beckstein. Die Religionspolizei sei abgeschafft worden, es gebe keine Kleidervorschriften mehr und es gelte eine strikte Trennung zwischen Religion und Staat. Das Land sei im Aufbruch, die Investitionen seien gigantisch. Dann unterbricht er selbst seinen Redefluss: "Ich will Sie nicht mit einem Reisebericht langweilen."

    Den CSU-Politiker Günther Beckstein gibt es noch - aber eher im Hintergrund

    Langweilig sind Becksteins Reiseberichte nie. Er ist neugierig wie eh und je. Er schaut sich die Welt mit den Augen eines erfahrenen Politikers an. Dieses Jahr war er auch schon in Bosnien-Herzegowina und für Januar plant er – wie immer gemeinsam mit seiner Frau Marga – eine Reise nach Kuba.

    Den CSU-Politiker Beckstein gibt es auch noch – allerdings eher im Hintergrund. Knapp 40 Jahre gehörte er dem Landtag an, 14 Jahre war er bayerischer Innenminister, aber nur ein Jahr Ministerpräsident. Beckstein musste Niederlagen verkraften, zum Beispiel bei der Oberbürgermeisterwahl in Nürnberg 1987. Als Innenminister jedoch war er erfolgreich wie kaum ein Länderinnenminister vor ihm. Der "schwarze Sheriff" wurde wegen seiner harten Linie oft scharf kritisiert, aber bundesweit respektiert. Selbst bei seinen Gegnern galt er stets als glaubwürdig, bodenständig und verlässlich.

    Ehemaliger Innenminister Beckstein blickt ohne Groll auf die Vergangenheit

    Diese Eigenschaften reichten allerdings nicht aus, um der CSU als Ministerpräsident nach dem Sturz seines Vorgängers Edmund Stoiber die alleinige politische Macht in Bayern zu sichern. Nach herben Stimmenverlusten bei der Wahl 2008 räumte er das Feld. Er blickt ohne Groll auf seine Vergangenheit. Er weiß genau, was ihm geglückt ist und was nicht, und räumt offen ein, dass es in seiner Partei viele Erwartungen gab, die er nicht erfüllen konnte.

    Heute legt er sich selbst Zurückhaltung auf. Er nimmt zwar regelmäßig an den Sitzungen des CSU-Vorstands teil, schweigt aber zumeist. Ratschläge von einem Vorgänger, so lautet sein alter Spruch, seien halt oft auch Schläge. Beckstein hält Vorträge, engagiert sich in Stiftungen und Aufsichtsräten und hält auch seinem CSU-Bezirksverband Nürnberg die Treue.

    CSU-Politiker Günther Beckstein ist Großvater von sieben Enkelkindern

    Mit den Jahren kam eine neue, besonders schöne Aufgabe hinzu: Beckstein ist Großvater von sieben Enkelkindern im Alter zwischen vier und zwölf Jahren. "Wenn ich nur zwei von ihnen für zwei oder drei Stunden bei mir habe, dann bin ich hinterher mehr geschafft als früher nach einem ganzen Arbeitstag in der Politik", sagt er.

    An diesem Donnerstag beginnt für ihn ein Feier-Marathon. Am Geburtstag erst mal viele Gäste, am Samstag eine Feier im engsten Familien- und Freundeskreis und kommende Woche noch drei Termine: Ein Empfang bei der Nürnberger CSU, ein Essen mit dem Nürnberger Oberbürgermeister und dann ein Essen mit Ministerpräsident Markus Söder. "Darüber freue ich mich besonders."

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