Man kann uns Bayern ja viel nachsagen, aber maßlos sind wir nicht. Ganz im Gegenteil. Die Maß ist im Freistaat das Maß aller Dinge. Weil, mögen diese Rheinländer ihr Bier gerne weiter aus diesen fingerhutkleinen Gläschen schlürfen, aber ein anständiger Bayer macht keine halben Sachen. Ein Krug, ein Liter, keine Fragen, wir verstehen uns? Genormte Volumeneinheit ist das Stichwort. Dass der Bayer per se gerne in allem und immer den größten haben will, weisen wir selbstverständlich als haltlose Unterstellung neiderfüllter Preißn zurück.
In diesen Tagen hat er jedenfalls wieder Hochsaison, der Maßkrug. Im Schottenhammel und den anderen Zelten auf dem Oktoberfest wird im Akkord eingeschenkt. Ein Prosit der Gemütlichkeit. Oder so. Ein guter Anlass jedenfalls, um ein paar Dinge klarzustellen.
So halten Sie den Maßkrug richtig
Erstens: Obacht beim Anstoßen. Die Versuchung mag groß sein, erst recht für Zugroaste - also Menschen, die eigens zur Festivität nach München gereist sind - mit der Hand durch den Henkel zu greifen und so den schweren Krug vollflächig zu umfassen. Kann halt nur richtig weh tun, wenn in bierseliger Atmosphäre die Gläser aufeinanderprallen und man die Finger nicht zeitnah in Sicherheit bringt. Der erfahrene Wiesn-Besucher greift deshalb den Krug zum Zwecke des Zuprostens stets von außen am Henkel.
Übrigens, unnützes Wissen zum Angeben: Diese runden Einbuchtungen rund ums Glas werden „Augen“ genannt und dienen nicht der besseren Griffigkeit, sondern erfüllen ausschließlich dekorative Zwecke.
Die Vorzüge eines Glaskruges
Ganz wichtig in Bayern ist außerdem die Transparenz. Zugegeben, vielleicht nicht so sehr politisch betrachtet, aber jedenfalls bei der Wahl des Trinkgefäßes. Ein Steinkrug mag das darin befindliche Bier länger kühl halten, aber beim Glaskrug herrscht Glasklarheit. Wenn zum Beispiel einer im Zelt - von Hopfen und Trägheitssatz in Schieflage gebracht - versehentlich einzelne Bestandteile seiner Brotzeitplatte ins Nachbarglas hinein systematisiert, dann ist die Aussicht beim Glaskrug deutlich höher, die störende Einlage rechtzeitig vor dem eigentlichen Trinkvorgang zu identifizieren.
Richtige Aussprache, so wichtig
Und ein letzter, aber wirklich wichtiger Ratschlag, um nicht direkt unangenehm aufzufallen: die richtige Aussprache. Es heißt in Bayern selbstverständlich: die Mass. Also kurzes A, langes S. Die Krüge hoch!
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