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Porträt: Der fränkische Klartexter

Porträt

Der fränkische Klartexter

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    Nach dem Ende seiner Amtszeit plant Marco Scherf eine mehrmonatige Auszeit, um sich dann beruflich neu zu orientieren.
    Nach dem Ende seiner Amtszeit plant Marco Scherf eine mehrmonatige Auszeit, um sich dann beruflich neu zu orientieren. Foto: Anna Hornstein/dpa

    Er hat schon Alarm gerufen, als seine Grünen die Warnzeichen überfüllter Flüchtlingsunterkünfte noch nicht sahen. Es war im zweiten Jahr des Ukraine-Kriegs, als Marco Scherf, der erste bayerische Grünen-Landrat, Ex-Kanzlerin Angela Merkel öffentlich widersprach: „Wir schaffen das nicht.“

    Klar, dass Medien und politische Konkurrenz auf so etwas anspringen. Der fränkische Politiker wurde mit seiner klaren Haltung durch die Talkshows gereicht und war plötzlich bundesweit bekannt.

    Wenn heute Populisten an die Macht drängen, muss sich Marco Scherf keine Vorwürfe machen, geschwiegen zu haben. Im Gegenteil: Es war seine Vorstellung von Verantwortung, Alarm zu schlagen, bevor wirklich Land unter ist.

    Die Flüchtlingspolitik ist aber nicht der Grund, warum der Landrat von Miltenberg bei den Kommunalwahlen 2026 nicht mehr kandidieren wird. In einem offenen Brief hat der 50-Jährige verheiratete Vater von vier Kindern die Bevölkerung nun wissen lassen, es gebe einen anderen Grund, warum er nicht mehr weitermachen will oder kann.

    Zunächst war Marco Scherf Mitglied der Jungen Union

    Scherf leidet unter Kopfschmerzen. Nicht das, was jeder kennt, sondern schwere Migräne. „Seit über einem Jahr ist es mir nicht mehr gelungen, die immer deutlicheren gesundheitlichen Einschränkungen wirkungsvoll zu reduzieren, trotz vielfältiger Versuche und Behandlungsansätze. Ich stelle selbstkritisch fest, dass mein eigener Anspruch, wie ich dieses Amt des Landrats ausführen und leben will, und die Möglichkeiten meiner Gesundheit immer weiter auseinandergehen“, schreibt Scherf.

    Zuletzt hatte er versucht, die Krankheit auf einem mehrwöchigen stationären Aufenthalt in einer Migräne-Klinik zu besiegen. Dort ist ihm dann aber gedämmert, dass er nicht „guten Gewissens“ eine weitere sechsjährige Amtszeit als Landrat anstreben kann. Nach dem Ende der Legislaturperiode plant er mehrere Monate Auszeit. Danach will er sich beruflich neu orientieren.

    Scherf lebt mit seiner Familie in Wörth am Main. Zunächst war er übrigens Mitglied der Jungen Union, bevor er sich 1994 für die Grünen entschied. Und obwohl das in Bayern eine Karriere nicht erleichtert, wurde er vor zehn Jahren zum Landrat gewählt. Bei der Kommunalwahl 2020 wurde Scherf dann mit fast 70 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.

    Bis zum Ende der Wahlperiode will er nun „die bestmögliche Arbeit für den Landkreis Miltenberg“ leisten. Gerne geht Scherf nicht. Für ihn sei Landrat die „Aufgabe seines Lebens“ gewesen, schreibt er

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