Die Polizei als Freund und Helfer, das lernen Kinder bereits im Kindergarten. Was aber, wenn die Beamten selbst Opfer werden von Angriffen? Spätestens seit dem tragischen Messerangriff auf einen Polizisten in Mannheim ist Gewalt gegen Polizeibeamte wieder ein großes Thema. Nun stellten der bayerische Innenminister Joachim Herrmann und Justizminister Georg Eisenreich (beide CSU) in München die jüngsten Zahlen zu Gewalt gegen Polizisten vor.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 7913 Polizeibeamte in Bayern Opfer von Angriffen, Beleidigungen oder Bedrohungen. Verglichen mit 2022 sind dies 35 Fälle mehr. Lediglich 2020 lag die Gesamtzahl mit insgesamt 8587 Fällen höher. In etwa der Hälfte aller Fälle erlitten die Polizistinnen und Polizisten durch Gewalttaten Verletzungen, 14 Beamte mussten schwer verletzt stationär behandelt werden.
Höchste Zahl an körperlicher Gewalt gegen Polizisten seit 2010
Der Innenminister beklagte einen Anstieg der tätlichen Attacken. Mit 4826 Fällen von körperlicher Gewalt wurde für Bayern im vergangenen Jahr ein neuer Höchststand seit Beginn der Statistik im Jahr 2010 erfasst. Davon wurden acht dieser Fälle als (versuchte) Tötungsdelikte eingestuft. Zu körperlicher Gewalt zählt unter anderem Raub, Körperverletzung und Widerstand. "Die Hemmschwelle in unserer Gesellschaft, Gewalt einzusetzen, sinkt leider", kritisierte Herrmann.
Mehr als 60 Prozent der Tatverdächtigen standen bei einem Angriff unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Daher forderte der innenpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Florian Siekmann, die Staatsregierung müsse sich um einen gesunden Umgang mit Alkohol kümmern. "Das schützt die Gesundheit und unsere Polizei."
Justizminister Eisenreich betonte: "Angriffe auf Polizisten sind immer auch Angriffe auf den Rechtsstaat. Deswegen schützen wir die, die uns schützen." Dies gelte auch für Rettungskräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst. Aus diesem Grund sollen die Täterinnen und Täter in solchen Fällen schnell und konsequent bestraft werden. Zudem soll eine verbesserte Ausrüstung die Beamten vor Angriffen schützen. Dafür werden allein in Bayern derzeit mehr als 1800 Body-Cams, also Kameras am Körper, eingesetzt.