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Politischer Aschermittwoch: "Wir spielen Sauspiel statt Solo": Grüne arbeiten sich an Söder und Aiwanger ab

Politischer Aschermittwoch

"Wir spielen Sauspiel statt Solo": Grüne arbeiten sich an Söder und Aiwanger ab

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    Ludwig Hartmann und Katharina Schulze schworen auf die Wahl ein.
    Ludwig Hartmann und Katharina Schulze schworen auf die Wahl ein. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Vor einem Vorhang aus Schafkopfkarten peitscht die Landesvorsitzende Eva Lettenbauer beim Politischen Aschermittwoch der Grünen in Landshut das Publikum ein, gibt schon mal die Richtung für den kommenden Wahlkampf vor und räumt in ihrer Auftaktrede einen Großteil der Sprachbilder aus der Welt des Kartenspiels ab: "Wir Grüne karteln, denn wir sind hier in Bayern am Zug", ruft sie. Und, es könnte der Slogan des Tages werden: "Wir spielen Sauspiel statt Solo, grüne Politik ist Teamplay."

    In Sachen Schafkopf-Wortspiele kann die Bundesvorsitzende Ricarda Lang natürlich nicht mithalten, schließlich kommt sie aus Baden-Württemberg: "Ich kann kein Schafkopf." Kartenspiel-Witze schaffe sie nur mit drei Bier intus – und verzichtet deshalb lieber ganz darauf. Ihre kämpferische Rede klingt daher eher nach Bundestags-Rednerpult als nach Bierzelt: Sie verteidigt die Ukraine-Politik der Ampelregierung – "wir machen Politik nicht für die Realität, die man sich gewünscht hat, sondern für die Realität, die da ist" – und gönnt sich nur ein paar kleinere Seitenhiebe auf Bayerns Ministerpräsident. Zum Beispiel den, dass Bayern "richtig gut aufgestellt ist in der Windkraft – in absoluten Zahlen verglichen mit dem Saarland und Bremen".

    Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, kam auch nach Landshut.
    Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, kam auch nach Landshut. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Ricarda Lang fordert beim Politischen Aschermittwoch der Grünen Tempolimit auf Autobahnen

    Den größten Applaus und Jubel bekommt Lang für ihre Forderung nach einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Sie wird gefeiert für ihre so gar nicht aschermittwochsdeftige deftige Rede, den Bierkrug lässt sie bis zum Schluss unberührt stehen. 

    Lang reist zurück nach Berlin, und die Vielfalt und Offenheit, die der Hauptstadt eigen ist, soll auch in Bayern selbstverständlich sein. Vor den Reden wird geschafkopft mit eigens designten 32 Blatt. Einem Blatt, in dem der Eichel-Ober eine schwarze Frau ist, der Schellen-Ober eine Regenbogenfahne schwenkt und das Ass im Rollstuhl sitzt.

    Das grüne Spitzenduo Katharina Schulze und Ludwig Hartmann arbeitet sich vor allem am Duo Söder/Aiwanger ab. Hartmann im Anzug, Schulze im Dirndl. Da wird viel geklatscht und angestoßen – das Synchronprosten beherrschen die grünen Spitzenkandidaten längst perfekt, und auch ihre Rollenverteilung: Während Schulze das Publikum mitreißt und die Parolen hinausschleudert, geht Hartmann detaillierter aufs Inhaltliche ein. Beim Klimaschutz sei Söder "Deutschlands größter Versprechensbrecher", wirft er dem CSU-Chef in Bayerns Solarregion Nummer eins, Niederbayern, vor. Er beschwört den Ausstieg aus der Atomkraft. Söder und Aiwanger seien die "Doppelnullleiter bei der Energiewende in Bayern – und das beenden wir!"

    Er wolle nicht, dass seine Enkelkinder ihn einmal fragen: "Opa, war der Igel eigentlich ein gefährliches Tier?", weil dieser bis dahin ausgestorben sei. "Lasst uns über einen dritten Nationalpark diskutieren und nicht über die dritte Startbahn." Und die Sprüche der Staatsregierung von Bayern als Zentrum der Künstlichen Intelligenz kontert Hartmann: "Wenn ich mir die Politik von Hubert Aiwanger so anschaue, könnte ein wenig Künstliche Intelligenz nicht schaden."

    Politischer Aschermittwoch 2023: Söder und die "Fußgruppe Freie Wähler"

    Trotzdem träume Söder "schon wieder von einer Koalition mit der Fußgruppe Freie Wähler", ruft Katharina Schulze in den Saal. Söder, der Mann der Ego-Show: "Er tanzt bei jeder Hochzeit, er lädt sich auf jeden Geburtstag ein und wäre wohl am liebsten noch bei jeder Geburt dabei und würde einen Babystrampler überreichen, wenn man ihn denn ließe." Natürlich hat sie vor der Rede den Twitter-Account des Ministerpräsidenten gecheckt, sieht schon voraus, dass er zeitgleich in Passau wieder über Gendern und eine Verbotskultur herziehen wird. Schulze verneint, dass es die gibt: "Dass man in Bayern alles sagen darf, sieht man doch daran, dass Söder immer alles sagt." Und Aiwanger auch.

    Die Fraktionschefin macht sich stark für einen Landtag, in dem die politische Macht zwischen Männern und Frauen 50:50 verteilt ist. Nicht nur wegen dieses großen Ziels würden die Grünen „in den nächsten Monaten alles tun, um das Blatt in Bayern zu wenden“.

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