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Pilzsaison: Kann man Pilz-Apps vertrauen? Experten geben Tipps für die Suche

Pilzsaison

Kann man Pilz-Apps vertrauen? Experten geben Tipps für die Suche

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    Die Pilzsaison hat begonnen. Viele Sammler suchen an geheimen Plätzen, die nur innerhalb der Familie weitergegeben werden.
    Die Pilzsaison hat begonnen. Viele Sammler suchen an geheimen Plätzen, die nur innerhalb der Familie weitergegeben werden. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)

    Herbstzeit ist Pilzzeit. Viele packt in diesen Tagen wieder die Sammelleidenschaft, lockt der Lieblingsplatz im Wald, der wie ein Staatsgeheimnis gehütet wird. Oft schon in der Früh zieht es einen hinaus in den Forst, dorthin, wo auch schon in den vergangenen Jahren so manche Suche erfolgreich war. Über den besten Zeitpunkt, wann etwa der beliebte Steinpilz zu finden ist, gehen die Meinungen häufig auseinander. "Es ist wetterabhängig", sagt dazu Günther Groß, Vorsitzender des Pilzvereins Augsburg-Königsbrunn. Entscheidend sei, ob es ausreichend mild und feucht ist. Zwar habe es heuer einen Ausreißer im August gegeben, doch die Saison habe noch nicht richtig begonnen. Groß: "Wir brauchen vor allem wieder Regen."

    Das Tagebuch sagt: Vor Mitte September gab es noch keine Schwammerl

    Und was sagt ein Blick ins Pilz-Tagebuch?

    Tag eins, Mitte August: Eigentlich ist es noch viel zu früh. Doch weil ein Freund das Foto eines Steinpilzes geschickt hat und über "unglaubliche Funde" in einem nahen Wald berichtet wurde, erwacht die Sammellust. Tags zuvor ging ein Gewitterregen nieder, jetzt scheint die Sonne und es ist schwülwarm. Also raus in den grünen schwäbischen Tann, an den Lieblingsort. Dort, wo im vergangenen Jahr Steinpilze wie reife Früchte geerntet werden konnten. Der Wald dampft und die Vorfreude ist groß. Die Enttäuschung ebenso, die Suche ist schnell beendet. Kein Schwammerl, nichts, gar nichts.

    Tag zwei, Ende August. Es hat tagelang geregnet. Jetzt ist es erstmals wieder etwas wärmer und trocken. Einen Versuch ist es wert. Doch schon die ersten Blicke reichen, um zu erkennen: Wieder nichts, der Korb bleibt leer. 

    Tag drei, Anfang September. Es war schon längere Zeit trocken. Vielleicht klappt es ja endlich. Doch es wachsen nicht einmal Pilze, die man ohnehin nicht mitnehmen würde. Suche schnell beendet!

    Tag vier, Mitte September. Das Wetter müsste nach etwas Regen passen. Es passt. Schon am Rand des Lieblingsplatzes steht ein großer Steinpilz. Das lässt hoffen. Und tatsächlich wird eine üppige Mahlzeit des hervorragenden Speisepilzes gefunden. Weitere „Pilzgänge“ werden folgen… 

    Experte rät: Nicht nur der Pilz-App trauen

    Seit über 40 Jahren bietet der Pilzverein Augsburg-Königsbrunn Beratungen an. Von Ende August bis Mitte Oktober werden gesammelte Pilze von Experten zu bestimmten Terminen begutachtet. "Wir wollen helfen, Pilze besser kennenzulernen", sagt Günther Groß. Und die Nachfrage sei enorm. So auch bei Exkursionen, die der Verein in den Wäldern der Region durchführt. "Wir erklären alles, was an Pilzen zu sehen ist." In der Tat gebe es nur eine geringe Zahl an Schwammerln, die wirklich essbar sind. Und Verwechslungen könnten fatale Folgen haben.

    So sehe etwa der bittere, ungenießbare Gallenröhrling dem bekömmlichen Steinpilz, der meistens in Nadel- oder Mischwäldern, oft auf sandigen Böden im Schatten von Bäumen wächst, zum Verwechseln ähnlich. Statt des wohlschmeckenden Pfifferlings kann auch schnell mal der schwer verdauliche Falsche Pfifferling im Korb der Sammler landen. Höchste Vorsicht ist sogar beim Wiesenchampignon geboten. Sein hochgiftiger Doppelgänger, der Knollenblätterpilz, ist tödlich. Beide Pilze sind nur an den Lamellen zu unterscheiden. "Ich rate allen Sammlern, nicht nur einer App-Hilfe auf dem Smartphone zu vertrauen, mit der die Pilze bestimmt werden können", sagt Groß. "Wer unsicher ist, sollte zu einer Pilzberatung gehen." 

    37 Jahre nach Tschernobyl: Pilze noch immer radioaktiv belastet

    Der Maronenröhrling ist ein beliebter Speisepilz.  Er ist im Besonderen noch radioaktiv belastet.
    Der Maronenröhrling ist ein beliebter Speisepilz. Er ist im Besonderen noch radioaktiv belastet. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Auch 37 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl können Pilze noch immer radioaktiv belastet sein. "Es ist davon auszugehen, dass bestimmte Arten nach wie vor erhöhte Werte aufweisen", betont Kurt Amereller, Vizepräsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft. Das gelte vor allem für den sehr gut schmeckenden Maronenröhrling. Amereller: "In normalen üblichen Mengen genossen, geht aber von seinem Verzehr keine radioaktiv-bedingte Gefahr aus." 

    In den Jahren 2021 und 2022 wurden im Auftrag des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 222 Wildpilzproben untersucht, 195 davon stammten aus bayerischen Wäldern. Das Ergebnis: Zwei Proben von Maronenröhrlingen überschritten den EU-Radiocäsiumgrenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm. "Alle anderen vom Landesamt für Umwelt gemessenen Werte lagen darunter", so LGL-Pressesprecher Aleksander Szumilas.

    Wer zu viele Pilze sammelt, kann sich strafbar machen

    Wie viele Pilze pro Person und Tag gesammelt werden dürfen, ist gesetzlich nicht geregelt, sagt Kurt Amereller. Nach der sogenannten "Handstraußregelung" könnten Pilze "in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf entnommen werden". Wer jedoch körbeweise Schwammerl mit nach Hause nimmt und sie womöglich auch noch verkauft, mache sich strafbar. Amereller: "Das kann als Ordnungswidrigkeit geahndet werden." Er plädiert ohnehin für einen "schonenden Umgang mit der Natur". Denn Pilze spielen dabei eine besondere Rolle. Ihr Mycel, ein feines Wurzelgeflecht, das sich über riesige Bodenflächen erstreckt, versorgt die Bäume unterirdisch mit Nährstoffen.

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