Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek will den Einsatz von sogenannten Springern in der Pflege etablieren. Das sagte der Minister am Dienstagmittag nach der Sitzung des bayerischen Kabinetts in München. Aktuell gebe es 580.000 Pflegebedürftige im Freistaat, bis 2050 seien es bereits eine Million. "Ich glaube, dass die Pflege zur Schicksalsfrage der Generationen werden kann", so Holetschek. Deshalb müsse man die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessern, aber gleichzeitig Leiharbeit vermeiden, die in der Pflege stark gestiegen sei.
Springer-Konzept in der Pflege: Modellprojekte bis 2024 im Freistaat
Dabei gehe es nicht darum, Leiharbeit zu verbieten, so Holetschek. Bayern wolle die regulären Arbeitsverhältnisse so attraktiv machen, dass Leiharbeit von alleine zurückgehe. Das Modell, das der Freistaat dafür unterstützt, sind sogenannte Springer-Konzepte. Dabei sollen ausgefallene oder abwesende Mitarbeiter durch einzelne Pflegekräfte (die Springer) ersetzt werden. In Bayern soll das Konzept zunächst bis 2024 in 30 Modellprojekten erprobt werden, davon 20 im stationären und zehn im ambulanten Bereich.
Ziel der Maßnahme sei es, die Zuverlässigkeit von Dienstplänen zu steigern und Personalausfälle durch ausreichend Pflegekräfte zu kompensieren. Das solle unter anderem zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen. Die Pflegekräfte aus den Springer-Pools könnten bei einer Einrichtung angesiedelt sein, aber auch einrichtungsübergreifend eingesetzt werden, erklärte Holetschek.
Freistaat gibt 7,5 Millionen für Springer-Pools aus
Für die Modellprojekte gibt der Freistaat 7,5 Millionen Euro aus. Nach 2024 sollen die Springer-Pools in die Regelversorgung, also das reguläre Pflegesystem, übergehen. "Auch statt Leiharbeit, muss das der Weg der Zukunft sein", so der Gesundheitsminister.
Des Weiteren unterstütze der Freistaat die psychische Beratung für Pflegekräfte. In jedem Regierungsbezirk solle es eine Anlaufstelle geben. Weiterhin sollen auch Plätze in Pflegeheimen gefördert werden. Bislang würden 4.000 Pflegeplätze gefördert, der Freistaat will sie auf 8.000 verdoppeln.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach solle "nicht nur an Cannabis denken"
Es brauche aber flexible Modelle, weil viele Menschen möglichst lange zu Hause bleiben und dort versorgt werden wollten. Dabei gehe es etwa um die Einführung von Gemeindeschwestern, aber insbesondere auch um ausländische Pflegekräfte. Holetschek will dafür eine "One-Stop-Agentur" beim Landesamt für Pflege einrichten. In dieser sollen Anerkennungsprozesse standardisiert, vereinfacht und zusammenführt werden. Bayern prüfe derzeit auch mögliche finanzielle Anreize für Pflegekräfte aus dem Nicht-EU-Ausland.
Richtung Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte Holetschek: "Wenn wir jetzt keine Reform der Pflegeversicherung hinkriegen, dann fährt das System dort mit Karacho an die Wand." Es sei völlig unterfinanziert und Lauterbach weigere sich, versicherungsfremde Leistungen zu übernehmen. Holetschek sagte, er warte schon länger auf ein Konzept, die bayerischen Vorschläge lägen bereits auf dem Tisch. "Also sollte Karl Lauterbach daran gehen und nicht nur an Cannabis denken", so Holetschek.