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Party nach Corona: Feiern wie früher? Vier Tipps für die Rückkehr ins Nachtleben

Party nach Corona

Feiern wie früher? Vier Tipps für die Rückkehr ins Nachtleben

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    Lange Zeit gab es solche Bilder nicht, jetzt sind die Festzelte wieder voll. Hier auf dem diesjährigen Osterplärrer.
    Lange Zeit gab es solche Bilder nicht, jetzt sind die Festzelte wieder voll. Hier auf dem diesjährigen Osterplärrer. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Wegen Überfüllung geschlossen, und das nicht nur an einem Abend: Volle Festzelte auf dem Augsburger Plärrer zeigen, dass viele Menschen nach den Corona-Lockerungen der vergangenen Monate schon wieder im Partymodus sind. Ausgelassen gefeiert wird nicht nur im Bierzelt. Stefan Egger, der den Club PM in Untermeitingen bei Augsburg betreibt, sagt: "Die Leute feiern ausgelassener als je zuvor. Sie haben sich nicht an das auf der Couch sitzen und an der Tankstelle stehen gewöhnt." Für ihn sei es eine Freude, das zu sehen. Aber sind Pandemie-Trägheit und Vorsicht aus Angst vor Ansteckung wirklich verflogen? Die Psychologinnen und Psychologen des Kölner Rheingold-Instituts sind zu einem anderen Ergebnis gekommen.

    "Die Leute feiern ausgelassener als je zuvor." Stefan Egger leitet die Discothek PM in Untermeitingen.
    "Die Leute feiern ausgelassener als je zuvor." Stefan Egger leitet die Discothek PM in Untermeitingen. Foto: Piet Bosse (Archivfoto)

    Ihre Untersuchung hat ergeben, dass der Alltag einiger Menschen von Zurückhaltung bestimmt ist. Der Grund sei eine Mischung aus Kriegsangst und "Melancovid", also eine von Corona hervorgerufene Melancholie. Konkret heißt es im Text zur Untersuchung: "Lediglich ein knappes Viertel der Menschen wollen wieder zu der Lebensfülle und Risikobereitschaft der Vorcorona-Zeit zurückkehren." 27 Prozent gaben dagegen an, in Zukunft im Umgang mit Menschen zurückhaltender sein zu wollen. Nicht einmal jeder oder jede Zehnte will besonders ausgelassen feiern, um den Nachholbedarf zu stillen. Die Erkenntnisse stammen aus einer tiefenpsychologischen Studie mit 40 Teilnehmenden und einer Befragung mit Antworten von 1000 Deutschen.

    Party nach Corona-Pandemie: Gefühl von Bedrohung bleibt

    Für das Rheingold-Institut forscht Psychologin Birgit Langebartels. Sie beobachtet trotz aller Melancholie einen Drang nach Feiern ohne Kopfzerbrechen, ähnlich wie Egger ihn beschreibt. "Wir haben unglaubliche Sehnsucht nach dieser Leichtigkeit", sagt Langebartels. "Gleichzeitig müssen wir das neu lernen." Während wir vor einigen Jahren noch in einer Welt gelebt hätten, in der vieles perfekt schien, hätte sich die erlebte Bedrohung seitdem stark gesteigert – durch Terrorgefahr, autoritäre Staatsoberhäupter und schließlich durch Corona und den Krieg in der Ukraine. Aber sollte dieses dauerhafte Gefühl der Bedrohung Menschen von sozialen Interaktionen abhalten? Vier Tipps für die Rückkehr ins Nachtleben.

    1. Einfach machen

    Clubbetreiber Egger sagt: "Es ist Zeit, wieder das Leben Leben sein zu lassen und einzutauchen ins Nachtleben." Das Leben sei zu toll, um immer nur abzuwarten. Für viele sei es ein Bedürfnis, am Wochenende den Alltag auszublenden und den Stress zu vergessen. Auch Langebartels empfiehlt, sich zu sozialen Treffen zu überwinden. Gerade für die Jüngeren sei Party nicht nur Ausgelassenheit, sondern ein wichtiger Entwicklungsschritt. "Wenn sie das nicht machen, fehlt ihnen etwas." Es gehe um das Testen von Grenzen. "Sich auf Dauer einzuigeln, kann für keine Entwicklung gut sein."

    2. Nichts überstürzen

    Klingt wie ein Widerspruch zum ersten Punkt, ist es aber nicht. Etwas Selbstüberwindung schadet nicht, aber wer sich dabei nicht wohlfühlt, muss sich nicht direkt mit hunderten Menschen dicht an dicht drängen. Langebartels empfiehlt: "Kleine Schritte machen." Es müsse nicht direkt das riesige Festival sein, man könne sich auch erst wieder langsam auf äußeres Terrain wagen, etwa mit fünf Freundinnen oder Freunden in der eigenen Wohnung treffen. "Man kann die AHA-Formel auch weiter befolgen und Menschen, mit denen man sich trifft, darum bitten, wenn man sich damit wohler fühlt." Egger sagt, wer sich im Nachtleben noch nicht sicher fühle, solle noch abwarten und selbst bestimmen, wann der richtige Zeitpunkt sei. "Jeder soll seinen eigenen Rhythmus leben."

    3. Optimistisch bleiben

    Rückschläge wie ausfallende Veranstaltungen wird es immer geben. Die permanente Krisenstimmung der vergangenen Jahre habe zu einer Enttäuschungsprophylaxe geführt, erklärt Langebartels. Die Frage "wer weiß, was dann wieder ist?" halte manche Menschen von mittel- oder langfristigen Plänen ab. Dabei gehe es darum, flexibel zu sein und nicht in Pessimismus zu verfallen, sondern einen gesunden Optimismus beizubehalten. "Dass nicht immer alles auf Knopfdruck funktioniert, das ist das normale Leben", sagt die Psychologin. Doch je flexibler man sei, desto besser könne man sich neuen Situationen anpassen. Und optimistisch bleiben. Grund dazu gibt auch Langebartels Einschätzung, dass die Trägheit und die Ängste, die viele noch vom Feiern abhalten, wohl nicht länger als ein Jahr anhalten.

    4. Nicht daneben benehmen

    Zu viel Alkohol, Körperverletzung, Beleidigungen gegen die Polizei, Platzverweise im Minutentakt – das gab es vergangenes Wochenende auf dem Plärrer. Das korrekte Verhalten in der Öffentlichkeit scheint bei manchen etwas eingerostet zu sein. Langebartels sagt: "Das muss auch wieder neu eingeübt werden." Immerhin: Eine zunehmende Verrohung beobachtet Clubbetreiber Egger nach den Lockdowns nicht. Seit er wieder öffnen dürfe, habe es kaum negative Vorfälle gegeben.

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