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Oktoberfest: Oktoberfest trotz Corona: Ist das wirklich eine gute Idee?

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Oktoberfest trotz Corona: Ist das wirklich eine gute Idee?

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    Sind die dunklen Wolken über dem Oktoberfestgelände in München ein schlechtes Omen? Wegen steigender Corona-Fallzahlen wird über die Ausrichtung der Wiesn diskutiert.
    Sind die dunklen Wolken über dem Oktoberfestgelände in München ein schlechtes Omen? Wegen steigender Corona-Fallzahlen wird über die Ausrichtung der Wiesn diskutiert. Foto: Sven Hoppe, dpa

    In gut zwei Monaten soll das größte Volksfest der Welt nach zwei Jahren Corona-Pause beginnen. Obwohl die Vorbereitungen für das Oktoberfest bereits auf Hochtouren laufen, ist noch nicht sicher, ob die Veranstaltung auch tatsächlich wie geplant vom 17. September bis zum 3. Oktober stattfinden kann. Denn Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) will die Wiesn nur ohne Einschränkungen ausrichten. Vor kurzem stellte er gegenüber dem Bayerischen Rundfunk klar: Die Wiesn gibt es nur ganz oder gar nicht. Man könne Zugangsbeschränkungen schließlich "nicht vier Wochen vorher aus dem Hut zaubern." Aber ist eine Ausrichtung des Oktoberfests angesichts steigender Corona-Fallzahlen ohne jegliche Beschränkungen überhaupt möglich?

    Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner hat dazu eine klare Meinung, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion verrät: „Es wird kein Oktoberfest nur für Geimpfte oder Genesene geben.“ Zwar habe man im vergangenen Herbst einen potenziellen Plan B verfolgt, dieser würde aber zu einer „Personal- und Materialschlacht“ führen, so Baumgärtner. Die Idee sah vor, dass der 2G-Status der Besucherinnen und Besucher bereits vor dem Gang auf die Theresienwiese digital von zu Hause aus überprüft wird. Darüber hinaus, so der Wiesn-Chef, würden potenzielle 2G-Beschränkungen, Abstandsregelungen und eine Maskenpflicht eine Vielzahl an zusätzlichen Ordnern und Flächen erforderlich machen. „All das würde einen Mehraufwand in geringer zweistelliger Millionenhöhe bedeuten“, betont Baumgärtner.

    FDP-Politiker Hagen: "Das Oktoberfest wird stattfinden"

    Bereits Ende April wurde jedoch festgelegt, dass die Wiesn wie früher – also ohne Corona-Beschränkungen - stattfinden soll. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kritisierte diesen Schritt und verwies darauf, dass er das angesichts möglicher neuer Varianten des Coronavirus noch nicht für planbar halte. Wiesn-Chef Baumgärtner ist anderer Meinung: „Ich sehe aktuell gar keinen Anlass - die Wiesn betreffend - in Panik zu verfallen.“ Zudem kritisiert er: „Jeder Hobby-Virologe nimmt derzeit zwei Wörter in den Mund: Lockdown und Oktoberfest. Und dass wir derzeit als Stadt München mit einer Absage des Oktoberfests kalkulieren, ist totaler Bullshit.“

    Martin Hagen, Landesvorsitzender der FDP Bayern, ist fest davon überzeugt, dass das Oktoberfest in München stattfinden wird.
    Martin Hagen, Landesvorsitzender der FDP Bayern, ist fest davon überzeugt, dass das Oktoberfest in München stattfinden wird. Foto: Daniel Vogl, picture alliance/dpa

    Das sieht auch Martin Hagen, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion, so: "Das dritte Jahr in Folge die Wiesn abzusagen, wäre Irrsinn. Wir müssen, wie andere Länder es längst getan haben, zur Normalität zurückfinden und lernen, mit dem Virus zu leben. Das Oktoberfest wird stattfinden – und das ist auch völlig richtig so." Allerdings sind es noch über zwei Monate bis zum Fassanstich auf dem bekanntesten Volksfest der Welt. Das weiß auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Gesundheitspolitiker Johannes Wagner aus dem Wahlkreis Coburg und warnt: "Insbesondere in einer Pandemie ist das eine lange Zeit. In den letzten zwei Jahren haben wir gelernt, dass sich die Situation innerhalb weniger Wochen stark verschärfen kann und wir erleben aktuell wieder ein sehr dynamisches Pandemie-Geschehen."

    Ein Oktoberfest mit Einschränkungen ist nicht ganz ausgeschlossen

    Daher sei eine seriöse Einschätzung, ob das Oktoberfest stattfinden könne, derzeit nicht möglich. "Voreilige Versprechen halte ich für nicht zielführend. Ich hoffe aber sehr für alle Besucherinnen und Besucher sowie für die Veranstalterinnen und Veranstalter, dass es klappt", sagt Wagner.

    Und wie steht es eigentlich um die Wiesen-Wirte? Aus diesen Kreisen heißt es lediglich, man konzentriere sich derzeit auf den Aufbau und die Vorbereitungen, damit eine schönes Oktoberfest stattfinden könne. Der Aufbau laufe nach Plan und gehe normal voran. Klar ist: Eine erneute Absage des Volksfestes wäre für die Wirte ein wirtschaftlicher Einschnitt, zumal allein der Auf- und Abbau eines großen Bierzeltes rund ein bis zwei Millionen Euro kostet. Stand heute ist eine Wiesn ohne Corona-Einschränkungen also das wahrscheinlichste Szenario.

    Trotzdem ist ein Oktoberfest mit Einschränkungen weiterhin denkbar. Dazu müsste der Bayerische Landtag die Stadt München aber zu einem Corona-Hotspot erklären. Das geht, wenn eine gefährliche Virusvariante im Umlauf ist oder eine Überlastung der Gesundheitsversorgung droht. In der Folge könnten Zugangsbeschränkungen nach den 2G- oder 3G-Regelungen, Abstandsgebote, Hygienekonzepte oder eine verschärfte Maskenpflicht verpflichtend werden. "Auf der Wiesn wird getrunken, gegessen, gesungen und, wie ich hörte, manchmal auch geknutscht. Das verträgt sich nicht mit einer Maskenpflicht. Auch eine Testpflicht halte ich bei so einem großen Fest für unpraktikabel. Jeder weiß, dass Menschenmengen ein gewisses Infektionsrisiko bergen und sollte für sich selbst entscheiden, ob er das eingehen möchte", sagt FDP-Politiker Hagen.

    Gesundheitsexperte Wagner: "Volksfeste sind Pandemietreiber"

    Dass auf dem Oktoberfest Maskenpflicht und Abstandsregelungen rigoros eingehalten werden, ist in der Tat schwer vorstellbar. Hinzu kommt, dass viele Menschen aus der ganzen Welt anreisen und gemeinsam feiern, was eine Ausbreitung des Virus begünstigen kann. "Volksfeste sind Pandemietreiber. Alle wissenschaftlichen Studien, die mir zu diesem Thema vorliegen, deuten in diese Richtung und auch in vielen Fachgesprächen, die wir im Bundestag hatten, haben Expertinnen und Experten diese Aussage gestützt", sagt Wagner, der ausgebildeter Arzt ist.

    Wie sich die pandemische Lage im Herbst entwickeln wird, ist nicht vorherzusagen. Ob es eine Durchführung des Oktoberfests bei der aktuellen pandemischen Entwicklung ganz ohne Maßnahmen geben könne, entschieden nach gegenwärtiger Gesetzeslage die Verantwortlichen vor Ort, erklärt Grünen-Politiker Johannes Wagner.

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