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Oktoberfest 2022 - Halbzeit-Bilanz der Wiesn: Layla & Glühwein

Oktoberfest

Corona, Layla und Glühwein: Halbzeit-Bilanz auf der Münchner Wiesn

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    Am Sonntag verfolgten tausende Besucherinnen und Besucher das traditionelle Platzkonzert auf der Theresienwiese.
    Am Sonntag verfolgten tausende Besucherinnen und Besucher das traditionelle Platzkonzert auf der Theresienwiese. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Es war ja schon vor dem ersten Prosit der Gemütlichkeit klar, dass das Oktoberfest in diesem Jahr ein besonderes werden würde – manches war so dann aber doch nicht zu erwarten.

    Es fing schon beim Anstich an: Drei Schläge benötigte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, um den Zapfhahn ins erste offizielle Fass Wiesnbier zu hämmern. Was für einen Laien eine ordentliche Leistung ist, muss sich für einen geübten O’Zapfer wie Reiter beinahe wie eine Niederlage anfühlen – brauchte er doch in der Vergangenheit meist nur zwei Schläge, ehe er sein „O’zapt is“ ins Festzelt brüllen durfte. Ob es an fehlender Übung lag? Immerhin fand ja zwei Jahre lang kein Oktoberfest statt. Man weiß es nicht. Und es war auch in dem Moment schon wieder egal, als endlich das erste Bier floss.

    Halbzeit-Bilanz auf der Münchner Wiesn: Jetzt gibt es Glühwein

    Denn auf dieses warteten zu diesem Zeitpunkt schon sehnsüchtig zigtausende durstige Kehlen. Ja, es waren Zigtausende, die sich von Corona und schlechtem Wetter nicht davon abhalten ließen, gleich am ersten Tag in die Festzelte zu strömen. Auch das war zu erwarten. Die Pandemie hat für viele den großen Schrecken längst verloren. Ein virenverseuchtes Wiesnzelt ist für sie immer noch besser als gar kein Wiesnzelt – und genau genommen ja auch nichts neues: Nur kannte man die Viren, die über die Jahrzehnte hinweg von Maßkrug zu Maßkrug weitergegeben wurden, bisher halt nicht beim Namen.

    Weniger Gäste auf dem Münchner Oktoberfest 2022

    Dennoch musste Wiesnchef Clemens Baumgärtner am Sonntag eine eher nüchterne als berauschende Halbzeit-Bilanz ziehen. „Ich bin nicht auf der Jagd nach Rekordzahlen“, sagte er. Rund drei Millionen Gäste kamen in der ersten Woche auf das Oktoberfest, rund 300.000 weniger als bei der letzten Wiesn 2019. Die Wirte sprechen von 15 Prozent weniger Bierkonsum. Schuld daran sei das Wetter, ist sich Festleiter Baumgärtner sicher und nicht etwa die Corona-Sorge: „Die Befürchtung, dass der eine oder andere ein bissel fremdeln könnte nach zwei Jahren, ist nicht eingetreten.“

    Bleibt die Frage, wie wohl sich das Virus auf der Wiesn, dem wohl größten Corona-Experiment der Welt, fühlt. Größere Ausfälle beim Personal in den Festzelten habe es bislang jedenfalls nicht gegeben, heißt es. Auch die Inzidenzen in der Stadt steigen derzeit nicht viel stärker als anderswo. Darüber hinaus machen sich täglich Wissenschaftler im biergeschwängerten Abwasser der Wiesn auf die Suche nach dem Coronavirus. „Wir sehen schon, dass da ordentlich etwas los ist“, erklärt Andreas Wieser von der Abteilung für Infektions-und Tropenmedizin am LMU Klinikum München. Ob sich schon eine Wiesn-Welle anbahne, sei am Abwasser noch nicht abzulesen. Nach bisherigen Erfahrungen lassen sich Infektionswellen meist erst eineinhalb bis zwei Wochen nach dem Start eines Volksfestes erkennen.

    Layla ist auf der Wiesn Stammgast

    Etwas ganz anderes steht hingegen jetzt schon fest: Zu den Stammgästen auf dem diesjährigen Oktoberfest zählt Laya. Sie wissen schon, die Puffmutter aus dem gleichnamigen Partyhit. Wochenlang war im Vorfeld der Wiesn darüber diskutiert worden, wie sexistisch das Lied doch sei. Schließlich sollen die Wiesnwirte ihren Kapellen mit auf den Weg gegeben haben, das Lied doch bitte zumindest nicht mit Originaltext zu spielen. Netter Versuch. Laya hat beste Chancen, nach Deutschlands Nummer eins und Deutschlands Sommerhit des Jahres auch der Wiesnhit 2022 zu werden. Das Publikum gibt eben den Takt vor.

    Das musste auch die Blaskapelle Josef Menzl erfahren. Unter Musikern gilt sie als eine der, wenn nicht sogar die beste Blaskapelle Bayerns, doch im Bräuroslzelt kam ihre eher traditionelle Musik offenbar nicht ganz so gut an. Im Internet war von mieser Stimmung und der „schlechtesten Wiesn-Kapelle aller Zeiten“ die Rede und schon nach wenigen Tagen knickte der Festwirt ein. Josef Menzl spielt nur noch mittags, abends befriedigen Erwin und die Heckflossen das Partyvolk. „Das hat sich wunderbar ergeben. Die oidboarische Musi ist tagsüber da. Und für die Freunde der Party-Gaudi ist jeden Abend a Musi – und jetzt ist jeder zufrieden“, erklärte Wirt Peter Reichert.

    Darauf ein Prosit und ein Bier. Oder einen Glühwein. Der darf seit dem Wochenende nämlich auch auf der Wiesn ausgeschenkt werden. Weil das Wetter so schlecht ist, wurde den Eisverkäufern erlaubt, das Heißgetränk zu verkaufen. Der Duft bringe einen Hauch von Weihnachten auf das Fest, sagte Festleiter Baumgärtner. Dass nun „Merry Christmas“ gespielt werde, wie er es schon gehört habe, finde er aber übertrieben.

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