Auf dem Münchner Nockherberg wird geschimpft, gelobt, gerügt und gefrotzelt – derbleckt eben. Zum fünften Mal in Folge gibt der Kabarettist und Schauspieler Maxi Schafroth den Fastenprediger, der sich an die „lieben Sünderinnen und Sünder“ wendet. Bei Schafroth geht es um politische Verfehlungen, Wahlkampf-Fehltritte und natürlich um Markus Söder. Das sind die besten Sprüche aus der Fastenpredigt.
Der meist-derbleckte Sünder auf dem Nockherberg? Markus Söder natürlich
Wie sollte es anders sein? Markus Söder steht an der Spitze des Freistaats, dann steht ihm selbstverständlich auch zu, am häufigsten von Mönch Schafroth genannt zu werden. Der Kontext? Meist kein allzu freundlicher.
„Konzertierte Wählerverwirrung. Wahnsinn. Ihr seid keine Politiker, ihr seid hochbezahlte Nebelmaschinen und der Markus thront in der Mitte über allen, er hat seine Berufung gefunden: Diskokugel. Dreht sich um sich selbst und schillert je nach Stimmung in allen politischen Farben. Immer schneller, immer schneller.“
„Der Umgang mit Höhergestellten… da tut der Markus sich einfach schwer. Er hat sogar beim Beten ein Kompetenzgerangel mit‘m Herrgott. Für den Markus ist das Gebet eher so ein Update unter Führungskräften.“
„Markus, es ist nicht leicht, die Erkenntnis, dass andere auch wahrgenommen werden. Das Schicksalsjahr des König Markus. Dann auch noch widerwillig Macht nach Berlin abgeben, eine Schmach, die die bayerische Monarchie schon einmal durchleiden musste. Und der Markus lebt diesen Schmerz des gedemütigten Monarchen nach, so intensiv, dass ihm über Nacht sogar der passende Bart dazu wächst. Ich seh deinen Schmerz Markus.“

„Politik ohne Umweg übers Hirn direkt ins Bauchgefühl. Baue deine eigenen Feinde und präsentiere dich als Erlöser eines selbst geschaffenen Problems. Und der Markus hat selbst geschaffene Probleme en masse. Atomausstieg. Wehrpflicht abgeschafft. Netzausbau versemmelt. Chaos auf der Schiene. Ramsauer, Scheuer, Dobrindt, die Dreifaltigkeit der Inkompetenz.“
Nicht nur die drei ehemaligen Bundesverkehrsminister, die die CSU gestellt hat, kommen schlecht weg. Auch dem CSU-Chef selbst wird kein allzu edles Gemüt bescheinigt:
„Bei keimender Unzufriedenheit, wo es brodelt und schwefelt, da zuckt Markus‘ Wünschelrute. Der Söder-Seismograph auf der Suche nach der gesellschaftlichen Sollbruchstelle. Genau da lauert der Markus mit dem Kuhfuß. Bereit, ihn hineinzutreiben. Denn wie steht es im Markus Evangelium, in der Neu-Auflage Verlag Söder-Erlenstegen: Wo sich ein Spalt auftut, da schlagt einen Keil hinein.“
„Markus, Angst wird nicht kleiner, wenn man sie teilt.“
„Sich oben halten indem man andere untertaucht. Liebe Ilse, wenn du Ordnungsgelder für Stillosigkeit im Wahlkampf verhängen könntest, dann bräucht der Markus noch ein Sondervermögen.“
„Markus, eine Berufs-Ethik wie ein Gurkenhobel-Verkäufer auf dem Memminger Jahrmarkt. Bei dir hätte der Wahlslogan „Sie kennen mich“ eine ganz andere Wirkung. Nach dem Motto, wer glaubt, dass er kriegt, was ich versprochen hab, ist selber Schuld.“
Merz ist nicht live auf dem Nockherberg – aber wird derbleckt

„Der Merz in einem Kampfjet, das schaut nicht nach Wehrhaftigkeit aus! Das sieht aus als hätt die Lufthansa City-Line Kermit den Frosch ins Cockpit gelassen.“
„Bei eurer Themensetzung, da meint man wirklich, wir haben keine Probleme: Gendern, Plastikdeckel-Verordnung, Veggie-Day. Die Leute so ablenken, dass man vergisst, was man wollte. Der Merz wettert über die EU-Plastikdeckel-Verordnung, da sag ich dir als gut gemeinter Rat, Friedrich: Wenn du nicht das Schmalz in den Oberarmen hast, einen Plastikdeckel von einem Flaschenhals abzutrennen, dann rat ich dir, mach vor dem ersten Handshake mit Trump ein paar Liegestütz.“
„Ich dachte die ganze Zeit, wo soll bei euch plötzlich das Geld herkommen, das der Ampel fehlt? Bringt der Friedrich seine Blackrock-Abfindung in den Haushalt ein?“
Nockherberg-Sprüche 2025: Über Wahrheit und Wahlkampf

Aus purer Leichtigkeit bestanden die Fastenpredigten auf dem Nockherberg noch nie, jeder „Mönch“ packt in seine Rede auch eine gute Portion Moral. Und da Maximilian Schafroth in Zeiten voller weltpolitischer Krisen zu predigen hat, wird er in seiner Rede an die Politikerinnen und Politiker oft recht deutlich.
„Wir sehen doch, was ihr abgeliefert habt, in diesem Turbo-Wahlkampf. Ein Kondensat. Da war wirklich alles drin, außer das Wesentliche. Manchmal sieht man vor lauter Wahl die Bürger nicht mehr.“
„Sehnt ihr euch nach einem strengen Fastenmönch? Wollt ihr, dass vom Recht der freien Rede ordentlich Gebrauch gemacht wird? Die Brandmauer zur Hölle hat ab heute eine Brandschutztür. Markus Söder gibt auf die Mauer eine Garantie. Diese erlischt, wenn Markus Söder seine Meinung ändert.“
Damit spielt Schafroth nicht nur auf die Brandmauer-Debatte an, die hochkochte, nachdem Friedrich Merz versuchte, eine Verschärfung der Migrationspolitik mit Stimmen der AfD durchzusetzen. Er nimmt auch seinen Lieblingssünder des Abends aufs Korn: Markus Söder.
„Wahrheit ist in Zeiten der Digitalisierung eine Art Knetmasse geworden. Und jeder von euch will rechtzeitig seinen Batzen fertig haben. Man hat so ein Gefühl, aber kein Argument dazu und dann füllt man diese argumentative Leere mit so einer Art verbalem Bauschaum.“
Wen oder was Schafroth damit meint? Auch hier kennt man die Namen; „Merz, Söder, Telegram und X haben uns gezeigt, dass es nicht nur das Gute gibt!“ Und klar, da auf dem Nockherberg eine Fastenpredigt gehalten wird, darf auch der biblische Bezug nicht fehlen:
„Da hauen‘s in ihre Rhetorik eine alttestamentliche Teufelssauce hinein. Alte Ideen scharf anbraten. Schärfe dient zum Kaschieren schlechter Inhalte. Sie dient aber auch dazu, Männlichkeit unter Beweis zu stellen, Maskulinität. Wenn man vor den Augen der Kollegen am Dönerstand sagt, viel scharf, hau drauf, viel scharf. Und dann heulend auf‘m Klo hocken und sich bemitleiden.“
Welche Nockherberg-Sprüche die Grünen aushalten müssen
„Liebe Grüne, lehnt´s euch zurück, jetzt könnt‘s stressfrei zuschauen, wie die Union das umsetzt, was ihr die ganze Zeit wolltet.“
„Ich hab noch nie eine Kombination aus so viel gutem Vorsatz und so viel Unfähigkeit bei der Umsetzung gesehen. Ich möchte aber die guten Dinge auch ansprechen. Ich möchte euch Grünen im Namen von Markus Söder danken, dass ihr so gute Arbeit geleistet habt, als Feindbild.“
„Liebe Grüne, schluckt‘s eure letzten Globuli! Ihr Faktenverdreher! Der Markus war nie auf eurer Seite! Er wollte den Baum nie umarmen. Er wollte ihn rausreißen. Wir reißen jetzt alles raus, was ihr verbaut habt! Rückbau. Deutschland verdient eine Politik mit Stihl.“
Immerhin: In Sachen Klimaschutz gibt es für die Grünen auf dem Nockherberg sowas wie Trost.
„Wenn der Hubert und der Markus das Klimaziel noch weiter rausschieben, wird der Temperaturunterschied zum Fegefeuer nicht mehr so schmerzhaft sein.“
Randnotiz am Nockherberg 2025: Söders Kabinett kommt auch (ein bisschen) vor

Neben Markus Söder ist nicht viel Platz. Weder in der Partei, noch in der Regierung. Das bekommen vor allem die Ministerinnen und Minister im bayerischen Kabinett zu spüren. Oder wissen Sie gleich, von wem hier die Rede ist?
„Anna, Klaus, Albert, Michaela. Ohne Spaß jetzt. Ich mache mir Sorgen um euch. Kaum reckt mal eins von den Ministerial-Blümchen den Kopf hoch, kommt der Markus mit‘m Aufsitzrasenmäher und trimmt sein politisches Putting-Green. Liebes Kabinett, den Kopf zu lang unten halten verursacht Haltungsschäden. Man verliert die Haltung komplett.“
Anna Stolz, Klaus Holetschek, Albert Füracker und Michaela Kaniber dürften vom Alltag leidgeprüft genug sein, um die Mahnung mit Fassung zu tragen. Oder vielleicht sind sie auch einfach froh, überhaupt erwähnt zu werden. Schafroth mahnt jedenfalls weiter:
„Markus, was denkst du dir dabei, schau sie dir an, die können unter dir keine Statur entwickeln, denen fehlen die Knochen. Du hältst sie aufrecht wie ein Exoskelett.“
„Das folgt einer Regel! Der sogenannten Söderschen Strahlkraft-Deckelung. Die Strahlkraft einzelner Minister darf das 10-Fache der Söder-Strahlung nicht übertreffen, ein Minister muss deshalb auf Pressefotos das Zehnfache seiner Körpergröße hinter dem Söder stehen. Ist der Raum nicht groß genug, so muss er sich außerhalb des Raums aufhalten.“
„Holetscheck, Füracker, Blume, Kaniber, wenn ich euch sehe, da fühl ich mich an meine Zeiten als Messdiener erinnert, Aufgabenbeschreibung: Am Rand stehen und auf Kommando den Chef beweihräuchern.“

Ein paar Minister haben die Ehre, einzeln beim Derblecken erwähnt zu werden – hoffentlich gibt‘s dafür keinen Ärger mit dem Chef:
„Michaela? Vielleicht deute ich die Zeichen auch falsch. Die Michaela sendet ihren Protest verschlüsselt. Sie hat den Schutzstatus für Wölfe abgesenkt. Markus, das könnte man als Botschaft verstehen.“
„Jeder von euch sucht seine Taktik, um mit der Machtlosigkeit umzugehen. Der Klaus, der Anschmiegsame, der den Söderstamm neckisch wie ein Efeu umrankt. Nicht zu fest, aber auch nicht zu lasch. Ein Wechselspiel von Liebe und Loslassen und damit Vorbild für so viele toxische Beziehungen da draußen.“
Auch Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger kommt beim Derblecken vor – in diesem Jahr aber eher als Randnotiz, übrig geblieben von der Bundestagswahl:
„Hubert, sei froh, dass du nicht nach Berlin musst. Du hättest die erste Nacht im Berghain nicht überlebt. Wobei, in der Lederhose hat man gute Chancen, reinzukommen. Man muss sie sich halt über den Kopf ziehen.“
Neben all den bayerisch-berlinerischen Themen kommt der Irrsinn der Welt in der Fastenpredigt auch immer wieder vor.
„Während auf dem ganzen Globus wahnsinnige Kettensägenmänner alles zammsägen, zwischen Stürmen und Fluten auf der Welt soll ich mich mit euch befassen. Das ist als würde man auf der Sinkenden Titanic noch ein Fahrgastrechteformular ausfüllen.“
Und am Ende wird es nochmal moralisch von Maxi Schafroth: „Ihr könnt jeden Tag neu entscheiden gut zu sein. Verschwenden wir keine Zeit mit dem was uns spaltet, sondern mit dem was uns zusammenbringt.“

Maxi Schafroth hat das "Nasse Handtuch" zum Abwatschen benützt, das passt anscheinend vielen Politikern nicht, denn da hört wohl der Spaß auf. Das dürfte das Ende für Maxi beim Derblecken gewesen sein.
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