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Neun-Euro-Ticket: Auf diesen Strecken in Bayern kann es voll werden

Neun-Euro-Ticket

Auf diesen Strecken könnten die Züge ab Juni besonders voll werden

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    Mit dem 9-Euro-Ticket können Verbraucherinnen und Verbraucher von Juni bis August in Regionalzügen deutschlandweit günstig reisen.
    Mit dem 9-Euro-Ticket können Verbraucherinnen und Verbraucher von Juni bis August in Regionalzügen deutschlandweit günstig reisen. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Die Nachfrage nach dem Neun-Euro-Ticket ist gewaltig: Allein über ihre digitalen Kanäle hat die Bahn in den ersten Tagen eine Million Tickets verkauft, zwischenzeitlich brachen gar die Server zusammen. Doch während Verbraucherinnen und Verbraucher sich auf günstige Zugfahrten freuen, warnt der Fahrgastverband Pro Bahn vor Problemen, die durch das verbilligte Ticket entstehen können.

    "Mit dem Neun-Euro-Ticket werden wie mit einem Brennglas etliche Defizite des Systems Schiene beleuchtet, die zwar der Branche bekannt sind, aber von der Politik bislang nicht erfolgreich gelöst wurden", betont Andreas Barth, stellvertretender Vorsitzender von Pro Bahn Oberbayern. Barth spricht von Bahnsteigen, die zu kurz sind, oder Zügen, die nur eingleisig verkehren können. All das werde noch problematischer, sollten die Strecken durch das günstige Ticket überlastet werden.

    Neun-Euro Ticket könnte Auslastung auf beliebten Strecken in Bayern erhöhen

    Barth mahnt, dass neben Vorhaben wie dem Neun-Euro-Ticket der dringende Ausbau der Bahn-Infrastruktur nicht vernachlässigt werden dürfe und damit auch Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und eine angenehme Nutzung des ÖPNV-Angebots. „Das Geld ist für all das grundsätzlich da, es ist nur die Frage der Prioritäten“, sagt Barth. Karl-Peter Naumann, Sprecher von Pro Bahn, hatte das Neun-Euro-Ticket zuletzt als "populistischen Schnellschuss ohne nachhaltige Wirkung bezeichnet". Das Geld, das für das Ticket aufgewendet werde, wäre nach Ansicht des Verbands lieber in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs geflossen.

    Die Bahn will ab dem 1. Juni 50 zusätzliche Züge und damit rund 250 Fahrten mehr als zu normalen Zeiten anbieten. Trotzdem dürfte es auf vielen Strecken eng im Waggon werden. „Wo es bisher schon sehr voll war, wird es besonders voll werden“, sagt Pro-Bahn-Vertreter Barth. Das gilt vor allem für Strecken, die für Touristen attraktiv sind. Errol Yazgac, Chef der Pro-Bahn-Bezirksgruppe Schwaben, nennt etwa die Verbindung Augsburg-Kempten-Lindau oder die Route von gerade die schnelleren Regionalzüge nur gut eine Stunde brauchen. Yazgac befürchtet, dass in überfüllten Zügen beispielsweise die Wassertanks schneller leer sein könnten als bei geringerem Passagieraufkommen oder einzelne Fahrgäste nicht mitfahren können.

    Bahn will wegen des Neun-Euro-Tickets 50 zusätzliche Züge losschicken

    Auch Züge, die von München Richtung Süden unterwegs sind, dürften voll werden. Das betrifft die Strecken ins Allgäu, in Richtung Garmisch-Partenkirchen, Tegernsee, Schliersee/Bayrischzell und Lenggries sowie in Richtung Rosenheim und Salzburg.

    Pro-Bahn-Vertreter Yazgac glaubt aber auch, dass mit dem Angebot neue Fahrgäste erreicht oder zurückgewonnen werden könnten. Schließlich wären im Zuge der Corona-Pandemie viele Pendler ins Homeoffice gegangen oder auf das Auto umgestiegen. So seien etwa die Züge des Fuggerexpress zwischen Augsburg und München bis zu 40 Prozent weniger ausgelastet.

    Gerade Familien dürften das Neun-Euro-Ticket in den Schulferien nutzen, aber auch Berufspendler könnten probeweise vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen, vermutet Yazgac. An einen langfristigen Umschwung glaubt er aber nicht. Er geht davon aus, dass die meisten Menschen nach dem Auslaufen des Tickets im September wieder zum Auto zurückkehren.

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