Wenn es um das Thema Heizen geht, hat Hubert Aiwanger (Freie Wähler) klare Pläne. So will Bayerns Energieminister laut der kürzlich vorgestellten bayerischen Wärmestrategie unter anderem weiter stark auf Holz als Brennstoff setzen. Doch reicht der Waldbestand in Bayern dafür überhaupt aus? Und wie wirkt sich dieses Vorhaben auf die ambitionierten Klimaziele des Freistaats aus?
Brennholz in Bayern immer beliebter
Brennholz erfreut sich in Bayern seit jeher großer Beliebtheit. So heizten im Winter 2022/2023 laut Untersuchung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) fast 37 Prozent aller Haushalte zumindest teilweise mit Holz oder Holzpellets. Das ist mehr als in jedem anderen Bundesland.
Durch den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Gaspreissteigerungen wurde zuletzt sogar mehr Holz zum Heizen benötigt. Obwohl der Winter 2022 milder war als in den Jahren zuvor, wurde laut LWF in Bayern 13 Prozent mehr Brennholz gefällt als noch in 2021.
Holzvorrat in Bayern auf Höchststand
Laut Herbert Borchert, der beim LWF unter anderem für das Thema Holz zuständig ist, hatte diese gesteigerte Nachfrage keine unmittelbaren Folgen auf die bayerischen Wälder. Auch die Holzvorräte seien derzeit auf einem Höchststand. In den kommenden Jahren könnte der Holzvorrat sogar noch weiter anwachsen.
Grund dafür ist der Klimawandel. So gibt es durch die immer höheren Temperaturen immer mehr Borkenkäfer, die dem Wald schaden. Hinzu kommen Schäden durch Stürme oder Dürre. „Aufgrund des Klimawandels müssen junge Bäume gepflanzt werden, die an ein wärmeres Klima angepasst sind. Um diesen jungen Bäumen das Aufwachsen zu ermöglichen, müssen mehr alte Bäume gefällt werden“, sagt Borchert. Daher sei in naher Zukunft voraussichtlich noch mehr Holz verfügbar.
Potenzial der bayerischen Wälder ist begrenzt
Dennoch ist das Potenzial der Wälder nicht unerschöpflich. Aktuell werden neun Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Bayern durch Holz gedeckt. Um den Wald nicht zu übernutzen, kann dieser Anteil nicht frei nach Belieben gesteigert werden. Eine Orientierung biete die Holzmenge, die jedes Jahr durchschnittlich neu wächst, sagt Borchert. „Würde diese Holzmenge entnommen und komplett für die Energiebereitstellung verwendet, könnte etwa elf Prozent des bayerischen Energieverbrauchs damit gedeckt werden“, erklärt er. „Es wäre jedoch unsinnig, alles Rohholz sofort zu verbrennen“, schränkt Borchert ein. So werde ein Großteil des gefällten Holzes in Sägewerken oder für die Papierherstellung benötigt.
Generell hat es einige Vorteile, Holz stofflich zu nutzen, das Material also zu verbauen oder weiterzuverarbeiten. Wird Holz verbaut, bleibt das zuvor durch den Baum aufgenommene CO₂ weiter gebunden. Beim Verheizen wird das CO₂ wieder komplett freigesetzt. Da durch den Transport des Holzes vom Wald bis zum Verbraucher ebenfalls Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wird, haben Bäume, die direkt verbrannt werden, insgesamt also eine negative CO₂-Bilanz. Hinzu kommt, dass Holzöfen beim Heizen eine Reihe an Schadstoffen und Feinstaub freisetzen.
Eine Möglichkeit sei daher, das Holz zunächst zu verbauen und es erst später, etwa wenn ein Haus abgerissen oder Möbel entsorgt werden, zu verbrennen, sagt Borchert. Zuletzt sei dies allerdings immer seltener der Fall gewesen, berichtet Waldreferent Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz in Bayern. Da das Holzvorkommen begrenzt ist, müssen die verschiedenen Branchen um das Material konkurrieren. „In der Vergangenheit wurde wegen der steigenden Holzmengen, die verbrannt wurden, die stoffliche Verwendung reduziert“, sagt Straußberger.
Aiwangers Pläne gehen „in die völlig falsche Richtung“
Dennoch will Aiwanger in Bayern weiterhin fest auf den Brennstoff Holz setzen. Für Straußberger ist das unverständlich. „Dieses Vorgehen geht in die völlig falsche Richtung und steht in Widerspruch zu politischen Zielen“, sagt er und verweist damit auf die ambitionierten Pläne der bayerischen Staatsregierung. So soll Bayern schon bis 2040 klimaneutral werden - und damit fünf Jahre früher als der Bund. Zuletzt ruderte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei diesem Thema allerdings zurück und sagte, das Ziel könne nur mit Atomkraftenergie erreicht werden.
Holz sei für Klimaneutralität zumindest der falsche Weg, erklärt Straußberger. Er sei nicht für ein Verbot von Holzverbrennung. „Waldbesitzer sollen geeignetes Holz aus ihren Wäldern weiterhin in bestehenden Holzheizungen verwenden dürfen“, sagt der Waldreferent. Immer mehr mit Holz zu heizen, sei aber sehr schädlich, da dabei sogar noch mehr CO₂ frei werde, als beim Verbrennen von Steinkohle oder Erdgas. „Wir müssen hinkommen zu Energieträgern, die wenig CO₂ ausstoßen. Das ist Holz definitiv nicht.“
Danke für diesen informativen Artikel! Holzheizungen können auf dem Land Ölheizungen ersetzen. Da die Verbrennungstechnik bei Hackschnitzelanlagen wie auch Pelletöfen verbessert wurde, stoßen sie heutzutage weniger Schadstoffe aus. Doch in den dicht bewohnten Gemeinden sind Holzheizungen schlecht, da ihr Feinstaubausstoß krank macht und auch schleichend durch Schlaganfälle wie Herzinfarkte tötet. „Achim Dittler, Chemieingenieur und Professor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), hat nachgemessen in einem typischen Neubaugebiet. ... Bis Feierabend sei die Luftqualität dort bestens, berichtet Dittler (lesen Sie das ganze Interview hier). Doch dann legten die Menschen Holzscheite in ihre Feuerstellen - und schon beginnt vor allem in den Wintermonaten ein Frevel an Umwelt und Gesundheit.“ (spiegel 19.2.22) Ein Minister, der Fakten ignoriert und populistisch schwadroniert schadet den Menschen und dem Land.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden