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Projekttatg: "Die Rückkehr der Namen" - Schicksale werden lebendig

Projekttatg

"Die Rückkehr der Namen" - Schicksale werden lebendig

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    Teilnehmer des Projekttag „«Die Rückkehr der Namen» treffen sich mit ihren Plakaten in München.
    Teilnehmer des Projekttag „«Die Rückkehr der Namen» treffen sich mit ihren Plakaten in München. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Mit dem Projekt "Die Rückkehr der Namen" hat der Bayerische Rundfunk am Donnerstag die Schicksale von mehr als 1000 Opfern des Nationalsozialismus in die Gegenwart geholt - mit Fotos und Erzählungen. An ehemaligen Wohn- und Arbeitsstätten konnten sich Interessierte in der Münchner Innenstadt die Lebensgeschichten der Männer, Frauen und Kinder schildern lassen, die aus unterschiedlichsten Gründen von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. "Wir werden einstehen für ihr Vermächtnis und für ihre Botschaft, die so aktuell ist wie noch nie seit 79 Jahren", sagte Landtagspräsidentin und Schirmherrin Ilse Aigner (CSU) am Abend bei der Abschlussfeier auf dem Odeonsplatz.

    Aigner warnte davor, sich angesichts politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen zu sicher zu fühlen. "Für viele schienen die hart errungenen Werte Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Frieden, Wohlstand bereits selbstverständlich", sagte die CSU-Politikerin und verwies auf aktuelle Probleme wie Nationalismus, Krieg, Antisemitismus, Antiziganismus, Homophobie oder Hassreden. "Es ist alles noch oder schon wieder da." Die Demokratie werde von innen und von außen angegriffen und Feinde wollten zerstören, was seit 1945 in 79 Jahren aufgebaut worden sei.

    Hunderte Einzelpersonen sowie Verbände, Institutionen und Schulen hatten Patenschaften übernommen, um von den Schicksalen der Opfer zu berichten, unter denen Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma ebenso waren wie Menschen, die wegen ihrer politischen Einstellung, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religion oder wegen einer Krankheit oder Behinderung verfolgt, unterdrückt und oft auch gezielt ermordet wurden.

    Aigner trat vor dem Maximilianeum als Patin auf für den in Passau geborenen und 1944 gestorbenen Landtagsabgeordneten Eduard Hamm, der Kontakte zum regimekritischen Kreisauer Kreis pflegte. Rund sechs Wochen nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 kam er in Gestapo-Untersuchungshaft, wo er wenig später starb.

    Rolf Riemhofer aus dem Finanzbereich des FC Bayern war Pate für Franz Landauer, den Bruder des ehemaligen FC-Bayern-Präsidenten Kurt Landauer, er stand vor dem ehemaligen Modehaus der jüdischen Familie in der Fußgängerzone. Franz Landauer wurde mit seiner Frau Tilly 1942 deportiert und starb 1943 im Lager Kamp Westerbork, seine Frau 1944 in Auschwitz. "Ich finde es wichtig, zu zeigen, dass es viele Namen gibt, die in München verfolgt wurden", begründete Riemhofer sein Engagement.

    Um 17.00 Uhr gab es einen gemeinsamen Weg der Erinnerung vom Königsplatz zum Odeonsplatz, bei der Abschlussfeier danach Musik, Filme, Reden und Interviews mit Zeitzeugen. Ehrengäste waren unter anderem Josef Schuster vom Zentralrat der Juden in Deutschland, Romani Rose vom Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wie Charlotte Knobloch, Eva Umlauf und Ernst Grube.

    Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, lobte den Mut der Menschen, die sich an dem Projekt beteiligten. "Ich habe in meiner Jugend ein Land erlebt, in dem Wegschauen und Nicht-Wissen-Wollen das A und O des gesellschaftlichen Umgangs waren", erinnerte die Holocaust-Überlebende. "Der Zivilisationsbruch des Holocaust kam nicht zustande, weil die Nationalsozialisten plötzlich die Mehrheit in Deutschland stellten, sondern weil die Mehrheit in Deutschland die Nationalsozialisten gewähren ließ, aus Feigheit, aus Desinteresse oder aus Opportunismus. Die Schuld traf damals alle."

    (dpa)

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