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Opfer der Corona-Pandemie: Über elf Menschen, die fehlen

Foto: Keystone, dpa (Symbolbild)

In der Region wurden Tausende durch eine Corona-Erkrankung aus dem Leben gerissen. Sie hinterlassen Partner, Freunde, Kinder und Enkel. Wir haben Angehörige gebeten, uns ihre Geschichten zu erzählen.

Am Ende waren viele von ihnen allein. Die Ehefrau ohne ihren Mann, der Großvater ohne seine Enkel. Sie sind isoliert gestorben, auf einer Intensivstation oder in einem Altenheim irgendwo in Deutschland. Dieses Schicksal teilen mittlerweile fast 80.000 Menschen. So viele Männer und Frauen haben in der Bundesrepublik ihr Leben durch eine Covid-19-Erkrankung verloren, sind an oder mit Corona gestorben, wie es so oft heißt.

Jeden Tag veröffentlicht das Robert-Koch-Institut die Zahl der Corona-Toten, die Statistik gehört längst zum täglichen Grundrauschen der Pandemie. Doch für Angehörige, Freunde, Bekannte sind die Menschen, die in dieser Zeit gestorben sind, nicht nur Zahlen in einer Statistik. Sie haben ein Gesicht, eine Lebensgeschichte.

An dieser Stelle wollen wir an elf von ihnen erinnern – stellvertretend für die zehntausenden Menschen, die als Partner, Eltern, Großeltern, Kinder, Geschwister, Freunde und Kollegen fehlen. Wir haben Angehörige gebeten, uns ihre Geschichten zu erzählen.

Foto: Familie Dantz

Hellmut Dantz

Rechtsanwalt, gestorben im März 2020

Rechtsanwalt, Kommunalpolitiker und Menschenfreund: Hellmut Dantz bleibt vielen Menschen in Illertissen in Erinnerung. An seinem Markenzeichen erkannte ihn jeder in der Stadt: die Fliege am Hemdkragen, die er mit Vorliebe getragen hat. Am 14. März 2020 starb Hellmut Dantz im Alter von 83 Jahren – als offenbar erstes Corona-Opfer in Bayern. Die letzten Tage mit ihrem Mann waren für seine Frau Dörte traumatisch: ein Urlaub am Gardasee, der ihr Leben verändern sollte.

Es begann mit dem Anruf im Hotel, dass in zwei Stunden ihre Abfahrt bevorstehe. Danach sei die Grenze nach Deutschland dicht. Beide habe ein unheimliches Gefühl beschlichen und die Ahnung, dass dies mit dem Virus zusammenhänge, erzählt Dantz. „Dass fast alle Geschäfte in unserem Urlaubsort geschlossen waren, hatte uns zunächst wenig stutzig gemacht. Wir dachten, schon schlimmere Krankheiten überstanden zu haben.“

Die Heimfahrt im Bus gestaltete sich chaotisch, in Ulm erwischte das Paar den letzten Nachtzug. Daheim ging es Schlag auf Schlag: Hellmut Dantz musste ins Krankenhaus, tags drauf wurde Dörte Dantz ebenfalls dorthin beordert. Sie wähnte sich ihrem Mann damit näher – auch dann, als beide auf der Intensivstation lagen. „Erst am 14. März durfte ich zu ihm ins Zimmer, und mir war klar, dass er sterben würde.“ Dass sie sich von ihm verabschieden konnte, dafür ist sie unendlich dankbar. „Anderen war das nicht vergönnt.“

Foto: Familie Göttlicher

Maria Göttlicher

Erzieherin, gestorben im Januar 2021


So geliebt von so vielen Kindern. Und so gemocht von so vielen Eltern. Götti, so hieß Maria Göttlicher im Kindergarten bei den Kleinen. Götti, die einen so wunderbar in den Arm nehmen konnte, dass man alles drumherum mal vergaß. Über 30 Jahre arbeitete sie als Erzieherin – mit zwei Pausen der eigenen Kinder wegen, Laura und Hanna, bis die dann jeweils so alt waren, um selbst zu ihr in den Kindergarten zu gehen. „Alles, was sie anschaute, hat sie immer auch mit den Augen der Kinder versucht zu sehen“, sagt Hanna, die zuletzt mit ihr gemeinsam als Erzieherin arbeitete.

Warum dieser Beruf? Auch, weil für sie einst der Kindergarten kein schöner Ort war. „Es hat immer geregnet“, so hat sie ihrem Mann Manfred diese Zeit beschrieben. Ein trauriges Mädchen, das noch kein Deutsch verstand, eben mit der Familie aus Italien nach Deutschland gezogen ins so ganz und gar fremde Neusäß. Daraus wurde Heimat Neusäß, in der sie sich dann darum kümmerte, dass im Kindergarten „alle gut aufgehoben sind, gerade auch die, die es nicht ganz so leicht haben,“ sagt Manfred Göttlicher.

Was Maria Göttlicher noch liebte: Mosaike zu legen, zum Beispiel. Steine, Tische, ganze Wände verzierte sie. Sie spielte Gitarre, engagierte sich in der Kirche, eine Leserin, eine Musikliebhaberin. Viele Freunde.

Sie habe ein Gespür dafür gehabt, wenn Menschen jemanden zum Reden brauchten, sagt Tochter Laura. Kanten? „Wenn sie etwas nicht wollte, dann war da nichts zu machen“, sagt ihr Mann. Eine Frau mit Schwung. Wenn die Kindergarten- zu Schulkindern wurden, warf Götti sie mit der Kollegin aus dem Fenster hinaus ... in Elternarme. Ein Riesen-Juhuu, ein kleines Glitzerstück fürs Lebensmosaik. An Covid-19 erkrankten Laura, Manfred und Maria Göttlicher fast gleichzeitig, alle so schwer, dass sie auf die Intensivstation kamen. Maria, keine Risikopatientin, erwachte nicht mehr aus dem Koma, starb mit 55 Jahren. Über seine Frau sagt Manfred Göttlicher etwas Großes: „Sie war ein Geschenk.“

Foto: Olaf Winkler

Johannes Netzer

katholischer Pfarrer, gestorben im April 2020

Als junger Mann schlug Johannes Netzer den Weg des Geistlichen ein, mit 25 Jahren wurde er zum Priester geweiht. „Es erschien mir als ein sinnvoller Beruf, Menschen in verschiedenen Lebenslagen zu begleiten und ihnen vielleicht helfen zu können“, begründete Netzer seine Entscheidung. Die Seelsorge war ihm zeitlebens ein Herzensanliegen. Als „Don Giovanni“ war er schon in der römischen Vorstadtgemeinde, die er während seiner Studienzeit begleitete, beliebt und anerkannt.

Er erlebte das Zweite Vatikanische Konzil aus nächster Nähe. Die Ökumene und die Nähe zu den Gläubigen standen stets im Mittelpunkt seines Wirkens. Kritik übte Netzer dagegen am Reformstau und der in seinen Augen überholten Sexualmoral der Kirche. Er forderte ein Frauendiakonat und eine bessere Behandlung von geschiedenen und wiederverheirateten Christen.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier, ein Studienfreund Netzers, hat den gebürtigen Lindenberger als „waschechten Allgäuer mit Ecken und Kanten“ in Erinnerung. „Johannes hat mir immer gesagt: Bertram, das Wichtigste ist: Du wirst nicht Hochwürden, du bleibst Mensch.“ Diese Einstellung begleitete Netzer auf all seinen Stationen. Sein Weg führte ihn nach zwei Kaplanstellen als Pfarrer zunächst nach Benningen und später nach Oberstaufen. In der Oberallgäuer Gemeinde wirkte er ab 1994 und hinterließ viele Spuren. Netzer blieb ein Priester aus Leidenschaft, als er älter wurde, und schonte sich nicht. Obwohl er sich schwer krank monatelang zurückziehen musste, lehnte er einen Ruhestand mit 70 Jahren ab. „Ich wollte nicht aus einer Krankheit heraus auf eine Aufgabe verzichten, die mir ein Leben lang wichtig war.“ So konnte er 2018 Abschied und 50. Priesterjubiläum feiern – in einer vollen Kirche. Als Ruhestandsgeistlicher lebte er in Wasserburg, wo er mit 76 Jahren im April 2020 an den Folgen einer Corona-Infektion starb.

Foto: Familie Dempf

Josef Dempf

Postbeamter, gestorben im November 2020

„Er war Postbeamter mit Leib und Seele“, sagt Maria Dempf über ihren Ehemann Josef, der mit 84 Jahren an einer Corona-Infektion gestorben ist. Als das Buchloer Postamt aufgelöst wurde, habe er sogar seinen Schreibtisch mitgenommen und zu Hause aufgestellt. Das Möbelstück erinnert sie sehr an ihren Mann, mit dem sie kurz vor seinem Tod noch diamantene Hochzeit gefeiert hatte.

In der Freizeit waren Maria und Josef Dempf passionierte Radfahrer. „Wir haben fast alle deutschen Bundesländer gemeinsam mit dem Fahrrad bereist“, sagt Dempf. Ihr Mann habe schon länger unter Herzproblemen gelitten – da habe ihm der viele Sport sehr geholfen, war sein Lebenselixier.

In Buchloe war er vor allem bekannt, weil er kirchlich sehr engagiert war. Nachdem er in Rente ging, verteilte er beispielsweise Briefe für das Pfarrbüro. Aus seiner Zeit bei der Post kannte er sich immerhin bestens aus. Mit Religion hat auch seine Sammelleidenschaft zu tun: Etwa 1000 selbst gekaufte Kirchenführer liegen im Hause Dempf.

Für seine Ehefrau, die vier Kinder, sieben Enkel und das Urenkelkind war Josef Dempf ein Ruhepol. Er ist im November vergangenen Jahres im Klinikum Kaufbeuren gestorben.

Foto: Sammlung Utjesinovic

Anna Utjesinovic

Druckerei-Angestellte, gestorben im Januar 2021


„Erzählt lieber von mir und traut euch ruhig zu lachen“, hatten ihre Kinder auf der Traueranzeige all denen aufgegeben, die Anna Utjesinovic im Leben gern gehabt hatten. Lachfältchen hatte sie viele, die warmherzige Frau, die am 14. Januar 2021 im Monheimer Seniorenheim an Corona gestorben ist.

Dabei hatte sie es nicht leicht in ihrem langen Leben: 20 Jahre alt war Anna Berger – ein Mädchen aus einer bäuerlichen Familie aus dem Dorf Rehau –, als sie im März 1946 dem Serben Dragan Utjesinovic das Jawort gab, einem „Ausländer“, wie es damals hieß. Dazu gehörten Mut und Kraft, so kurz nach Kriegsende, und dazu gehörte zu akzeptieren, dass ihr aufgrund der damals gültigen Gesetze mit der Hochzeit die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen wurde.

Vier Söhne und eine Tochter zog sie groß, zumindest während der Woche allein, weil ihr Mann auf Montage arbeitete und bestenfalls zum Wochenende nach Hause kommen konnte. 1967 baute die Familie ein Haus in Monheim, und als die Kinder groß waren, wechselte Anna Utjesinovic von der Heimarbeit noch in eine Druckerei, wo sie bis zu ihrem 75. Geburtstag tätig war.

Ein offenes Haus hatte sie für alle – egal ob sich das Nachbarskind auf der Straße ein Knie aufschlug oder ob ihre Kinder andere zum Mittagessen mitbrachten. „Setz dich her, dich bringen wir schon auch noch durch“, sagte Anna Utjesinovic dann schlicht.

Foto: Karin Lengenfelder

Franz Denkel

Verwaltungsamtmann, gestorben im Dezember 2020


Es ist in keiner Statistik erfasst, wie vielen Spielern Franz Denkel das kleine Fußball-Einmaleins beigebracht und wie vielen dieser Knirpse er die Fußballschuhe gebunden hat. Fußball war sein Leben. Fast vier Jahrzehnte hatte der Verwaltungsamtmann, der 46 Jahre im Öffentlichen Dienst tätig war, mit allergrößter Geduld die jüngsten Kinder der F-Jugend trainiert. Darüber hinaus war er ein leidenschaftlicher Tischtennisspieler.

Selbst am Tag seiner Hochzeit ließ es sich Franz Denkel nicht nehmen, im feinsten Zwirn auf dem Fußballplatz zu erscheinen, um das Spiel seiner Nachwuchsmannschaft zu verfolgen. Seine Frau Gerti Denkel-Wagner hatte dafür immer Verständnis. Deshalb wunderte sie sich: „Obwohl er ein Fußballer durch und durch war und von früh bis spät auf dem Fußballplatz stand, wollte er nach seinem Schlaganfall überhaupt keinen Fußball mehr sehen.“ Sie nahm für ihren gesundheitlich angeschlagenen Mann die Ehrung entgegen, als er 2010 beim TSV Gersthofen zum Sportler des Jahres gekürt wurde.

„Er war ein guter Trainer. Aber auch ein noch viel besserer Mensch, Coach, Mentor, Erzieher, ja sogar Vater für jeden kleinen Fußballer“, schrieb ein ehemaliger Schützling in den sozialen Netzwerken, als der langjährige Jugendtrainer des TSV Gersthofen kurz vor Weihnachten im Alter von 74 Jahren verstarb. Franz Denkel war einer von mehreren Toten, die es nach einem Corona-Ausbruch im Gersthofer Paul-Gerhardt-Haus gegeben hatte. Seit einem Schlaganfall vor zehn Jahren hatte der Rentner dort gelebt.

Foto: Manuel Wenzel

Johann Menzinger

katholischer Pfarrer, gestorben im Dezember 2020

Wo immer ihn der liebe Gott auch hinschickte, wo immer er als katholischer Pfarrer wirkte, vermochte es Johann Menzinger, die Herzen zu gewinnen. Er war vor allem in den Landkreisen Dillingen, Donau-Ries, Aichach-Friedberg und Neuburg-Schrobenhausen tätig und erwarb sich dort, aber auch in Afrika, den Ruf, ein wirklicher Ausnahmepriester zu sein.

Der „Menzi“, wie er vielerorts mit liebevollem Respekt genannt wurde, galt als überzeugter Christ, als begnadeter und engagierter Seelsorger, als Prediger mit lebensnaher Botschaft, als kluger Ratgeber, als Freund oder einfach nur als Mensch unter Menschen. Menzinger lebte die christliche Botschaft in jeder Lebenssituation.

Als er im Dezember des vergangenen Jahres mit 79 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion starb, hinterließ er bei denen, die ihn kannten, viel Trauer, aber auch große Dankbarkeit für all das Gute, das er zeitlebens getan hatte.

Der „Menzi“ war als Hirte mit großer Fürsorge stets mitten unter seinen Schäfchen. Seine Kirchen waren immer voll von Gläubigen, denen er auf einzigartige Weise den Glauben als Quell der Zuversicht und des Trostes vermittelte. Aber auch im weltlichen Leben hatten seine Pfarrhäuser stets offene Türen für alle, die Hilfe suchten, aber auch für die vielen, die zum Feiern kamen.

Pfarrer Johann Menzinger wartete aber nicht nur darauf, dass die Menschen den Weg zu ihm fanden. Immer auch war er selbst zu denen unterwegs, die ihn gebraucht haben. Er legte ihnen den christlichen Dreiklang von „Glaube, Hoffnung, Liebe“ als Wegweiser im Leben nahe. Und er vermittelte immer herzlich, überzeugt und spürbar seine Begrüßung, die zum geflügelten Wort wurde: „S is’ schee, dass alle da seid’s!“

Foto: Johanna Zucker

Werner Zucker

Lehrer, gestorben im Dezember 2020

Wenn Johanna Zucker in der Fotokiste Bilder sucht und auf den großen Haufen der Kondolenzkarten blickt, rührt sie der Schmerz zu Tränen. Vor vier Monaten hat die Frau aus Höchstädt im Landkreis Dillingen ihren Mann Werner Zucker nach 48 Ehejahren verloren.

„Ich habe ihn mit 15 kennengelernt“, sagt die heute 68-Jährige. Und für ihren Lebensabend hatte sich Johanna Zucker mit ihrem Mann noch einiges vorgenommen. Etwa Zeit mit den vier Enkeln zu verbringen oder mit dem 30 Jahre alten VW-Bus in Kroatien zu campen. Doch Ende des vergangenen Jahres erkrankten sie und der pensionierte Lehrer an Corona. „Wir fühlten uns extrem schlapp“, erinnert sie sich.

Doch nichts deutete zunächst darauf hin, dass die Covid-Infektion für ihren Mann tödlich enden würde. Nach sieben Tagen stellten sich bei dem 70-Jährigen jedoch hohes Fieber und Schüttelfrost ein, per Notruf kam Werner Zucker in die Wertinger Kreisklinik. Dort schien sein Zustand zunächst stabil zu sein; doch plötzlich lag der Höchstädter nach einer durch die Corona-Erkrankung ausgelösten Lungenembolie leblos im Bett.

Johanna Zucker fühlt eine große Leere. „Ein Teil meines Lebens ist wie aus heiterem Himmel weggebrochen“, sagt sie. Trost spenden die vielen Beileidsbekundungen, auch von ehemaligen Schülern. Werner Zucker war jahrzehntelang Lehrer mit Leib und Seele, zunächst an der Hauptschule in Lauingen, danach an der Mittelschule in Höchstädt, zuletzt noch als „Springer“ an mehreren Orten im Landkreis Dillingen. Auch nach der Pensionierung vor fünf Jahren ließ der Pädagoge das Lehrerdasein nicht ruhen, er unterrichtete Flüchtlinge in Deutsch.

Zucker stand zu seinen Lebzeiten für Offenheit und Toleranz, er machte gegen kleinkariertes Denken und Rassismus mobil. „Born to Be Free“, lautete das Motto des 70-Jährigen.

Foto: Silvio Wyszengrad

Helmut Bauer

Unternehmer, gestorben im Dezember 2020

Manchmal schnappte er seinen Angestellten einfach den Rasenmäher weg und setzte sich selbst darauf, um das Gras zu stutzen. „Den fahre ich lieber als eine Harley“, erzählte Helmut Bauer noch in einem Interview vor gut einem Jahr. Dabei lachte er, wie er eigentlich immer lachte, wenn er sich in Gesellschaft von Menschen befand. Denn das liebte der 62-Jährige.

Der Kommunalpolitiker und Unternehmer aus Augsburg, der eine Immobilienfirma und einen Hausmeisterservice leitete, war ein Mensch, der gerne anpackte. Seine Familie, seine Freunde schätzten ihn für seine positive Energie und für seine Hilfsbereitschaft. In seinen Firmen, die nun von den Kindern weitergeführt werden, erinnern Bilder an ihn. Noch immer können sich die Mitarbeiter schwer vorstellen, dass ihr Chef nie wieder durch die Tür kommt.

Seine Frau Gisela Bauer sagt, der Weg in die Normalität sei verdammt schwer. Ihre Trauer sitzt tief. Über 40 Jahre waren die Bauers ein Paar. „Mister Unzerstörbar“ nannte sie ihn gerne. Weil er so viel Energie hatte, immer fit und gesund war. Der Corona-Tod kam innerhalb von sechs Wochen. Es begann mit einem leichten Husten, nach ein paar Tagen kam die Atemnot. Als der Notarzt ihren Mann abholte, ahnte Gisela Bauer nicht, dass es ein Abschied für immer werden sollte. Seine Familie durfte nicht mehr zu ihm. Helmut Bauer starb am 8. Dezember in der Augsburger Uniklinik.

Foto: Familie Haberl

Hermann Karl Haberl

Berufskraftfahrer, gestorben im November 2020


Hermann Karl Haberl war ein wahres Organisationstalent. Jedes Jahr um diese Zeit war er als langjähriger Vorsitzender des Trachtenvereins „D’ Mindeltaler“ besonders gefordert. Haberl war der Mann, bei dem alle Fäden für den Maibaum in Mindelheim zusammenliefen. Auf ihn gehen sogar die kunstvoll geschnitzten Tafeln zurück. Seine Tochter Elfriede Ewert hat sie entworfen, ihr Vater dann angefertigt. Beim jährlichen Maibaumwettbewerb von Mindelheimer und Memminger Zeitung landete der Mindelheimer Maibaum immer auf einem der vorderen Ränge.

Im November 2020 ist Hermann Karl Haberl gestorben. Der frühere Berufskraftfahrer für die Brauereien Lamm und Aktien war wegen einer Schwäche des Immunsystems im Krankenhaus versorgt worden. Dabei stellte sich heraus, dass er sich im Seniorenheim mit Corona infiziert hatte. Das Virus hatte ihn so geschwächt, dass er im Alter von 90 Jahren gestorben ist.

Was seine Tochter, seine drei Geschwister und die vielen Freunde so traurig gemacht hat, ist der Umstand, dass es keine würdige Abschiedsfeier im großen Kreis geben konnte. Eine Delegation aus der Partnerstadt Schwaz wäre gerne gekommen. Haberl hatte große Trachtenfeste organisiert, bei denen auch die Tiroler teilgenommen haben. Corona hat all das vereitelt. In diesen Tagen hätte der Leichenschmaus nachgeholt werden sollen. Aber auch der ist wegen der Ansteckungsgefahr nicht möglich. So hofft Tochter Elfriede Ewert nun, dass es zum ersten Jahrestag im November eine große Feier geben kann.

Foto: Kongregation der Barmherzigen Schwestern

Schwester Onesima

Ordensschwester, gestorben im Januar 2021

Ein Bild, das wenige Monate vor ihrem Tod aufgenommen wurde, zeigt Schwester Onesima lächelnd, das Gesicht viel jünger, als es ihre 92 Jahre vermuten ließen. „So war sie, so behalten wir sie in Erinnerung“, erzählt Schwester Reinholda, Generaloberin der Kongregation der Barmherzigen Schwestern, der Augsburger Ordensgemeinschaft, der auch Schwester Onesima mehr als 70 Jahre lang angehörte. Warmherzig, fröhlich, voller Freude – so wird die Ordensschwester von Menschen beschrieben, die sie kannten.

Zeit ihres Lebens war sie, die über 40 Jahre als Krankenschwester gearbeitet hat, für andere da. „Sie war ein Lichtblick für so viele Menschen“, erzählt Schwester Reinholda. Hatte eine ansteckende Fähigkeit zur Freude, ein Einfühlungsvermögen, das sie den Menschen um sie herum nahegebracht habe.

Ab 1950 besuchte sie die Krankenpflegeschule, arbeitete am Vincentinum in Augsburg. Im nahen Schwabmünchen war sie zur Welt gekommen, als zweites von insgesamt vier Kindern. Als sie 16 Jahre alt war, fiel der Vater in Russland – ein Schicksal, das sie mit so vielen Männern und Frauen aus ihrer Generation verband. Sie besuchte die Volksschule in Schwabmünchen, danach die Landwirtschaftliche Berufsschule, arbeitete anschließend in verschiedenen Haushalten. 1948 trat sie in die Kongregation ein.

Mehr als drei Jahrzehnte lang arbeitete Schwester Onesima in der Münchner Privatklinik Josephinum, wo sie Stationsschwester wurde und ab 1991 in der Klinikseelsorge tätig war. „Die Menschen haben immer gespürt, welche Wertschätzung sie ihnen entgegengebracht hat“, erzählt Schwester Reinholda. Auch als sie nur noch schlecht sehen konnte und ihre Mitschwestern nicht mehr erkannt habe, sei Schwester Onesima ihnen noch nahe gewesen – durch ihr Zuhören, ihr Lächeln, ihre musikalische Begabung und ihre schöne Altstimme.

Schwester Onesima ist am 4. Januar 2021 im Alter von 92 Jahren gestorben.

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Von Alexandra Hartmann, Dagmar Hub, Regina Langhans, Michael Mang, , , , , , ,