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Nachruf: Der populäre Grünen-Politiker Sepp Dürr ist tot

Nachruf

Der populäre Grünen-Politiker Sepp Dürr ist tot

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    Der Grünen-Politiker Sepp Dürr ist gestorben.
    Der Grünen-Politiker Sepp Dürr ist gestorben. Foto: Andreas Gebert, dpa (Archivbild)

    „Mich kriegt er nicht“, hatte Sepp Dürr noch vor zehn Jahren gesagt. Und lange Zeit schien es tatsächlich so, als hätte er den Krebs überwunden. Doch die Krankheit kehrte zurück. Am Donnerstag ist der populäre bayerische Grünen-Politiker im Alter von 69 Jahren gestorben.

    Sepp Dürr saß ab 1998 für die Grünen im Landtag

    Seine wuchtigen, urbayerischen Zwischenrufe im Landtag waren gefürchtet, seine Streitlust fast schon legendär. „Wenn ich draufhauen muss, hau ich drauf“, sagte er öfter. Das sei sein gutes Recht und halt auch „eine Gaudi für den Moment“. Doch das war nur eine Seite des kleinen schlanken Mannes aus Germering im Landkreis Fürstenfeldbruck. Seine Parteifreunde wie seine politischen Gegner schätzten seine Fairness und sein Engagement in der Sache ebenso wie sein breites Wissen.

    Dürr war Biobauer und Literaturwissenschaftler, Politiker und Philosoph, aber anders als oft behauptet kein grünes Urgestein. Der 1980 gegründeten Partei stand er zunächst sogar eher skeptisch gegenüber. Er hatte sich nach Studium und Promotion gegen eine akademische Karriere und für die Landwirtschaft entschieden, zog zurück nach Germering und führte gemeinsam mit seiner Schwester den elterlichen Hof fort. Um wirtschaftlich bestehen zu können, stellten sie den Betrieb auf Bio um und eröffnete einen Hofladen. Dadurch wurden die Grünen vor Ort auf ihn aufmerksam. Er ließ sich einspannen – erst in der Kommunal- und dann ab den späten 90er Jahren auch in der Landespolitik. 1998 wurde Dürr erstmals in den Landtag gewählt. Bereits zwei Jahre später wählten ihn seine Kollegen zum Fraktionsvorsitzenden – bis 2003 an der Seite von Christine Stahl, bis 2008 an der Seite von Margarete Bause.

    Vor zehn Jahren kam der Krebs zum ersten Mal

    Wie sehr die Menschen in seiner Heimat ihm vertrauten, zeigt das Wahlergebnis, das er 2008 im Stimmkreis Landsberg am Lech/Fürstenfeldbruck als Direktkandidat erzielte: Mit 15,3 Prozent der Stimmen lag er fast sechs Prozentpunkte über dem bayernweiten Ergebnis seiner Partei. 2012 erkrankte Dürr (verheiratet, drei Kinder) erstmals an Krebs. Kurzfristig dachte er ans Aufhören, aber er erholte sich und machte weiter. 2018 schaffte er es trotz seiner Popularität nicht mehr in den Landtag. Der Grund: Die Grünen waren zu erfolgreich geworden. Als Listenkandidat, der auf dem Wahlzettel in Oberbayern weit hinten auf Platz 42 stand, hatte er keine Chance mehr. Er widmete sich seinen Enkeln, baute wieder Kartoffeln und Gemüse an und schrieb ein Buch über seinen Heimatort Germering.

    Nun trauern die Grünen: „Sepp hatte Hirn, Herz und Humor. Er hat für seine Werte und Überzeugungen gekämpft, mit uns und auch gegen uns, wenn nötig“, sagte der Chef der Landtagsfraktion, Ludwig Hartmann. Landesvorsitzende Eva Lettenbauer würdigte ihn als Politiker mit Ecken und Kanten: „Ich bin Sepp sehr dankbar für seine Kraft, die er unserem grünen Bayern gewidmet hat.“

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