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Musik: Die Well-Brüder: Folgt auf den jüngsten Streit eine Annäherung?

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Die Well-Brüder: Folgt auf den jüngsten Streit eine Annäherung?

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    Voneinander entfremdet: die bayerische Kultband "Biermösl Blosn" mit Christoph, Hans und Michael Well (von links) bei ihrem vorletzten Auftritt im Januar 2012 in Fürth.
    Voneinander entfremdet: die bayerische Kultband "Biermösl Blosn" mit Christoph, Hans und Michael Well (von links) bei ihrem vorletzten Auftritt im Januar 2012 in Fürth. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Ihre Texte waren grandios und sind von teils zeitloser Bedeutung: "Gott mit Dir, Du Land der BayWa / deutscher Dünger aus Phosphat ..." Es sind Zeilen wie diese, für die die Brüder Hans, Michael und Christoph Well als "Biermösl Blosn", wie sie sich in Anlehnung an ein Moor in ihrer Heimat – Günzlhofen in der Nähe von Fürstenfeldbruck – tauften, noch heute bekannt sind. Doch auf den Erfolg folgte ein Prozess der Entfremdung. Und Streit. Zuletzt wieder anlässlich einer Preisverleihung.

    Vielleicht muss man sich zunächst die Geschichte der drei nochmals in Erinnerung rufen. Die Brüder waren jahrzehntelang das künstlerische Aushängeschild der auch sonst sehr musikalischen Großfamilie Well mit insgesamt 15 Kindern. Sie sangen und spielten gegen die Auswüchse der CSU-Herrschaft und gegen Größenwahn an. Sie waren sozusagen die Stimme des aufgeklärten Bayern. So wurde die Gruppe immer erfolgreicher, insbesondere als sie mit dem kongenialen Kabarettisten Gerhard Polt gemeinsame Sache machte. Christoph "Stofferl" Well, der Zweitjüngste, wurde zum musikalischen Mittelpunkt der "Blosn", Michael übernahm die Organisation und Hans verfasste den Großteil der Texte.

    "Meinungsverschiedenheiten" seien der Grund für die Trennung, hieß es 2012 lapidar

    Die drei spielten auf zunehmend größeren Bühnen und auch international. Dann jedoch, vor elf Jahren, kam der Bruch. Für Außenstehende völlig überraschend löste sich die beliebte Formation auf. "Meinungsverschiedenheiten" seien der Grund, hieß es damals lapidar. Die Trennung sei sehr, sehr schmerzvoll gewesen, gestand Michael Well zuletzt dem Münchner Merkur. Hans Well bestätigt dies unserer Redaktion. Fast wie eine Scheidung sei es gewesen.

    Christoph und Michael Well gründeten danach die Gruppe "Wellbrüder aus’m Biermoos", die weiter mit Polt Erfolge feierte. Der älteste Bruder ging, obwohl er der politische Kopf der Biermösls war, fortan weitgehend unterhalb des Radars der großen Feuilletons mit seinen Kindern als "Hans Well & die Wellbappn" auf Tour. Warum es auseinanderging, das weiß Hans Well nach eigener Aussage selbst nicht so genau. Die Brüder habe aber erzürnt, dass er den Vater in einer Autobiografie als "Nazi" bezeichnet habe. Der Rest der Familie äußerte sich dazu nicht öffentlich. 

    So schwelten die Streitigkeiten jahrelang dahin. Gesprochen wurde irgendwann nicht mehr miteinander. Vor allem Hans Well fühlt sich vom Rest der Familie isoliert. Sogar bei der Beerdigung seiner Schwester Burgi im September sei er nicht einmal zum Leichenschmaus eingeladen worden, sagt er mit einem bitterem Klang in der Stimme.

    Es geht auch um das Erbe der "Biermösl Blosn"

    Und dann war da eben noch die Sache mit der Preisverleihung, die jüngst alte Wunden wieder aufbrechen ließ. Wie bei vielen Familienzwisten geht es auch in diesem Fall ums Erbe, bei den Wells um das der "Biermösl Blosn". Die Deutsche Umwelthilfe zeichnete nämlich nur die Mitglieder der neuen "Wellbrüder" für "40 Jahre Satire zu Umweltthemen" als ehemalige Mitglieder der "Biermösl Blosn" aus, die ja gegen Atomkraft, Wackersdorf und pro Dosenpfand aktiv war. Hans dagegen wurde mit keinem Wort erwähnt.

    Zwar wurde der ältere Bruder, nachdem er dagegen öffentlich protestiert hatte, nachträglich geehrt. Doch Hans Well geht es nicht nur um Lorbeeren. "Das alles macht mich traurig. Ich bin leider in der Position des Schwächeren, weil die anderen den großen Polt an der Seite haben. Ich komme gar nicht mehr vor. Das ist bitter für mich", sagt er. Seinen Brüdern wirft er vor, dass sie sich einen Teil seiner Biografie, nämlich die erfolgreiche Zeit mit der "Biermösl Blosn", zu Unrecht aneignen würden. 

    "Es muaß amoi a Ruah sei", sagt dagegen Michael Well, dem der Streit auch zugesetzt hat. Ob es gelingt? Auch Christoph Well meldete sich zu Wort und sagte Versöhnliches in der Form, dass er sich schon vorstellen könne, mit Bruder Hans mal wieder ein Bier zu trinken. Hans nimmt den zugespielten Ball auf und antwortet in seiner typischen Art: "Ich kann mir sogar mehrere Biere mit meinen Brüdern vorstellen – außer, wenn es sich dabei um Warsteiner oder Paulaner handelt!"

    Vielleicht gibt es also jenseits der Bühne doch noch eine Chance, den Familienfrieden wiederherzustellen? Seine Gruppe "Wellbappn" musste Hans Well jedenfalls auflösen, weil zwei seiner Kinder nicht mehr genügend Zeit dafür hatten. Ans Aufhören denkt er dennoch nicht. Mit seiner Tochter Sarah will er im neuen Jahr mit einem neuen Programm auf die Bühne.

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