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Münchner Schießerei: Wer war der 18-jährige Attentäter aus Österreich?

Schüsse in München

Was über den Attentäter von München bekannt ist

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    Der Schütze war voriges Jahr ins Visier der österreichischen Behörden geraten.
    Der Schütze war voriges Jahr ins Visier der österreichischen Behörden geraten. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Es war offenbar die Tat eine jungen, religiös radikalisierten Mannes. Es war kurz nach neun, als am Donnerstag in der Nähe des Münchner Karolinenplatz die ersten Schüsse fielen. Um halb zehn gab die Polizei dann über das soziale Netzwerk „X“ bekannt, dass in der Nähe des israelischen Generalkonsulats ein Polizeieinsatz im Gange sei. Dann ging alles schnell: Spezialeinsatzkräfte rückten an, ein Hubschrauber kreiste über der Innenstadt und überwachte die Lage, die Polizei bat, den Bereich zu meiden. Als man dann vermeldete, der mutmaßliche Attentäter sei angeschossen worden und befinde sich in Polizeigewahrsam, beruhigte sich die Lage ein wenig. Kurze Zeit später starb er. Aber wer ist der junge Mann, der mutmaßlich mit einem Gewehr auf die Beamten schoss?

    Medienberichten zufolge soll es sich bei dem jungen Mann um einen 18-jährigen Österreicher mit bosnischen Wurzeln namens Emrah I. handeln, der den örtlichen Behörden bereits als Islamist aufgefallen war. Recherchen des Spiegels nach wohnte er bei seinen Eltern in einem Einfamilienhaus in Neumarkt am Wallersee im Salzburger Land – und fuhr am Donnerstagmorgen mit dem Auto seiner Mutter in die Münchner Innenstadt. In seiner Heimatstadt soll er den Behörden bekannt gewesen sein.

    Anschlag in München: Nähe zu islamistischem Gedankengut festgestellt

    Laut einem Bild-Bericht war der junge Österreicher im Schulbetrieb erstmals aufgefallen. Er soll demnach einem Mitschüler gedroht, ihn angegriffen und verletzt haben. Der österreichischen Presseagentur APA zufolge, sei er der Polizei dann wegen der möglichen Beteiligung an einer terroristischen Organisation aufgefallen. Im Zuge der Ermittlungen wurden auf seinem Handy Daten und ein Computerspiel sichergestellt, die die Nähe zu islamisch-terroristischem Gedankengut nahelegten. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, stellte das Verfahren aber im April 2023 ein. Laut APA sei gegen den 18-Jährigen dann ein Waffenverbot verhängt worden. Dieses hätte noch bis Anfang 2028 bestehen bleiben sollen, so die österreichische Polizei. Danach sei er der Polizei nicht mehr aufgefallen. Gabriele Tilmann von der Generalstaatsanwaltschaft München bestätigte inzwischen, dass die österreichische Polizei Erkenntnisse habe, wonach sich der junge Mann in den vergangenen Jahren „islamistisch radikalisiert“ habe.

    Nach dem Schusswechsel in München wurde auch der Wohnort des 18-Jährigen durchsucht. Zahlreiche Beamte rückten nach Neumarkt am Wallersee aus, um Beweise und Spuren zu sichern. Das teilte ein Salzburger Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. Zur Sicherheit seien das Wohnhaus und die benachbarten Gebäude evakuiert worden, sagte der Polizeisprecher. Im Nachhinein habe sich aber herausgestellt, dass keine Gefahr bestanden habe. Die Ermittler wollen nun auch die Handydaten des Angreifers auswerten, um Erkenntnisse zum Motiv und möglichen Mitwissern oder Mittätern zu bekommen. Der Täter habe vor Ort allein gehandelt, so Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann. Es gehe aber auch um die Frage, ob er in ein echtes oder virtuelles Netzwerk eingebunden gewesen sei.

    Mutmaßlicher Anschlag in München am Karolinenplatz

    Kurz nach der Tat kursierten im Internet Videos, die den mutmaßlichen Täter zeigen. Darauf ist ein junger Mann mit einem schwarzen Kapuzenpullover und einer roten Hose zu sehen. Er hantierte mit einer Langwaffe – später wird sich herausstellen, dass es sich um ein historisches Infanteriegewehr mit Bajonett handelte. Kurz darauf schoss er und versuchte vermutlich vom Garten aus den Hauptbau des Generalkonsulats zu treffen. Auf einem Video ist zu sehen, dass der Rückstoß den Schützen aus dem Gleichgewicht brachte. Er soll insgesamt neun Schüsse abgegeben haben. Die Waffe soll der Täter erst am Mittwoch in Österreich von einer Privatperson gekauft haben. Nach Auskunft des bayerischen Landeskriminalamts sei das Waffengeschäft dort erlaubt gewesen, es gebe bei Waffen dieser Art lediglich die Vorschrift, sie binnen eines halben Jahres bei den Behörden anzumelden. Laut Polizei handelt es sich um ein altes Schweizer Militärgewehr..

    Was genau er an diesem Tag erreichen wollte, müssen die Ermittler noch klären. Bisher habe man keine Verlautbarungen oder Botschaften des Täters feststellen können, so die Ermittler. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, hat der Täter jeweils zwei Schüsse auf das NS-Dokumentationszentrum und das israelische Generalkonsulat abgegeben. Er soll auch zwei Gebäude im näheren Umfeld betreten haben, eher er schließlich auf fünf Polizeibeamte traf, mit denen er sich den Schusswechsel lieferte.

    Bei dem mutmaßlichen Attentat in München warne auch Kräfte des Spezialeinsatzkommandos vor Ort.
    Bei dem mutmaßlichen Attentat in München warne auch Kräfte des Spezialeinsatzkommandos vor Ort. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte bereits bei einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag, der Verdacht auf einen Anschlag liege nahe. Der Mann habe geparkt, sei mit einem Gewehr bewaffnet um das israelische Generalkonsulat gegangen und habe zu schießen begonnen. Die Polizei habe schnell und professionell reagiert. Wie ein Polizeisprecher unserer Redaktion sagte, waren zum Schutz des Konsulats abgestellte Beamte vor Ort.

    Am 5. September jährt sich das Münchner Olympia-Attentat

    Der Tag, den sich der mutmaßliche Täter für seinen Anschlag aussuchte, war ein geschichtsträchtiger: am 5. September jährte sich das Münchner Olympia-Attentat zum 52. Mal. Im Rahmen der Olympischen Spiele 1972 in München stürmten Mitglieder einer palästinensischen Terrorgruppe das Quartier der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf. Dabei erschossen sie zwei Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft und nahmen neun weitere als Geiseln. Ein Befreiungsversuch scheiterte tragisch: Alle neun Geiseln, ein Polizist und fünf der Attentäter starben.

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