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Schulstart: Von Corona-Regeln bis Unterrichtsausfall: Was im neuen Schuljahr wichtig ist

Schulstart

Von Corona-Regeln bis Unterrichtsausfall: Was im neuen Schuljahr wichtig ist

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    In Bayern werden 130.000 Kinder eingeschult.
    In Bayern werden 130.000 Kinder eingeschult. Foto: Matthias Bein, dpa

    Die Ferien sind vorbei, an diesem Dienstag beginnt das neue Schuljahr. Hier die wichtigsten Eckpunkte eines

    Wie viele Schülerinnen und Schüler lernen im kommenden Schuljahr in Bayern?

    Nach Angaben des Kultusministeriums sind es 1,68 Millionen Schülerinnen und Schüler – 45.000 oder 2,8 Prozent mehr als im vorigen Schuljahr. 30.000 davon kommen aus der Ukraine. Besonders groß ist der Zuwachs bei den Erstklässlern. Dieses Jahr gibt es 130.000 Abc-Schützen, ganze acht Prozent mehr als voriges Jahr.

    Auf welche Corona-Sicherheitsregeln müssen sich die Schülerinnen und Schüler einstellen?

    Kultusminister Piazolo sieht "im Moment keinen Anlass zu besonders strengen Maßnahmen". Anlasslose Corona-Tests soll es nicht geben. Allerdings können die Schulen Kindern und Jugendlichen in den ersten zwei Wochen nach den Ferien bis zu sechs Selbsttests für zu Hause mitgeben. So soll das Risiko verringert werden, dass sie das Virus aus dem Urlaub mit ins Klassenzimmer bringen. In den Innenräumen wird das Tragen einer Maske empfohlen. Und über allem steht die Vorgabe: "Wer krank ist, bleibt zu Hause", so Piazolo.

    Gibt es genügend Lehrkräfte?

    Das hängt von der Schulart ab. An Gymnasien beispielsweise konnten alle offenen Stellen besetzt werden – hier kamen sogar mehr Nachwuchskräfte von den Universitäten als am Ende eingestellt wurden. 65 Prozent der Absolventen haben eine Stelle an staatlichen Schulen bekommen. An Grund-, Mittel- und Förderschulen setzt sich der Lehrkräftemangel fort. Dort wurden zwar frisch von der Uni weg alle Nachwuchslehrkräfte eingestellt. "Wir nehmen alle, die da sind", so Piazolo wörtlich. Und doch bleiben Stellen frei. "Ein paar hundert Verträge" seien noch offen. Wie viele genau, konnte oder wollte der Minister auch auf mehrmalige Nachfrage zuletzt nicht konkretisieren. Gerade in ländlichen Regionen gebe es "noch den ein oder anderen offenen Vertrag", sagte Piazolo und nannte das Allgäu als Beispiel. Doch die Bewerbersuche ist mit dem Schulstart am Dienstag nicht abgeschlossen, sie geht parallel zum Schulbetrieb weiter. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband schlägt Alarm und glaubt, dass sogar 4000 Lehrkräfte fehlen.

    Ist der Unterricht gesichert?

    Nach Angaben des Kultusministers, ja. Er spricht von einer "soliden Unterrichtsversorgung". Der "Pflichtunterricht der Stundentafel" werde stattfinden. Piazolo räumte aber auch ein, dass Wahlunterricht oder Arbeitsgemeinschaften mancherorts wegen des Lehrermangels wegfallen könnten. Der BLLV rechnet mit Streichungen auch in den Fächern Musik, Kunst und Sport oder bei Förderangeboten für schwächere Schüler.

    Was konkret kann bei Personalengpässen passieren?

    In einem Schreiben von Ende Juli ermöglicht das Kultusministerium den Schulen unter anderem, übergangsweise Klassen "geringfügig" zu vergrößern und auf Arbeitsgemeinschaften zu verzichten – also auf Angebote, die die Schülerinnen und Schüler freiwillig wählen können. Auch Differenzierungsstunden könnten vorübergehend gestrichen werden. Das sind Stunden, in denen speziell auf die Bedürfnisse einzelner Kinder eingegangen wird, etwa in kleineren Lerngruppen. Auch im vergangenen Schuljahr sahen sich Rektorinnen und Rektoren gezwungen, solche Kurse zu streichen, wenn nicht genügend Personal vorhanden war. Ein früherer Unterrichtsschluss kommt ebenfalls in Betracht, allerdings nur im Ausnahmefall und "nur in sehr begrenztem Umfang" von maximal einer Stunde pro Jahrgangsstufe, wie das Ministerium explizit betont.

    Wie entstehen die Personallücken im Lehrerzimmer?

    Für den Lehrkräftemangel gibt es drei Hauptgründe. Erstens kommen seit Jahren zu wenige Lehramtsabsolventinnen und -absolventen von den Unis. Außerdem steigt die Schülerzahl. Corona ist auch ein Faktor: 2900 Lehrerinnen sind gerade schwanger und dürfen zu ihrem Gesundheitsschutz aktuell die Schulhäuser nicht betreten. In einer Pressekonferenz zum Schulstart kündigte Piazolo am Dienstag aber an, dass sich das ändern soll. "Es ist wieder möglich, dass Schwangere unterrichten", so der Minister. Demnach soll das "in den nächsten Wochen" möglich gemacht werden. Ein Zwang zur Rückkehr in die Schule besteht für schwangere Lehrerinnen natürlich nicht, das Angebot gelte "für die, die es wollen und bei denen es medizinisch verantwortbar ist". Die Neuerung kann zumindest ein Stück weit für Entlastung in den Klassenzimmern sorgen.

    Welche Pläne gibt es für die rund 30.000 ukrainischen Kinder und Jugendlichen?

    Für die Geflüchteten wurden 800 sogenannte Brückenklassen eingerichtet, in denen unter anderem die Sprachförderung ein wichtiges Unterrichtsziel ist. Im Lauf des Schuljahres können die Jugendlichen in Regelklassen wechseln. 1620 Stellen wurden für die Arbeit mit ukrainischen Schülern neu geschaffen. An Grundschulen lernen sie zusammen mit allen anderen.

    Was sagen Parteien und Verbände zu Piazolos Ankündigungen?

    Der Chef des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, rechnet damit, dass wegen des Lehrermangels Unterricht gekürzt werden muss – etwa Deutschförderkurse an Grundschulen, wie er dem Bayerischen Rundfunk sagte. Schulleitungen vor Ort sollten versuchen, Pensionäre und Quereinsteiger zu gewinnen. Simone Strohmayr, Bildungsexpertin der SPD, warf Piazolo vor, sich die Welt schönzureden. "Bayern braucht mehr Lehrkräfte – dafür muss der Beruf attraktiver werden." Sie fordert eine bessere Bezahlung von Grund- und Mittelschulkräften, die bis heute eine Tarifstufe unter Gymnasial- und Realschullehrern liegen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sprach von einer Bankrotterklärung Piazolos. Dieser konterte: "Ich kann nur jedem raten, ein bisschen mehr Optimismus zu empfinden."

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