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Schüsse vor NS-Dokumentationszentrum in München lösen Großeinsatz aus

Schüsse in München

Ermittler gehen von versuchtem Terroranschlag in München aus

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    Bei einem Schusswechsel nahe dem NS-Dokumentationszentrum ist ein Mann von der Polizei getötet worden. Er soll mit einem alten Gewehr bewaffnet gewesen sein.
    Bei einem Schusswechsel nahe dem NS-Dokumentationszentrum ist ein Mann von der Polizei getötet worden. Er soll mit einem alten Gewehr bewaffnet gewesen sein. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Nach den Schüssen in der Münchner Innenstadt werden mehr Details zu dem Mann bekannt, der am Donnerstagvormittag nahe dem NS-Dokumentationszentrum und dem israelischen Generalkonsulat mit einem Gewehr geschossen haben soll. Demnach handelt es sich nach Informationen des Spiegel bei dem Schützen um einen 18-jährigen Mann, der in Österreich als Islamist aufgefallen sein soll. Nach Informationen unserer Redaktion wurde am Vormittag zunächst eine verdächtige, mit einer Langwaffe bewaffnete Person im Bereich des Generalkonsulats gemeldet. Der Mann soll dort geschossen haben. Es kam dann zu einem Schusswechsel mit der Polizei. Fünf Polizisten waren dabei vor Ort. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erlag der Verdächtige später seinen Verletzungen. Herrmann sprach davon, dass „möglicherweise ein Anschlag auf das israelische Generalkonsulat geplant war“. Mittlerweile sprechen die Ermittler ebenfalls von einem versuchten Terroranschlag in München.

    Offensichtlich handelte es sich um einen Einzeltäter. Es bestehe kein Verdacht auf weitere Verdächtige, bestätigt eine Behördensprecherin. Laut Polizei hätten sich auch Personen aus Angst im Bereich um den Einsatzort in Gebäuden versteckt oder verbarrikadiert. Die Gegend in der Münchner Innenstadt wurde großräumig abgesperrt. In kurzer Zeit wurden rund 500 Beamte in die Nähe des Tatorts beordert.

    Mutmaßlicher Schütze war wohl mit Repetiergewehr und Bajonett bewaffnet

    Laut der österreichischen Presseagentur APA waren vergangenes Jahr auf dem Mobiltelefon des jungen Österreichers Daten und ein Computerspiel sichergestellt worden, die eine Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten. Dies soll aufgefallen sein, nachdem der Mann gegen Mitschüler gewalttätig geworden war. Ein Polizeisprecher bestätigte inzwischen, dass der getötete Angreifer ein 18-Jähriger mit österreichischer Staatsbürgerschaft sei. Laut einem Bild-Bericht hat der Mann bosnische Wurzeln.

    Wie am Donnerstagabend bekannt wurde, war vergangenes Jahr gegen den mutmaßlichen Täter ein Waffenverbot verhängt worden. Dieses hätte noch bis Anfang 2028 bestehen bleiben sollen, so die österreichische Polizei.

    Schüsse in München: Verdacht auf Anschlag liegt nahe

    Bayerns Innenminister Herrmann sagte bereits bei einer Pressekonferenz am Nachmittag, der Verdacht auf einen Anschlag liege nahe. Der Mann habe geparkt, sei mit einem Gewehr bewaffnet um das israelische Generalkonsulat gegangen und habe zu schießen begonnen. Die Polizei habe schnell und professionell reagiert. Wie ein Polizeisprecher unserer Redaktion sagte, waren zum Schutz des Konsulats abgestellte Beamte vor Ort.

    Ein Zeuge berichtete unserer Redaktion, die Schüsse hätten gut fünf Minuten angehalten. Der 76-Jährige steht am Vormittag an der Ecke Brienner Straße/Arcisstraße und verfolgt, an sein Fahrrad gelehnt, das Treiben rund um die Polizeiabsperrung. „Ich habe ganz laute Knaller gehört, wie Böllerschüsse“, so der Mann, der zum Zeitpunkt der Tat mit seinem Fahrrad unterwegs war. Er habe die Schüsse in der Gabelsbergerstraße wahrgenommen, zwischen Barer Straße und Arcisstraße. Eigentlich habe er mit seinem Fahrrad über den Königsplatz fahren wollen, sagte der Zeuge. Ein anderer Fahrradfahrer sei ihm dann entgegengekommen und habe ihn gewarnt.

    In der Münchner Innenstadt ist der Tatort weiträumig abgesperrt - hier ein Foto von der Barerstraße/Gabelsbergerstraße.
    In der Münchner Innenstadt ist der Tatort weiträumig abgesperrt - hier ein Foto von der Barerstraße/Gabelsbergerstraße. Foto: Jonathan Lindenmaier

    Ministerpräsident Markus Söder: Das „Schutzversprechen“ eingehalten

    Das israelische Außenministerium teilte auf Anfrage der dpa mit, dass bei dem Vorfall nach bisherigem Wissensstand keine Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung verletzt worden seien. Die israelische Generalkonsulin danke der Polizei für ihr Handeln. „Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist“, schrieb Talya Lador-Fresher auf der Plattform X.

    Im gesamten Stadtgebiet wurde nach Angaben der Münchner Polizei die Präsenz erhöht – Hinweise auf weitere Vorfälle gebe es aber nicht. Zudem sei auch ein Hubschrauber im Einsatz gewesen: „Mit diesem Einsatzmittel bekommen wir aus der Luft einen besseren Überblick über die aktuelle Lage“, bestätigte die Münchner Polizei auf X. Die Polizei hat ein Uploadportal eingerichtet, wo Zeugen des Vorfalls Fotos oder Videos hochladen können.

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich bei einer Pressekonferenz in Berlin zu dem Vorfall: „Es ist ein schwerwiegender Vorfall“, sagte Faeser. Man sei mit den Einsatzkräften in Kontakt, wolle aber nicht spekulieren. „Der Schutz israelischer Einrichtungen hat oberste Priorität.“ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, es sei gelungen, das „Schutzversprechen“ gegenüber jüdischen und israelischen Einrichtungen einzuhalten.

    Der Bereich um den Karolinenplatz wurde weiträumig abgesperrt - so wie hier an der Ecke Brienner/Türkenstraße.
    Der Bereich um den Karolinenplatz wurde weiträumig abgesperrt - so wie hier an der Ecke Brienner/Türkenstraße. Foto: Philipp Nazareth

    Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats

    Am heutigen 5. September jährt sich das Münchner Olympia-Attentat zum 52. Mal. Im Rahmen der Olympischen Spiele in München stürmten Mitglieder einer palästinensischen Terrorgruppe das Quartier der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf. Dabei erschossen sie zwei Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft und nahmen neun weitere als Geiseln. Ein Befreiungsversuch scheiterte tragisch: Alle neun Geiseln, ein Polizist und fünf der Attentäter starben.

    Wie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im Gespräch mit unserer Redaktion sagt, gab es erst diese Woche ein Treffen mit der israelischen Generalkonsulin und deren Sicherheitschefin. Das Generalkonsulat selbst sei am Freitag von vornherein aus Vorsicht geschlossen geblieben. „Sonst hätte das heute auch anders ausgehen können“, stellt Reiter fest, während 20 Meter hinter ihm die israelische Flagge weht.

    Nur gut sechs Kilometer nördlich des Tatorts waren Fahrradfahrerinnen und -fahrer am Freitagmorgen vom Olympiapark in Richtung Fürstenfeldbruck gestartet, um dem Attentat vor 52 Jahren zu gedenken. Eine Gedenkfeier, die in Fürstenfeldbruck geplant war, musste laut Eva Mahling, stellvertretende Sprecherin des Fahrradclubs ADFC, abgesagt werden.

    Das NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz in München.
    Das NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz in München. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Der Tatort ist zudem ein besonderer: Das NS-Dokumentationszentrum wurde am 70. Jahrestag der Befreiung Münchens, dem 30. April 2015, eröffnet. Zudem steht es auf den Ruinen des sogenannten Braunen Hauses, der ehemaligen Parteizentrale der Nationalsozialisten. Unmittelbar in der Nähe steht das israelische Generalkonsulat, das ebenfalls 2015 dorthin zog.

    Die Gegend um den Königs- und Karolinenplatz ist schon lange unter verstärkter Beobachtung durch die Münchner Polizei. Anwohner berichten, rund um das NS-Dokumentationszentrum und das israelische Generalkonsulat stünden beinahe rund um die Uhr Streifenwagen. Polizeisprecher Andreas Franken bestätigte, dass die Polizei dort „erhöhte Präsenz“ zeige. Auch beim Einsatz am Donnerstag seien Beamte mit diesem Auftrag vor Ort gewesen.

    (mit dpa)

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    11 Kommentare
    Peter Pfleiderer

    Heute ist Jahrestag des Olympia Terrors von 1972.

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    Petra Spornraft

    Das war so schlimm, ich habe noch die Erinnerungen daran. Bin Jahrgang 1963.

    Peter Pfleiderer

    Nachdem ich die Fotos des Täters und seiner Waffe gesehen habe, würde ich inzwischen auf deutschen Rechtsextremismus und zeitlichem Zufall tippen.

    Michael Müller

    Falsch getippt. Es war ein Bosniake mit österreichischem Pass.

    Rainer Kraus

    Amerikanische Verhältnisse bedürfen amerikanische Aktionen.

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    Martin Goller

    Weil es in Amerika so gut funktioniert?

    Thomas Keller

    Nicht immer, aber nach dem dritten "Stop resisting" hat man den Taser im Genick.

    Johann Storr

    Warum Putin nach der Wahl den mutmaßlichen Anschlag organisiert, ist doch unlogisch. Daraus kann er für seine AfD doch kaum einen Profi generieren?

    Alfred Wengenmaier

    Wir wissen doch wer schuld ist. Trump, Putin oder die AFD. Ironie off!

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    Thomas Keller

    Es sind leider die Prediger(?) die Jugendliche und Kinder schon missbrauchen ihre Kriege auf fremden Böden auszutragen. Und diese Altersgruppe lässt sich besonders leicht beeinflussen wie die Methodik bestimmter Parteien und Bewegungen, gleich welcher Coleur, zeigen.

    Peter Zimmermann

    Und in verunsichernden Zeiten umso leichter.

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