Ja, Rosi hat ein Telefon / auch ich hab’ ihre Nummer schon / unter 32 16 8 herrscht Konjunktur die ganze Nacht…
Es gibt Lieder, die vergisst man einfach nicht. Selbst, wenn man wollte. Deren Textzeilen könnte man nachts um drei schlaftrunken aufsagen, weil sie sich in einen Teil des Gehirns eingefräst haben, in dem man besser sinnvollere Sachverhalte abspeichern sollte. Hat man aber nicht, darum können seit 1981 Millionen deutschsprachige Menschen das Lied „Skandal im Sperrbezirk“ bei Geburtstagsfeiern, im Fasching oder auf Volksfesten mitgröhlen. Denn das Lied von der Rosi singt man nicht, man schreit es der Welt entgegen.
Der damalige Kampf gegen Prostitution gab die Idee zum Lied
Rückblende ins München der 80er Jahre: Die meisten werden sich an die Zeit noch ganz gut erinnern. Eine gewisse Spießigkeit breitete sich in der Stadt aus. Die CSU hatte die vorangegangenen Stadtratswahlen gewonnen. Ein gewisser Peter Gauweiler ging damals als Kreisverwaltungsreferent mit harter Hand gegen die sich ausbreitende Prostitution vor. Und der Sänger und Songwriter der damals aufstrebenden Münchner Rock’n’Roll-Band Spider Murphy Gang verarbeitete seine Eindrücke dieser Großwetterlage zu einem Song. 1981 veröffentlichte die Band auf ihrem Erfolgsalbum „Dolce Vita“ das Lied „Skandal im Sperrbezirk“.
Wegen des im Liedtextes vorkommenden Wortes „Nutten“ boykottierten bayerische Radiosender, damals gab es nur öffentlich rechtliche, das Lied zunächst. Verhindert werden konnte der Erfolg damit nicht, im Gegenteil. Am 8. Februar 1982 schaffte es „Skandal im Sperrbezirk“ auf Platz eins der deutschen Charts. Die Single verkaufte sich über 750.000 mal. „Die Rosi“ wurde deutsches Kulturgut.
Der Text handelt von einer fiktiven Münchner Prostituierten, die den Kolleginnen außerhalb des Münchner Sperrbezirks die Freier wegnimmt. Rosi sei der Name seiner Freundin gewesen, klärt Sigl später auf. Seine Inspiration war der Schlager „Skandal um Rosi“ von Erik Silvester aus dem Jahr 1970.
Personen mit der Nummer 32168 waren Telefonterror ausgesetzt
Und unter der Telefonnummer 32168 konnte man angeblich die Rosi erreichen. Sigl verriet auch das simple Geheimnis der Nummer: „Ich habe einfach 32 durch 2 geteilt und das Ergebnis noch einmal“. Die Telefonnummer soll laut Wikipedia tatsächlich existieren und angeblich einer älteren Dame gehört haben, die einem regelrechten Telefonterror ausgesetzt gewesen sein soll. Dagegen erzählte Sigl später in einem Interview mit unserer Redaktion: „In München hatten wir die Nummer gecheckt, die gab es da nicht.“ In anderen Städten aber habe die Nummer durchaus existiert: „Na ja, wir haben einige Rufnummernänderungen bezahlt und zahlreiche Blumensträuße als Entschuldigung quer durch Deutschland geschickt“, erinnerte sich der Spider-Sänger.
Wenn man aktuell bei der Telekom die berühmte Nummer wählt, dann meldet sich keine freundliche Frauen-, sondern eine sonore Männerstimme. Es ist der automatische Anrufbeantworter, der mitteilt, dass diese Nummer nicht bekannt sei.
Ist natürlich völliger Blödsinn! Denn kaum eine deutsche Telefonnummer dürfte auch heute noch in mehr Köpfen abgespeichert sein als Rosis.