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München: Atomkraft-Gegner machen mit Menschenkette mobil

München

Atomkraft-Gegner machen mit Menschenkette mobil

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    Atomkraft-Gegner
    Atomkraft-Gegner Foto: dpa

    Der "heiße Herbst" ist in vollem Gange: Nach 100. 000 Demonstranten vor wenigen Wochen in Berlin protestierten am Samstag wieder 50.000 Atomkraft-Gegner gegen Schwarz-Gelb - dieses Mal in München.

    Mehrere zehntausend Menschen haben am Samstag in München gegen die Atompolitik der schwarz-gelben Bundesregierung protestiert. Höhepunkt der Demonstration gegen verlängerte Laufzeiten der Atomkraftwerke war eine rund zehn Kilometer lange Menschenkette durch die Münchner Innenstadt. Daran nahmen nach Angaben der Organisatoren knapp 50.000 Menschen teil, die Polizei sprach hingegen nur von rund 25.000.

    "Das ist ein Riesenerfolg für uns. Es ist das angekündigte und erwartete Erdbeben", sagte Marcus Greineder, Cheforganisator des Bündnisses "KettenreAktion Bayern"._Aus Berlin erklärte SPD-Chef Sigmar Gabriel zu der Münchner Protestaktion: "Das zeigt einmal mehr, dass die Bevölkerung die Lobbypolitik der Bundesregierung für die vier Atomkonzerne nicht einfach hinnimmt."

    "Der heutige Tag zeigt, dass die Menschen wieder bereit sind, gegen eine solche Politik auf die Straße zu gehen. Der Versuch, diese 50.000 zu Berufsdemonstranten zu erklären, ist nur noch lächerlich", sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der sich mit seiner Ehefrau in Rufnähe zum Rathaus am Marienplatz selbst in die Menschenkette einreihte und lautstark forderte: "Abschalten!"

    Union und FDP hatten den zehn Jahre alten Atomausstieg von Rot- Grün im September aufgekündigt. Deshalb soll der letzte Atommeiler nun nicht vor dem Jahr 2036 vom Netz gehen. Erst Mitte September waren in Berlin rund 100_000 Menschen gegen die Atompolitik von Union und

    Mit Spruchbändern und Plakaten machten die Demonstranten ihrer Wut Luft. "Merkel räum' die Asse auf und nimm die Fässer mit nach Haus'", war in Anspielung auf die noch immer ungeklärte Frage der Atommüll- Endlagerung zu lesen. Es dürfe nicht sein, dass dieses Problem nun schlicht der nächsten Generation überlassen werde, kritisierte Ude. Worte wie Nachhaltigkeit dürften Vertreter der Bundesregierung jedenfalls nicht mehr in den Mund nehmen, sagte Münchens OB.

    Bayernweit war die Münchner Aktion die größte Anti-Atom- Demonstration seit der Kundgebung gegen die - damals noch geplante, später aber doch verworfene - atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf im Jahr 1985. Damals hatten zwischen 30_000 und 50_000 Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt gegen die Nutzung der Atomenergie protestiert.

    Von der geplanten Laufzeit-Verlängerung sind auch fünf bayerische Atomkraftwerke betroffen - darunter der besonders umstrittene Meiler Isar 1, der bereits seit 1977 am Netz ist. "Das Volk ist nicht blöde, es geht auf die Straße", riefen Vertreter des Bundes Naturschutz am Münchner Königsplatz in die Menge - und erhielten bei herrlichem Spätsommerwetter tausendfachen Applaus.

    "Der weißblaue Himmel strahlt über uns, aber Schwarz und Gelb wollen auch etwas: eine "strahlende" Zukunft für Bayern", kritisierte Dieter Janecek, Vorsitzender der bayerischen Grünen. Die Atomkraft-Gegner hatten sich zunächst am frühen Nachmittag zu drei zeitgleich angesetzten Auftaktkundgebungen getroffen. Mehr als 60 Busse und diverse Sonderzügen waren nach München gefahren.

    Ein breites Bündnis aus mehreren Parteien und Bürgerinitiativen hatte zu der Massendemonstration aufgerufen. Zusammen mit der SPD, den Grünen und den Linken beteiligten sich unter anderem auch Bayerns Freie Wähler und die ÖDP am Protest. Das Bündnis fordert eine Wende weg von der Kernkraft und hin zu erneuerbaren Energien. dpa

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