Kaum kehrte Ministerpräsident Markus Söder nach der Ausrufung von Friedrich Merz zum Kanzlerkandidaten der Union in die Arme seiner CSU zurück, kündigte er für Bayern neue Projekte an. Darunter auch ein sportliches Mega-Event: „Wir wollen uns mitbewerben für die Olympischen Spiele 2040 mit München“, sagte er auf einer Pressekonferenz zur CSU-Klausurtagung im Kloster Banz. Paris könne Vorbild sein, auf neue Monumentalbauten wolle man aber verzichten.
Der bayerischen Bevölkerung hat er damit nicht nach dem Mund geredet: Unter ihr sehen 47 Prozent mögliche Olympische Spiele in ihrer Landeshauptstadt eher oder sehr negativ. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion. Nur 38 Prozent sind dafür, 15 Prozent haben keine Präferenz. Für Deutschland ist das Ergebnis sogar noch eindeutiger: Hier lehnen 51 Prozent die Spiele ab, nur 29 Prozent begrüßen sie.
Olympia 2024: In München befürwortet eine Mehrheit die Olympischen Spiele
Die neuen Daten stehen quer zu einer Befragung, welche die Stadt München im März veröffentlicht hatte. Demnach waren 65 Prozent der Münchnerinnen und Münchner für eine Bewerbung. Viele von Münchens Politikern schlossen daraus, dass sich die Stimmung gegenüber einer Olympiabewerbung gedreht habe. Noch 2013 hatten sich nämlich die Bürger aus München und Garmisch-Patenkirchen sowie den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden knapp, aber deutlich gegen mögliche Winterspiele ausgesprochen. Besonders die European Championships, die 2022 verteilt über das Münchner Stadtgebiet stattfanden, seien in der Stadtgesellschaft gut angekommen, so das vielstimmige Fazit.
Die Stadtratsfraktionen von CSU, SPD und Grüne setzen sich dementsprechend für eine Bewerbung Münchens ein. Der Vorstoß von Söder stößt auf Gegenliebe: „Es freut mich natürlich, wenn sich jetzt auch der bayerische Ministerpräsident für Olympische Spiele in München ausspricht“, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) unserer Redaktion. Und auch der zweite Bürgermeister und designierte Bürgermeisterkandidat der Grünen, Dominik Krause, sagt auf Nachfrage: „Eine Münchner Olympiabewerbung wird nur erfolgreich sein, wenn Stadt und Freistaat an einem Strang ziehen und ihre Kräfte bündeln.“
Mehrere Städte konkurrieren um Olympiabewerbung 2024
Die neuen Umfragedaten trüben nun die Olympia-Euphorie, denn das Konzept des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOS) für eine Olympiabewerbung setzt auf verteilte Spiele in mehreren Städten. Die Olympischen und Paralympischen Spiele müssten demnach mit Hamburg, Berlin, Leipzig oder Düsseldorf geteilt werden. Nur so könne man garantieren, dass keine neuen Stadien gebaut würden und die Kosten wären niedriger, sagt Oberbürgermeister Reiter. Das bedeutet jedoch auch, dass mehrere deutsche Städte im Rennen um die Spiele sind. Die Ablehnung von fast der Hälfte der Bayern gegen den Standort München kommt da ungelegen.
Die bundesweite Ablehnung könnte sich hingegen durch die Konkurrenzsituation zwischen den Städten erklären. So überlegen etwa Hamburg und Berlin die Spiele zusammen auszurichten – dann wäre München aus dem Spiel. Welche Städte sich am Ende tatsächlich bewerben, habe der DOSB noch nicht entscheiden, sagt der Verband auf Nachfrage: „Wir treffen die Entscheidung in erster Linie nach sportfachlichen Kriterien.“
Berlins Bürgermeister will Olympia bereits 2036 – 100 Jahre nach den Nazi-Spielen
Nicht nur das Wer, sondern auch das Wann ist unklar. Die Bundesregierung will die Spiele für das Jahr 2040 nach Deutschland holen, um gleichzeitig 50 Jahre Wiedervereinigung zu feiern. Markus Söder hat sich nun dieser Präferenz angeschlossen. Berlins regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hätte die Wettkämpfe gerne schon vier Jahre früher in seiner Stadt, genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen 1936. Er will damit ein besonderes Zeichen für Weltoffenheit und Vielfalt setzen. Die Symbolik des Zeitpunktes spiele für den DOSB aber nur eine untergeordnete Rolle. „Beide Optionen sind im Spiel“, sagt der Dachverband. Auch, weil der Bewerbungsprozess beim Internationalen Olympischen Komitee jetzt flexibler sei als früher.
Münchner Bürger sollen über Bewerbung abstimmen
Bis eine Entscheidung für oder gegen München gefällt ist, will Oberbürgermeister Dieter Reiter erst mal Münchens Bürgerinnen und Bürger von der Idee begeistern. Ob die am Ende wie bereits 2013 per Abstimmung über die Bewerbung Münchens entscheiden werden? „Ganz klar ja. Das ist meine Bedingung. Wir werden uns nur bewerben, wenn das Konzept stimmt und die Münchnerinnen und Münchner dem zustimmen“, sagt Reiter.
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