Anfang Januar war ein verurteilter Mörder aus dem Amtsgericht in Regensburg geflohen. Der 40-Jährige sollte wegen einer Straftat in der JVA im Gericht vorgeführt werden. Dort sei er am 5. Januar in einer Verhandlungspause gegen 14 Uhr aus dem Anwaltszimmer im Erdgeschoss aus einem Fenster in Richtung Dörnbergpark geflüchtet. Vor der Tür des Zimmers habe ein Wachposten gestanden. Ein anderer sei gerade auf dem Weg vor das Fenster gewesen. Am vergangenen Mittwoch haben sich Vertreter der Polizeipräsidien Unterfranken und Oberpfalz, des Land- und Amtsgerichts Regensburg sowie der Staatsanwaltschaften Regensburg und Nürnberg/Fürth getroffen, um den Ablauf der Flucht zu besprechen.
Verurteilter aus Amtsgericht Regensburg geflüchtet: Wie kam es dazu?
Im Fokus der Analyse stehen die polizeilichen Abläufe zur Einstufung der Gefährlichkeit des Gefangenen und der damit verbundenen Überwachung. Nach Angaben der Polizei sei am Tag der Flucht im Sitzungssaal angeordnet worden, dem 40-Jährigen die Handschellen abzunehmen, damit er mitschreiben konnte. Wären ihm diese nach Verlassen des Sitzungssaals wieder angelegt worden und das Fenster die ganze Zeit über bewacht worden, wäre die Flucht "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" nicht möglich gewesen, so die Polizei.
Dadurch dass sich die Vorführbeamten nicht ausreichend mit den baulichen und sicherheitstechnischen Gegebenheiten im Amtsgericht auskannten, wurde dem Verurteilten die Flucht erleichtert. Künftig soll die Zusammenarbeit zwischen ortfremden Polizisten und dem örtlichen Sicherheitspersonal intensiviert werden.
Das Anwaltszimmer, aus dem der 40-Jährige flüchtete, ist nicht gesichert. Es diene Rechtsanwälten als Aufenthaltsort für Sitzungspausen. Für Besprechungen mit inhaftierten Angeklagten sei der nicht überwachte Raum nicht konzipiert. Die Polizei will den Vorfall zum Anlass nehmen, die bislang standardisierten Ablaufprozesse intensiv zu überprüfen. Zudem sollen künftig konsequenter Handschellen zum Einsatz kommen.
Geflüchteter in Frankreich festgenommen
Der 40-Jährige wurde drei Tage nach seiner Flucht aus dem Amtsgericht gegen 18.10 Uhr, mehr als 400 Kilometer von Regensburg entfernt, in Frankreich nahe der deutschen Grenze festgenommen. Nach Angaben der Polizei gab es schon früh Hinweise darauf, dass er sich in Frankreich aufhalten könnte, da dort Angehörige des 40-Jährigen leben. Er hatte laut Polizei sein Aussehen, insbesondere Haare und Bart, verändert.
Nach Angaben der Polizei ist der Mann unter anderem wegen Mord und Raub mit Todesfolge verurteilt. Seit 2011 verbüßt er eine lebenslange Haftstrafe in einer Justizvollzugsanstalt. Bei einem Überfall auf ein Lottogeschäft in Nürnberg hatte er eine 76-jährige Frau erwürgt.