Sie sollen abends unbeschwert ausgehen können und sicher wieder nach Hause kommen – egal, wie weit der Weg zur Party ist: Das lassen sich einige Landkreise etwas kosten und bezuschussen nächtliche Taxi-Fahrten. Seit 2004 etwa gibt es im Donau-Ries das Projekt "Fifty-Fifty". Partygänger zwischen 14 und 25 Jahren zahlen am Wochenende nur die Hälfte des Taxipreises, den Rest übernimmt der Landkreis.
In Nordschwaben waren es die schweren "Discounfälle" Anfang des Jahrtausends, die Landrat Stefan Rößle (CSU) zu dem Projekt bewogen. Im Jahr 2002 verunglückten bei 2732 Verkehrsunfällen im Landkreis 554 Menschen zwischen 18 und 24 Jahren. Sechs junge Menschen starben. Damit waren fast 43 Prozent der Verkehrstoten unter 25.
Im Donau-Ries haben mehr als 4000 Jugendliche das Angebot bisher genutzt
Inzwischen steigen am Wochenende viele aufs vergünstigte Taxi um, das fünf Unternehmen im Landkreis anbieten. Das Projekt werde gut angenommen, betont die Sprecherin des Landratsamts, Gabriele Hoidn, und spricht von einem "bewährten Konzept für die Jugendlichen". Alkoholfahrten oder Fahrten im übermüdeten Zustand könnten vermieden werden. 4025 Personen haben in den letzten 19 Jahren einen Fifty-Fifty-Ausweis beantragt, mit dem sie Freitag- und Samstagabend zum halben Preis Taxi fahren können. 54.000 Euro hat der Landkreis dafür noch vor fünf Jahren ausgegeben, 2022 waren es – coronabedingt – nur 15.000.
Auch andere ländliche Regionen haben das Konzept aufgegriffen. Denn das Problem ist überall auf dem Land ähnlich: Es gibt keine Busverbindung – und wenn, dann fährt der Bus in der Nacht nicht mehr. Die Jugendlichen sind darauf angewiesen, dass die Eltern sie in die Stadt fahren und abholen. Oder, sobald man den Führerschein hat, muss einer nüchtern bleiben und den Fahrdienst übernehmen.
Auch der Landkreis Eichstätt hat inzwischen ein Taxi-Angebot
Seit vergangenem Sommer gibt es auch im Landkreis Eichstätt ein "Fifty-Fifty-Taxi". Gerade während der Volksfestzeit und über die Weihnachtsferien hätten viele eine nächtliche Taxifahrt gebucht, heißt es im Landratsamt. Der Landkreis Lichtenfels machte das Angebot erstmals vor 20 Jahren – und sieht sich damit für Bayern in der Vorreiterrolle. Seit 2018 könne man das Taxi auch bequem per App buchen.
Der Bayerische Jugendring sieht die Angebote dennoch skeptisch. Trotz der Subventionierung seien die Taxifahrten immer noch teurer als ein Busticket. "Nur Jugendliche aus entsprechend wohlhabendem Elternhaus können sich so ein Angebot leisten", sagt eine Sprecherin. Sinnvoller sei es, Busverbindungen auf dem Land flächendeckend auszubauen – auch für die Abendstunden und am Wochenende. "Mit einem guten Angebot steigt in aller Regel auch die Nachfrage." (mit dpa)