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Mittelschule: Mittelschüler schreiben Prüfungen in 33 Sprachen

Mittelschule

Mittelschüler schreiben Prüfungen in 33 Sprachen

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    Wer die Prüfung an der Mittelschule auf Chinesisch schreibt, hat länger Zeit.
    Wer die Prüfung an der Mittelschule auf Chinesisch schreibt, hat länger Zeit. Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild)

    Etwa 59.000 Jugendliche an bayerischen Mittelschulen sitzen seit der laufenden Woche über ihren Abschlussprüfungen oder stehen kurz davor, loszulegen. Was jetzt schon klar ist: Es wird so international wie an sonst keiner Schulart im Freistaat. Dieses Jahr bietet das Kultusministerium einen Teil der Prüfungen in 33 Sprachen an, denn an der Mittelschule gibt es eine Besonderheit: Statt im Fach Englisch können sich Jugendliche mit Migrationsgeschichte auch in ihrer Muttersprache prüfen lassen. 

    "Am häufigsten wurden im Schuljahr 2023/2024 für die Abschlussprüfungen in Jahrgangsstufe 9 und Jahrgangsstufe 10 die Sprachen Ukrainisch, Russisch, Arabisch, Türkisch, Rumänisch, Dari, Albanisch und Farsi belegt", sagt eine Sprecherin des bayerischen Kultusministeriums auf Anfrage unserer Redaktion. Dari ist eine Form des Persischen, das in Afghanistan gesprochen wird, bei Farsi handelt es sich um die persische Amtssprache im Iran. Ebenfalls im Angebot – unter anderem: Französisch, Griechisch, Hindi, Italienisch, Japanisch, Kroatisch, Kurdisch, Punjabi aus Südasien, Urdu. Letzteres ist unter anderem die Amtssprache in Pakistan und wird von 95 Millionen Muttersprachlern weltweit gesprochen.

    30.000 Schüler aus der Ukraine an Bayerns Schulen

    Die Beliebtheit von Ukrainisch ist damit zu erklären, dass seit Kriegsbeginn in Osteuropa Zehntausende Schülerinnen und Schüler meist mit ihren Müttern nach Deutschland geflohen sind. Zu Beginn des Schuljahres lernten mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an Bayerns Schulen. Standardmäßig werden die Älteren an der Mittelschule aufgenommen, sofern sie sich nicht für Aufnahmeprüfungen an Realschule und Gymnasium entscheiden. Ein Teil dieser Jugendlichen spricht zu Hause Russisch.

    Sogar auf Chinesisch schreiben Schülerinnen und Schüler heuer ihre Muttersprache-Prüfung. Weil sie nicht das lateinische Alphabet verwenden, sondern chinesische "Han-Zeichen", bekommen sie für die Aufgaben mehr Bearbeitungszeit. 

    Anna Stolz (Freie Wähler) ist seit Herbst 2023 Kultusministerin in Bayern.
    Anna Stolz (Freie Wähler) ist seit Herbst 2023 Kultusministerin in Bayern. Foto: Thomas Obermeier

    Gerade Schülerinnen und Schüler, die noch nicht lange im bayerischen Bildungssystem lernen, bringen mitunter nicht genügend Kenntnisse mit, um die Prüfung in Englisch abzulegen. In Deutsch ist die Prüfung für alle Jugendlichen, die den qualifizierenden Abschluss (QA) in der 9. oder den mittleren Schulabschluss in der 10. Klasse anstreben, verpflichtend. Wer den Abschluss schafft, gilt nach der Schule als zweisprachig. 

    Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) und damit für die Mittelschulen zuständig, befürwortet die Prüfung in der Muttersprache. "Wir sind dafür, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund sich zeigen dürfen." Für eine gelungene Integration müsse die Sprache eines Kindes anerkannt werden - auch in Prüfungen. Aufgrund ihrer Sprachkompetenz könnten Kinder mit Zuwanderungsgeschichte "vielleicht das ein oder andere schlechtere Ergebnis aus einer anderen Prüfung ausgleichen".

    Allzu oft genutzt wird die Möglichkeit nicht: Nach Angaben des Kultusministeriums absolviert nur ein Bruchteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationsgeschichte die Prüfung in der Muttersprache. Von den 59.000 Prüflingen im aktuellen Schuljahr sind nur 620 dafür angemeldet, der allergrößte Teil schreibt auf Englisch.

    An diesem Donnerstag steht für die Schüler, die den Mittlere-Reife-Zug belegt haben, noch die Mathematikprüfung auf dem Programm, kommenden Montag dann starten die Absolventen des Qualifizierenden Mittelschulabschlusses in ihre Prüfungswoche. Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) hatte anlässlich der Tests gerade erst die Wichtigkeit der Mittelschule betont, denn: "Absolventinnen und Absolventen der Mittelschulen sind bei den bayerischen Betrieben und Unternehmen sehr begehrt."

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