Neu-Ulm Vor 18 Jahren wurde in Neu-Ulm mit dem Abzug des US-Militärs das erste Steinchen in einem gigantischen Dominospiel umgestoßen. Bis heute und auch noch weit in die Zukunft hinein reichen die Effekte dieses rasanten städtebaulichen Wandels.
Eine Bahntrasse, die die bayerische Grenzstadt mit 16 Gleisen zerschnitten hat, Industriebrachen, vierspurige Straßen, Stacheldraht, der die heimische Bevölkerung auf Distanz zu den amerikanischen Anlagen hielt - alles das gehört der Vergangenheit an.
Die Bahn ist in Neu-Ulms neuer Mitte in einem Trog unter die Erde gelegt worden. Die Stadt hat auch durch die Landesgartenschau und damit finanzieller Förderung durch den Freistaat Grünflächen gewonnen.
Dort, wo früher US-Soldaten marschiert sind, lassen sich jetzt Häuslebesitzer in ihren Gärten von der Sonne brutzeln. "Wir sind mit der Umwandlung militärischer Flächen auf der Zielgeraden angelangt", sagt Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg.
Mehr als 150 Experten haben sich gestern in der Donaustadt über die Umgestaltung informiert - auch weil das, was Neu-Ulm oder Kempten mit der Prinz-Franz-Kaserne (Entwicklung in ein innerstädtisches Wohngebiet, Unterbringung staatlicher Behörden) bereits hinter sich haben, andernorts bevorsteht.
Die Bedingungen sind allerdings schwieriger geworden, sagt Armin Keller, Sachgebietsleiter Städtebauförderung bei der Obersten Baubehörde. Eher ländlich strukturierte Gebiete tun sich schwerer, viele Hektar große Areale zivil nutzbar zu machen. Die Militärkonversion ist inzwischen aber auf dem Land angekommen. Beispiel Wildflecken im äußersten Norden des Freistaats: Da wurden, nur um Abnehmer zu finden, frühere, großzügig geschnittene Wohnungen amerikanischer Soldaten zum Spottpreis verhökert. Dennoch ist der Bürgermeister froh, dass es am Ort wieder vorwärts geht und die Gebäude nicht vergammeln.
In Neu-Ulm ist die Verwandlung geglückt: Auf dem 1994 vom Bund erworbenen, 80 Hektar großen Wiley-Kasernengelände sind für rund 3500 Einwohner etwa 1500 Wohneinheiten entstanden. Die Wiley-Konversion gehört laut Innenministeriums zu den Projekten im Freistaat, für die 21 betroffene Kommunen seit 2004 mehr als 17 Millionen Euro staatliche Finanzhilfen aus dem Bund-Länder-Programm "Stadtumbau West" bewilligt wurden. Wohnraumförderung, die Ansiedlung und der Ausbau von Fachhochschulen sowie verschiedene Siedlungsmodelle hätten "maßgeblich zur Wiederbelebung ehemaliger Militärareale beigetragen".