Wie leicht man auf das Münchner Oktoberfestgelände kommt, wenn man denn wirklich will, hatte am vergangenen Wochenende eine Gruppe junger Männer spektakulär bewiesen. Wie der Münchner Merkur berichtete, schlichen sich die Burschen bei Nacht auf die Theresienwiese und schafften es tatsächlich, unbemerkt einen ganzen Maibaum aus dem Gelände zu transportieren. Die Polizei verwies freilich darauf, dass sich die Wiesn noch im Aufbau befinde und die Sicherheitsvorkehrungen zur Eröffnung am kommenden Samstag entsprechend erhöht würden.
Tatsächlich haben die Veranstalter des Oktoberfests seit der Messerattacke in Solingen und dem vereitelten Anschlag auf das israelische Generalkonsulat weitaus schlimmere Szenarien als einen gestohlenen Maibaum im Blick. Man gehe von einer „hohen abstrakten Gefährdungslage“ aus, informierte die Münchner Polizei am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Besucherinnen und Besucher müssen sich vor allem an den Eingängen zum Festgelände auf verschärfte Kontrollen einstellen.
Oktoberfest 2024: Polizei hat „keine Erkenntnisse“ für einen Anschlag
Gut 600 Beamtinnen und Beamte der Münchner Polizei werden – in Uniform und zivil – das Festgelände vom 21. September bis zum Wiesn-Ende am 6. Oktober sichern. Damit wären es genau so viele wie schon vergangenes Jahr. Hinzu kommen Einsatzkräfte der Bundes- und Bereitschaftspolizei, die im gesamten Stadtgebiet, etwa an den S-Bahnhöfen, für Sicherheit sorgen sollen. Die Bundespolizei wird demnach mit 200 Kräften im Einsatz sein. „Je näher man an die Wiesn rankommt, desto höher wird die Polizeidichte sein“, erklärte Christian Huber, Einsatzleiter der Polizei. Zum Vergleich: Zum Auftaktspiel der Fußball-Europameisterschaft im Juni waren in München rund 2000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.
Beinahe mantrahaft hatten Münchens Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner und andere Verantwortungsträger zuletzt wiederholt, es gebe keine hundertprozentige Sicherheit. Polizei-Einsatzleiter Huber gab am Donnerstag insofern Entwarnung, als dass „keine konkreten Erkenntnisse“ für einen Anschlag bestünden. „Wir versuchen alles, um an die 100 Prozent möglichst nahe ranzukommen“, sagte Huber.
Einlasskontrollen beim Oktoberfest: 40 Metalldetektoren im Einsatz
Nahezu jeder Winkel der Theresienwiese sei von Überwachungskameras erfasst. Über dem Wiesn-Gelände und darüber hinaus hat die Stadt eine Flugverbotszone eingerichtet, die auch keine Drohnen erlaubt. Um gegen Taschendiebstähle vorzugehen (ein Klassiker auf dem Oktoberfest), holt sich die Münchner Polizei wieder Unterstützung. Wie schon in den vergangenen Jahren wird sie hier von italienischen Polizistinnen und Polizisten unterstützt.
Einsatzleiter Huber erklärte außerdem, die Polizei werde auf dem Festgelände Personenkontrollen durchführen, wenn sich Verdächtige auffällig verhielten. Bereits vergangene Woche war bekannt geworden, dass sich Besucherinnen und Besucher an den Eingängen dieses Jahr erstmals auf Kontrollen mit Metalldetektoren einstellen müssen. Die Sicherheitsmitarbeiter sind demnach angehalten, mit Handgeräten wie am Flughafen oder in Fußballstadien nach gefährlichen Gegenständen zu suchen. Sie sind laut Wirtschaftsreferent Baumgärtner mit 40 Geräten ausgestattet. Nach dem tödlichen Messerangriff in Solingen sind die Sicherheitsmitarbeiter vor allem auf der Suche nach Stichwaffen. Messer – und dazu zählen auch jene Exemplare mit dem traditionellen Horngriff – sind auf der Wiesn schon lange verboten.
Wiesn 2024: Längere Schlangen wegen Einlasskontrollen?
Unklar war bislang, wie die neuen Kontrollen an den Eingängen genau ablaufen sollen. Wie Polizei und die Stadt München nun informierten, ist im Einzelfall auch das Abtasten von Besucherinnen und Besuchern denkbar. Einsatzleiter Huber widersprach der Spekulation, die verschärften Einlasskontrollen könnten zu längeren Schlangen führen. Er räumte aber ein, dass sich Wiesn-Gänger auf eine gewisse Wartezeit einstellen müssten. Neben Waffen sind unter anderem auch Rucksäcke ab einer Größe von drei Litern und Glasflaschen verboten. Insgesamt seien zwischen 1200 und 1500 Ordner auf dem Gelände, hieß es.
Sabine Funk, Expertin für das Sicherheitsmanagement bei Großveranstaltungen, begrüßte im Gespräch mit unserer Redaktion den Einsatz von Metalldetektoren. „Sofern man sich nicht der Illusion hingibt, damit absolute Sicherheit gewährleisten zu können, ist das eine gute zusätzliche Maßnahme“, sagte Funk. Sie weist aber darauf hin, dass es auch beim Warten in langen Schlangen Risiken gebe. Die Menschen, die dort anstehen müssten, seien umso weniger geschützt.
Hohe Bußgelder für das Schmuggeln von Messern
Das Schmuggeln von Messern ist übrigens auch zwischen Festzelten und Außenbereich der Theresienwiese verboten. Wer versucht, eines der Besteckmesser für Hendl oder Schweinshaxen mit nach draußen zu nehmen, muss laut Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl mit einem Bußgeld von bis zu 1000 Euro rechnen.
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