Deutschland hustet, doch schon zu Beginn der Haupterkältungszeit fehlen Arzneimittel. „Knapp 500 Medikamente sind derzeit von Lieferengpässen betroffen“, sagt Mathias Arnold, stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Darunter seien wichtige Präparate wie Antibiotika, Insuline, Schmerz- und Betäubungsmittel. Auch Kinderärzte schlagen Alarm. Ihnen fehlt ausgerechnet Impfstoff gegen das RS-Virus, das Atemwege befällt.
Kinderarzt fürchtet, für einige Babys komme der Impfstoff zu spät
Eine Impfung wird inzwischen von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen und könnte, so Kinderarzt Christian Voigt aus Stadtbergen im Landkreis Augsburg, in Zukunft vielen Säuglingen einen Klinikaufenthalt ersparen. Doch erst für Mitte Oktober sei die Lieferung in Aussicht gestellt worden. Für einige Babys komme das möglicherweise zu spät. „Hier ist die Versorgungslage tatsächlich schwierig“, erklärt auch der Bayerische Apothekerverband. „Wir können unsererseits keine Prognose abgeben, wie sich das entwickelt.“
Das Bundesgesundheitsministerium relativiert: „Anders als vielfach suggeriert, gibt es in Deutschland keine Versorgungsknappheit von Arzneimitteln, sondern punktuelle Lieferengpässe in einem sehr komplexen Markt.“ Trotz Lieferengpässen könnten Patientinnen und Patienten mit „therapiegerechten Arzneimitteln“ versorgt werden, denn bei Lieferengpässen bestimmter Arzneimittel stünden „fast immer wirkstoffgleiche Arzneimittel oder therapeutische Alternativen zur Verfügung“. Die Zahl der Lieferengpässe habe sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert. Das bedeute, dass das im vorigen Jahr von der Ampel-Koalition beschlossene Lieferengpassbekämpfungsgesetz wirke.
Arnold vom Apothekerverband hält dagegen. Das Lieferengpassgesetz „bringt bisher leider keine spürbare Entlastung“, erklärt er. „Wenn Minister Lauterbach eine Halbierung der Lieferengpässe seit dem Vorjahr erkennt, so kommt diese Entlastung bei den Patienten jedenfalls kaum an.“ Schlimmer noch: Arnold fürchtet, dass das Ausmaß wesentlich größer ist, schließlich basiere der Mangel der knapp 500 Medikamente nur auf den freiwilligen Meldungen der Hersteller für rezeptpflichtige, versorgungskritische Wirkstoffe. „Der Trend bei den Lieferengpässen geht grundsätzlich leider in den vergangenen Jahren nach oben – und wird in der Herbst- und Winterzeit durch höhere Nachfrage aufgrund von Infektionen oft noch saisonal verstärkt.“ Daher bestehe die Sorge, Patienten in der beginnenden Erkältungssaison nicht jederzeit mit allen notwendigen Medikamenten versorgen zu können.
Besonders schwierig ist die Lage bei lebensbedrohlichen Erkrankungen
Auch Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausarztverbandes, sagt: Medikamentenengpässe gehörten „mittlerweile zum täglichen Leben von uns Ärztinnen und Ärzten“. Besonders schwierig werde so die Versorgung der Patientinnen und Patienten bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder bei schweren Infektwellen.
Im bayerischen Gesundheitsministerium nimmt man die Not sehr ernst. So habe man für Anfang Oktober eine weitere Sitzung der 2022 gegründeten „Task-Force Arzneimittelversorgung“ einberufen, um sich ein besseres Bild von der Lage zu machen und mit allen Beteiligten Handlungsbedarfe und -optionen zu erörtern. Auch habe die Bayerische Staatsregierung im Juli beim Bayerischen Pharmagipfel an den Bund appelliert, „die bestehenden Preisregulierungsmaßnahmen zu prüfen und das Rabattvertragssystem weiterzuentwickeln, um die Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln zu stärken“.
Es ist beschämend und teils lebensgefährlich, dass die Politik nicht in der Lage ist oder willens, das Arzneimittelfehl zu beheben. Sicherlich gibt es hierfür mehrere Gründe, jedoch sind alle hausgemacht. Zum einen die überbordende Bürokratie der EU mit gravierenden Auswirkungen auch auf den deutschen Markt, die explodierenden Kosten, Produktion, Löhne, Abgaben etc., was Abwanderung, Verlagerung der Produktion in andere Kontinente zur Folge hat, die mangelnde und teilweise unsinnige Entlohnung der Hersteller durch Krankenkassen, Pauschalen, Festpreise etc., usw. usw. Betrachtet man die Preisgestaltung und den Verkauf einschl. Verfügbarkeit in anderen europäischen Ländern, Belgien, Niederlande, Frankreich etc., so scheint es dort keinen Engpass zu geben. Auch stellt sich die Preisspanne in diesen Ländern für Medikamente niedriger dar als in DEU. Das deutsche System auch ausgelöst durch EU-Maßnahmen krankt. Nur scheint eine Lösung mehr als in weiter Ferne.
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