Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Maskenaffäre: Beamtin nannte Masken "unglaublich teuer" – warum wurde die Warnung ignoriert?

Maskenaffäre

Beamtin nannte Masken "unglaublich teuer" – warum wurde die Warnung ignoriert?

    • |
    Im Frühling 2020 drehte sich in Bayern und im Bund alles um die Beschaffung von Corona-Schutzmasken.
    Im Frühling 2020 drehte sich in Bayern und im Bund alles um die Beschaffung von Corona-Schutzmasken. Foto: Moritz Frankenberg, dpa

    Der Corona-Krisenstab der Staatsregierung war gewarnt. Eine leitende Beamtin des bayerischen Gesundheitsministeriums hatte nach eigener Aussage in einer Sitzung des Gremiums Anfang März 2020 darauf hingewiesen, dass die Atemschutzmasken, die dem Freistaat unter Vermittlung der Geschäftsfrau Andrea Tandler von der Schweizer Firma Emix für einen Nettopreis von 8,90 Euro pro Stück angeboten worden waren, „unglaublich teuer“ seien. Der Krisenstab, dem auch Ministerinnen und Minister angehörten, aber habe ihre Warnung ignoriert und einhellig die Bestellung von einer Million Masken gebilligt, berichtete die Frau als Zeugin im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Maskenaffäre.

    Zu Beginn der Corona-Pandemie herrschte in den Ministerien und zuständigen Behörden offenbar pure Panik. E-Mail-Postfächer seien übergelaufen, überall habe es an Schutzausrüstung und vor allem an Masken gemangelt, die Unmengen an Anfragen hätten nicht mehr bearbeitet werden können und es habe an Erfahrung im Umgang mit einer Pandemie gefehlt. „Die Situation war damals so, dass wir alle nicht wussten, wogegen wir kämpften“, berichtete die Frau am Montag den Abgeordneten im Untersuchungsausschuss. Sie sei zunächst geholt worden, weil sie als Tiermedizinerin Erfahrung in der Tierseuchenbekämpfung hatte, war dann aber fast rund um die Uhr mit der Beschaffung von Masken befasst. So etwas habe das Ministerium bis dahin nicht gemacht, anfangs sei dort nicht einmal klar gewesen, was FFP2- und FFP3-Masken seien, und sie habe auch nicht damit gerechnet, dass sie es mit gefälschten Zertifikaten zu tun bekommen würde.

    Das Ministerium war in einer absoluten Mangelsituation

    Das von Andrea Tandler, Tochter des einst einflussreichen CSU-Politikers Gerold Tandler, vermittelte Angebot der Firma Emix erreichte das Ministerium in einer absoluten Mangelsituation. „Das war der Strohhalm, nach dem wir gegriffen haben“, sagte die Zeugin. „Es war wichtig, Masken nicht nur zu bestellen, sondern auch zu bekommen.“ Tandlers Aussage, dass die Schweizer Firma, die auch schon das Schweizer Militär beliefert hatte, binnen einer Woche liefern könnte, sei der wichtigste Grund für die Annahme des Angebots gewesen.

    Der Beamtin persönlich aber war dabei offenbar nicht ganz wohl. Sie habe die Details des Angebots in der Sitzung des Krisenstabs vorgetragen und auch den hohen Preis kritisiert. „Es war ein Preis, den bezahlt man normal nicht“, sagte sie. Doch auf diesen Einwand habe niemand reagiert. „Es hätte jeder in diesem Krisenstab sagen können: Wir machen das nicht. Es kam aber ein einhelliges: Ja, bitte bestellen, bitte zusagen.“ Nicht einmal eine Diskussion habe es darüber gegeben. Und auch als das Geschäft nicht wie geplant funktionierte – die Lieferung verzögerte sich und ein Teil der verspätet gelieferten Ware entsprach nicht den Qualitätsanforderungen –, habe man an der Vereinbarung mit Emix festgehalten. Der Grund laut Aussage der Zeugin: „Wir hatten ja nichts anderes.“

    Von Provisionen soll die Beamtin nichts gewusst haben

    Erst viel später sei ihr klar geworden, dass da Leute unterwegs gewesen seien, die die Notlage ausgenutzt und sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichert hätte. „Das verurteile ich auf das Schärfste“, sagte sie. Über die Rolle Tandlers habe sie sich keine Gedanken gemacht und sie habe auch keine Hinweise auf Provisionen von Frau Tandler gehabt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden