Viele Autobahnbrücken in Deutschland sind nach einer Datenauswertung von Bauexperten in einem bedenklichen Zustand. 43 Autobahnbrücken mit einer Länge von mehr als 50 Metern hätten einen „ungenügenden“ Zustand, heißt es in einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken. Das bedeute, die Standsicherheit, die Verkehrssicherheit oder beides seien erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben. Acht davon stehen in Bayern.
Die Politik und die Autobahngesellschaft des Bundes müssten jetzt handeln, so Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft. «Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden.»
In Bayern listet die Auswertung acht Brücken mit einer Note von 3,5 auf, die die Experten bereits als «ungenügend» werten. Konkret geht es dabei um zwei Brücken der A7 in Bad Brückenau, eine Brücke der A70 in Staffelbach, eine Brücke der A81 in Kist, zwei Brücken der A7 in Marktbreit, eine Brücke der A93 in Regensburg und eine Brücke der A96 bei Ferthofen.
Daten von rund 3800 Brücken
Die Bundesgütegemeinschaft hat nach eigenen Angaben von 3.786 Autobahnbrücken mit mindestens 50 Meter Länge diejenigen identifiziert, die deutschlandweit die schlechtesten Zustandsnoten haben. Die Untersuchung stützte sich auf die regelmäßig von der Bundesanstalt für Straßenwesen veröffentlichte Brückenstatistik.
Die Bewertung basiert auf Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen angebe. Zudem gibt es den sogenannten Traglastindex, der die Leistungsfähigkeit der Brücke gemessen an Alter und Material bewerte.
Jede zehnte Brücke in Deutschland ist „nicht ausreichend“
Von den bundesweit 3.786 Autobahnbrücken mit einer Mindestlänge von 50 Metern hätten 1.382 die Zustandsbewertung «noch ausreichend» bekommen, bei 378 werde der Bauwerkszustand als «nicht ausreichend». Jede fünfte von Deutschlands 100 am stärksten angeschlagenen Autobahnbrücken stehe in NRW. Bayern ist bei der Zählung der 100 schlechtesten Brücken mit 14 Bauwerken vertreten und liegt damit zusammen mit Rheinland-Pfalz auf dem vierten Rang. Allerdings hat der Freistaat angesichts seiner Größe auch mit die meisten Autobahnbrücken in Deutschland.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte im März 2022 ein Maßnahmenpaket für eine schnellere Brückenmodernisierung vorgelegt. Bei vielen Brücken hat die intensive Beanspruchung in den vergangenen Jahrzehnten Spuren hinterlassen, vor allem durch den zunehmenden Schwerverkehr. In den kommenden Jahren sollen 400 Brücken pro Jahr saniert werden. Überregional wurde etwa die Autobahnbrücke Rahmede an der Sauerlandlinie (A45) bekannt. Sie wurde wegen schwerer Schäden gesperrt und wurde inzwischen gesprengt. Geplant ist ein Neubau. (dpa)
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