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Manöver: Operation "Air Defender" startet bald: Was auf dem Lechfeld passieren soll

Manöver

Operation "Air Defender" startet bald: Was auf dem Lechfeld passieren soll

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    Insgesamt sechs der Kampfjets mit der Bezeichnung "A-10", sogenannte Warthogs, sollen vom 12. bis zum 23. Juni auf dem Lechfeld stationiert sein.
    Insgesamt sechs der Kampfjets mit der Bezeichnung "A-10", sogenannte Warthogs, sollen vom 12. bis zum 23. Juni auf dem Lechfeld stationiert sein. Foto: Katrin Kretzmann

    250 Flugzeuge, 10.000 Soldatinnen und Soldaten, 25 Nationen: Zwischen dem 12. und 23. Juni wird Deutschland bei der Operation "Air Defender 23" zum Schauplatz einer Militärübung der Superlative. Seit Gründung der Nato ist das Manöver das größte seiner Art. Tausende Frauen und Männer üben dann die Verlegung großer Luftstreitkräfte. Schwaben, insbesondere das Lechfeld, nimmt dabei eine wichtige Rolle ein.

    Während der von der Deutschen Luftwaffe geplanten Operation sollen Kampfjets durch drei große Lufträume in Deutschland fliegen. Von Jagel in Schleswig-Holstein aus werden Militärflugzeuge in Richtung Schweden starten, der Fliegerhorst Wunstorf deckt von Niedersachsen aus den östlichen Bereich Deutschlands ab und in Bayern wird das Lechfeld zum Hauptdrehkreuz. Von dort aus erstreckt sich der Übungsraum bis nach Ulm im Nordwesten, im Norden bis nach Augsburg und im Südwesten bis nach Memmingen.

    "Air Defender 23": Lechfeld nimmt wichtige Rolle ein

    Sechs sogenannte Warthogs (zu deutsch: Warzenschweine) – Kampfjets vom Typ A-10 der Air National Guard aus Idaho (USA) – sowie drei F-16-Militärflugzeuge aus Griechenland werden nach Angaben der Bundeswehr in Lagerlechfeld rund zwei Wochen lang im Einsatz sein. "Wir rechnen mit 40 Flügen pro Tag von auswärtigen Nationen", sagt Pressestabsoffizier Max-Joseph Kronenbitter. Mit deutschem Unterstützungspersonal, das vorwiegend vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau kommt, werden voraussichtlich 250 Soldatinnen und Soldaten auf dem Lechfeld stationiert sein. Dazu kommen Eurofighter aus Neuburg und Transportflugzeuge, die laut Kronenbitter allerdings während der Übung nur zeitweise vor Ort sein werden.

    Konkret üben die "Air Defender"-Piloten den Luftkampf, Abfangmanöver – etwa die Bekämpfung von Drohnen –, Luftbetankungen und "rein digital auch den Abschuss von Lenkflugkörpern", berichtet Kronenbitter. "Der Luftraum über der Region wird vorwiegend für Luftbetankungsoperationen genutzt." So sei östlich von Stuttgart eine sogenannte Holding-Area eingerichtet, in der die Jets solange kreisen, bis sie zum richtigen Zeitpunkt fürs Auftanken in den Übungsluftraum einfliegen.

    Der Fliegerhorst Lechfeld dient als als Standort für groß angelegte Verlegeübungen. Während der "Air Defender 23"-Manöver Mitte Juni sollen dort mehrere hundert Soldaten stationiert sein.
    Der Fliegerhorst Lechfeld dient als als Standort für groß angelegte Verlegeübungen. Während der "Air Defender 23"-Manöver Mitte Juni sollen dort mehrere hundert Soldaten stationiert sein. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Luftkampf und Abfangmanöver – was die Piloten bei "Air Defender 23" üben

    Dass sich die Manöver der Militärflugzeuge, die in mindestens 3000 Meter Höhe fliegen, auch auf den zivilen Luftverkehr über Schwaben auswirken, bestätigt die Pressestelle des Flughafen München: Der Luftraum über dem jeweiligen Standort ist für herkömmliche Passagiermaschinen während der Übungszeiten tabu, heißt es. So werden zahlreiche Überflüge, die eigentlich durch Deutschland führen, umgeleitet. Nach Angaben von Flughafen-Sprecherin Corinna Born sei zwar nicht mit Ausfällen zu rechnen, allerdings könne es zu Verspätungen von Linienflügen kommen, die an den bayerischen Flughäfen starten und landen. Auch der Allgäu Airport in Memmingen sowie der Nürnberger Flughafen rechnen mit verspäteten Fliegern.

    Ein von der Flugsicherheitsorganisation Eurocontrol errechnetes Szenario zeigt, dass deutschlandweit bis zu 100 Flugzeuge wegen der Verzögerungen durch die Militärübung ihren Zielflughafen nicht vor Nachtschließung erreichen könnten. Die Bundesminister für Verteidigung und Verkehr baten daher die Länder, auch verspätete Passagierjets nachts an den Flughäfen noch aufzunehmen. Am Flughafen Nürnberg besteht dabei ohnehin kein Nachtflugverbot. Eine genaue Vorhersage, welche Linien betroffen sind, wollten die Flughafen-Verantwortlichen nicht treffen. Wer wissen wolle, ob sein Flug Verspätung habe, solle sich bei der jeweiligen Fluggesellschaft erkundigen.

    Lärm und Verspätungen: Mit diesen Beeinträchtigungen ist zu rechnen

    Um sowohl die Beeinträchtigung von Linienflügen als auch die Belastung der Bürgerinnen und Bürger durch Lärm so gering wie möglich zu halten, fliegen die Manöver-Piloten nur zu festgeschriebenen Zeiten, erklärt Kronenbitter – rund ums Lechfeld täglich zwischen 14 und 16 Uhr. Am Wochenende und in der Nacht blieben die Militärflugzeuge durchgehend am Boden und auch auf Übungen mit Überschallknall verzichte die Luftwaffe in Bayern und Baden-Württemberg, so der Pressestabsoffizier. "Das Lärmaufkommen in der Region dürfte sich in Grenzen halten."

    Nach seinen Angaben sind die Planungen für "Air Defender 23" bereits "weit vor dem Beginn des Ukraine-Krieges" angelaufen. Auslöser sei die russische Invasion also nicht, ein Zeichen der Nato-Bündnispartner für deren Zusammenhalt im Ernstfall allerdings schon. "Die Landes- und Bündnisverteidigung ist durch den Krieg in den Fokus gerückt", sagt Kronenbitter. Und ein ebensolches Verteidigungs-Szenario wird ab Mitte Juni "gemeinsam mit anderen Nato-Nationen hier geübt".

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