Ein Polizist und seine Kollegin steigen ohne Hose aus einem Streifenwagen aus. Er fragt sie zuvor noch, wie lange sie schon wartet – offenbar auf neue Dienstkleidung. Das ist in einem Video der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) zu sehen, in dem sie einen eklatanten Mangel an Dienstkleidung bei der bayerischen Polizei beklagt. In dem Video mit dem Titel "Der schlechteste Aprilscherz aller Zeiten:
Mehrere Uniformteile der bayerischen Polizei nicht lieferbar
Doch es handelt sich nicht um einen Aprilscherz "und uns ist auch gar nicht zum Lachen", verdeutlicht der Vorsitzende des bayerischen DPolG-Landesverbandes, Jürgen Köhnlein, in dem Video. "Bayerns Polizei 'zieht blank' und könnte buchstäblich ohne Hosen dastehen." Aktuell könnten 21 Uniformteile wie Hosen, Jacken und Mützen gar nicht oder nur mit großer Verzögerung geliefert werden. Die Lieferengpässe betreffen den Angaben zufolge insbesondere spezielle Hosentypen wie zum Beispiel eine Mehrzweckhose für den Sommer. Andere Hosentypen seien verfügbar und bei Engpässen könnten Polizistinnen und Polizisten "selbstverständlich auf andere Diensthosenmodelle zurückgreifen". Doch Ersatzkleidung, die Erstausstattung von Dienstanfängern oder bei einem Wechsel von der Kriminal- zur Schutzpolizei sei nicht zeitnah und rechtzeitig verfügbar.
"Seit 2020 sprechen wir kaum noch von Mängeln bei der Qualität der Dienstkleidung, sondern von einem Mangel bei der Verfügbarkeit der Dienstkleidung", kritisiert Köhnlein. "Derzeit ist nicht absehbar, ob sich die Bekleidungssituation in nächster Zeit verbessert oder noch weiter verschlechtern wird."
Die Gewerkschaft forderte das bayerische Innenministerium auf, "endlich" schnell Abhilfe zu schaffen – "auch wenn diese mit Mehrkosten verbunden wäre". Welcher Eindruck solle denn gerade bei Berufsanfängern entstehen, "wenn man sie nicht vollständig einkleiden kann und sie in 'Räuberzivil' ihre Ausbildung absolvieren?", fragt Köhnlein.
Mangel an Dienstkleidung bei bayerischer Polizei wegen gestörter Lieferketten
Der Grund für den Mangel sind laut dem bayerischen Innenministerium gestörte Lieferketten auch durch den Ukraine-Krieg. Doch bereits seit dem Ausbruch der Coronapandemie bestünden die Schwierigkeiten. Ein Ministeriumssprecher sagte am Mittwoch: "Die Lieferengpässe bei Uniformteilen sind für uns ein großes Ärgernis."
Die bayerische Polizei beziehe die Dienstkleidung über das Logistikzentrum Niedersachsen und mit diesem stehe das zuständige Präsidium der bayerischen Bereitschaftspolizei "in einem engen Austausch". Zuletzt seien "die Lieferrückstände bei einzelnen Kleidungsartikeln weitestgehend abgebaut" worden. Die bayerische Bereitschaftspolizei habe "den Auftrag, zusammen mit dem Logistikzentrum
Bayerische Polizei will Uniformen bald wieder selbst beschaffen
Die bayerische Polizei will die Uniformbeschaffung mittelfristig wieder selbst übernehmen, kündigte das Ministerium an. Bis etwa 2030 soll ein entsprechendes Logistikzentrum in Hof fertiggestellt sein. Die bayerische Polizei könne frühestens 2027 damit beginnen, ihre Dienstkleidung selbst zu beschaffen.
"Die Einsatzfähigkeit der bayerischen Polizei ist weiterhin vollständig gegeben", betonte der Sprecher. Alle uniformierten Polizistinnen und Polizisten bekämen "ein umfangreiches Sortiment zur Erstausstattung, unter anderem mit verschiedenen Diensthosen und Jacken für verschiedene Witterungsbedingungen". (mit dpa)