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Mallorca-Demos: Proteste zielen nicht auf Touristen ab

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Die Mallorca-Demos richten sich nicht gegen Touristen

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    Am Sonntag sind wieder Tausende in Mallorcas Hauptstadt Palma auf die Straße gegangen, um gegen Massentourismus zu demonstrieren. Kann „Qualität vor Quantität“ die problematische Lage entspannen?
    Am Sonntag sind wieder Tausende in Mallorcas Hauptstadt Palma auf die Straße gegangen, um gegen Massentourismus zu demonstrieren. Kann „Qualität vor Quantität“ die problematische Lage entspannen? Foto: Clara Margais, dpa

    Ungezählte Feriengäste dürften angesichts immer neuer Demonstrationen besorgt sein: Gerade erst haben wieder Zehntausende Einheimische auf Mallorca unter dem Motto „Kurswechsel: Wir müssen den Tourismus begrenzen“ in der Inselhauptstadt Palma protestiert. Fassadenschmierereien wie „Tourists go home” tauchen schon seit Längerem auf. Was ist los auf der meistbesuchten Ferieninsel Europas? Muss man dort nun tatsächlich mit einer feindseligen Einstellung gegenüber Touristinnen und Touristen rechnen?

    Mallorca-Reisende können beruhigt sein: Die Proteste richten sich im Allgemeinen nicht gegen sie, sondern gegen die Auswüchse des Massentourismus. Vereinzelte hässliche Parolen sind keineswegs repräsentativ. Denn die große Mehrheit der 930.000 Insulaner weiß sehr genau, dass Mallorca vom Tourismus lebt und ohne dessen Einnahmen wirtschaftlich am Abgrund stehen würde.

    Statt auf Qualität wurde auf Quantität gesetzt

    Die Feriengäste sind also weiterhin auf der Insel willkommen, der Mallorca-Urlaub ist auch in Zukunft gesichert. Zudem: Wer einmal in diesem Mittelmeerparadies war, weiß, dass die Menschen außerordentlich gastfreundlich sind. Daran hat sich nichts geändert. Das Problem ist ein anderes, und zwar ein politisches: Die Inselverantwortlichen haben es in den letzten Jahren nicht geschafft, den Tourismus in nachhaltige und verträgliche Bahnen zu lenken. Statt auf Qualität wurde auf Quantität gesetzt. Und jeder neue Urlauberzahlen-Rekord wurde als Erfolg gefeiert. Im Jahr 2023 kamen 18 Millionen Besucherinnen und Besucher auf die Balearen.

    Erst langsam setzt sich bei Inselpolitikern und Touristikmanagern die Erkenntnis durch, dass die Urlaubsindustrie nicht grenzenlos wachsen kann. Und dass die Insel gegen Immobilienspekulation, Bauwut, Umweltzerstörung, Verkehrschaos, Überfüllung von Stränden und Trinkwassermangel kämpfen muss, wenn sie nicht am eigenen Erfolg zugrunde gehen will.

    Auch Reisende können zur Entspannung der Lage beitragen

    Es muss nun darum gehen, zu einem gesunden Gleichgewicht zurückzufinden – auf Mallorca wie genauso auf den Kanaren oder in Barcelona. Ein Gleichgewicht, in dem der Tourismus sorgsam mit den begrenzten Ressourcen verfährt. Und in dem die Zahl der Hotelbetten, Touristenapartments, Kreuzfahrtschiffe, Mietwagen, Golfplätze und immer neuer touristischer Bauprojekte gebremst oder sogar reduziert wird. Mit Entscheidungen tut man sich hierbei allerdings schwer.

    Doch auch Reisende können ihren Teil zur Entspannung der Lage beitragen. Vor allem, indem sie nicht vergessen, dass sie auf Mallorca zu Gast sind. Und dass sie sich entsprechend mit Respekt gegenüber der einheimischen Kultur und Natur benehmen sollten.

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