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Luftverkehr: Fliegen ohne Lärm und Abgas

Luftverkehr

Fliegen ohne Lärm und Abgas

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    Mit seinem selbst konstruierten Elektro-Flugzeug will der Nesselwanger Ingenieur Calin Gologan (links) eine kleine Revolution in der Luftfahrt einleiten
Bild: Ulrich Wagner
    Mit seinem selbst konstruierten Elektro-Flugzeug will der Nesselwanger Ingenieur Calin Gologan (links) eine kleine Revolution in der Luftfahrt einleiten Bild: Ulrich Wagner

    Augsburg Weltweit tüfteln Tausende Forscher am Flugzeug der Zukunft. Sie feilen an Aerodynamik, an neuen Materialien und Elektromotoren, um Lärm und Verbrauch zu reduzieren. Die meisten arbeiten in großen Konzernen mit Milliardenbudgets, Calin Gologan konnte nur auf sein Privatvermögen zurückgreifen. Wie viel er investiert hat, will er nicht verraten. Es ist von überschaubaren finanziellen Voraussetzungen auszugehen.

    Trotzdem ist sich der Flugingenieur aus Nesselwang im Allgäu sicher, eine kleine Revolution in der Luftfahrt eingeleitet zu haben. Innerhalb von zwei Jahren konstruierte er, wie er sagt, „zusammen mit einem Netzwerk an Partnern Deutschlands erstes Motorflugzeug mit Elektromotor“.

    Wenn es nach Gologan geht, ist dies erst der Anfang. So träumt der gebürtige Siebenbürger beispielsweise von elektrogetriebenen Lufttaxis, die in der Lage sind, auch in Städten auf engstem Raum zu landen. „In zehn Jahren können Sie das erleben“, verspricht er.

    Vorerst jedoch steht Gologan am Augsburger Flughafen und lässt sein jüngstes Werk, das vorerst noch einsitzige Elektromotorflugzeug „Elektra One“, auf Herz und Nieren testen. Erstmals kreiste die einsitzige Propellermaschine vor einer Woche eine halbe Stunde in der Luft. Beim Jungfernflug stieg sie auf über 500 Meter Höhe – die Zuschauer konnten es beobachten – nahezu lautlos, ohne Lärm. Dabei verbrauchte der kleine Flieger nur drei Kilowattstunden Energie (so viel benötigt ein Wäschetrockner pro Durchgang). „Insgesamt waren sechs Kilowattstunden Energie an Bord“, berichtet Gologan. In erster Linie seien die Flugeigenschaften des 160 Stundenkilometer schnellen Elektrofliegers getestet worden, der über eine Reichweite von 400 Kilometern verfügen soll. Im nächsten Schritt ging es um die Überwachung und Auswertung wichtiger Parameter des Elektroantriebs. „Unsere Erwartungen sind übertroffen worden“, resümiert Gologan, Geschäftsführer seiner Ein-Mann-Firma PC-Aero GmbH. „Wir sind überglücklich.“

    Der Mann ist kein Hochstapler. Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im Flugzeugbau, arbeitete bei Grob Aircraft (Mindelheim) und EADS, bevor er sich selbstständig machte. Sein Geld verdiene er derzeit unter anderem mit Strukturberechnungen von Flugzeugen, erklärt Gologan.

    Seine Leidenschaft jedoch gehört seinem „Baby“, der „Elektra One“. Sie ist für den Sport- und Privatflugbetrieb gedacht und als Familie konzipiert – ein Zwei- und Viersitzer sollen folgen. Die große Stärke des Ultraleicht-Flugzeugs sei die Aerodynamik und das Gewicht, sagt Gologan. Der aus Kunststoff, Kohle- und Glasfasern bestehende Rumpf wiege inklusive Motor und Propeller lediglich 100 Kilogramm.

    In den kommenden Wochen erhält die „Elektra One“ einen neuen Verstellpropeller sowie ein einziehbares Fahrwerk. Dadurch werden noch bessere Flugleistungen erzielt, hofft der Ingenieur. Vorgestellt wird sie, zusammen mit einem Solar-Hangar, Mitte April auf der Flugmesse Aero in Friedrichshafen.

    Das Flugzeug will der Nesselwanger als Paket mit dem Solarhangar anbieten. „Das ermöglicht dann ein völlig CO2-freies Fliegen“, verspricht er. Die 20 Quadratmeter Solarzellen reichen den Angaben zufolge für etwa 300 Stunden Betrieb im Jahr. Kosten soll das Komplettangebot seinen Angaben zufolge unter 100000 Euro.

    Stationiert wird der Prototyp samt Hangar am Augsburger Flughafen. Im Sommer dann will Gologan mit seinem Elektroflugzeug an der Nasa-Greenflight-Challenge in den USA teilnehmen. Der Wettbewerb ist mit 1,5 Millionen Dollar dotiert. Gologan ist zuversichtlich: „Wir haben gute Chancen, ihn zu gewinnen.“

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