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Long-Covid, Immunität: 5 Dinge, die wir noch nicht über Corona wissen

Corona-Infektion

Fünf rätselhafte Dinge, die wir noch immer nicht über das Coronavirus wissen

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    Das Corona-Virus - hier als Symbol an einer Teststation - gibt nach wie vor Rätsel auf.
    Das Corona-Virus - hier als Symbol an einer Teststation - gibt nach wie vor Rätsel auf. Foto: Bernd Wüstneck, dpa (Symbolbild)

    Seit Beginn der Pandemie haben sich bundesweit Millionen Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Den Status als neuartig hat das Coronavirus somit längst verloren. Trotzdem gibt es noch immer Fragen, die die Wissenschaft nicht komplett beantworten kann. Fünf Beispiele.

    1. Manche Menschen infizieren sich mit Corona und zeigen keinerlei Symptome, andere sind wochenlang krank. Warum?

    Eine abschließende Antwort darauf gibt es bisher nicht. Allerdings seien einige "Einflussgrößen" bekannt, sagt der Würzburger Virologe Prof. Lars Dölken. So gebe es beispielsweise "genetische Faktoren, die dazu führen, dass Abwehrmechanismen bei einzelnen Personen nicht gut funktionieren oder defekt sind". Zudem komme es darauf an, welche Menge an Viren man abbekomme und ob man vielleicht kurz zuvor erst eine Infektion mit einem endemischen Coronavirus überstanden habe.

    Eine zentrale Rolle spielt auch das Alter: Je älter ein Mensch sei, desto schlechter falle die Immunantwort in der Regel aus, so Dölken. Insbesondere ungeimpfte Personen über 60 Jahren hatten somit zu Beginn der Pandemie ein hohes Risiko, lebensbedrohlich an Corona zu erkranken. Umgekehrt reagiere jetzt bei geimpften älteren Menschen das Immunsystem "nicht so hart" auf eine Corona-Infektion wie bei jüngeren – "erstere werden dann auch akut nicht so krank".

    Das heißt: Einerseits brauche man eine gute Aktivierung des Immunsystems, um die Infektion erfolgreich zu bekämpfen – andererseits sei aber auch gerade diese Aktivierung für Krankheitsgefühle wie Abgeschlagenheit oder Fieber verantwortlich, so Dölken.

    2. Welche Rolle spielt die Blutgruppe bei einer Infektion mit Sars-CoV-2?

    Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen hat die Blutgruppe einen gewissen Einfluss auf das Ansteckungsrisiko und auch auf die Übertragung. Laut einer französischen Studie steckt ein infizierter Mensch zum Beispiel wesentlich häufiger eine andere Person im selben Haushalt an, wenn die Blutgruppen der beiden kompatibel sind. Mehrere Studien haben zudem gezeigt, dass Menschen mit der Blutgruppe Null das geringste Risiko für eine Infektion haben.

    Ähnliches kenne man auch von Noroviren und bei Harnwegsinfektionen, sagt der Würzburger Experte Dölken. Die Erklärung dafür: "Blutgruppen sind durch bestimmte Zuckerketten bestimmt, die unsere Zellen abdecken – und wenn Erreger in die Zellen wollen, müssen sie daran andocken beziehungsweise da durch." Je nach Blutgruppe gelinge das unterschiedlichen Erregern "ein bisschen leichter oder schwerer".

    3. Wie lange hält die Schutzwirkung nach einer Impfung oder Infektion und ab wann kann man sich wieder anstecken?

    Laut Robert Koch-Institut (RKI) besteht sowohl nach einer Corona-Infektion als auch nach einer Impfung ein Schutz vor einer erneuten Infektion oder Erkrankung. Nur: Wie lange dieser Schutz anhalte und wie gut er sei, variiere stark und könne "im Einzelfall nicht vorhergesagt werden". Einflussfaktoren seien die Stärke der durchgemachten Infektion, die Virusvariante – aber auch der "individuelle Zustand des Immunsystems".

    Grundsätzlich gilt: Das Immunsystem ist nicht ständig und dauernd in Alarmbereitschaft. Treffe aber ein Erreger wie eben Sars-CoV-2 auf die Zellen, entstehe eine Immunantwort mit Antikörpern und T-Zellen – sprich eine Abwehrreaktion – und daraus dann Gedächtniszellen, erklärt der Virologe Dölken. Immunantworten seien somit "drei, vier Wochen nach der Infektion am höchsten und fallen dann wieder ab, da das Immunsystem wieder in den Gedächtniszustand wechselt". Entscheidend zur Verhinderung schwerer Infektionen sei aber, dass überhaupt virus-spezifische Immunzellen vorhanden seien.

    4. Ein der Teil der Corona-Infizierten leidet später an Langzeitfolgen, an Long- oder Post-Covid. Warum und was passiert dabei im Körper?

    Zu Long- beziehungsweise Post-Covid gibt es nach wie vor viele offene Fragen. So ist es nach RKI-Angaben bisher "nicht möglich, sicher abzuschätzen, wie häufig Long- Covid nach einer Sars-CoV-2-Infektion auftritt". Das Krankheitsbild sei "nach wie vor nur unzureichend verstanden" und es fehlten repräsentative Studien.

    Mittlerweile gebe es jedoch Hinweise, dass unter anderem chronische Entzündungen und Verschlüsse der kleinen Gefäße sowie Autoimmunprozesse an der Entstehung der Langzeitfolgen beteiligt sein können.

    Allerdings ist oft schon die Diagnose problematisch, da Long-Covid eine Vielzahl an Symptomen zeigt. Dazu zählen laut RKI etwa Erschöpfung, Muskelschwäche und -schmerzen, Angstsymptome, kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrations- oder Gedächtnisprobleme und anhaltende Atemwegsbeschwerden. Auch sei ein "Symptomkomplex, der Ähnlichkeit mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom" habe, beobachtet worden.

    Welche Ursachen gerade diese völlige Abgeschlagenheit habe und was dabei wirklich im Körper passiere, wisse man noch nicht, sagt der Würzburger Experte Dölken. Das zu verstehen, ist aus seiner Sicht eine der wichtigsten Aufgaben. Denn verschwinden werde das Virus nicht mehr – und so stelle sich die Frage, wie viele Long-Covid-Betroffene es künftig geben werde. "Jedes Jahr kommen neue Long-Covid-Fälle dazu – und auch wenn es nur ein Prozent der Bevölkerung beträfe, wären das in zehn Jahren möglicherweise bereits zehn Prozent", warnt Dölken.

    5. Warum schlagen die Corona-Schnelltests bei manchen Menschen nicht an, obwohl sie infiziert sind?

    "Die Tests können nur Virusbestandteile nachweisen, wo auch Virus vorhanden ist", sagt Dölken. Sprich: Wenn Sars-CoV-2 bei einer Person vor allem in der Nase sitze, sei ein Test im Rachen vielleicht negativ – in der Nase aber positiv. "Ist genug Zielmaterial da, dann ist ein Schnelltest in der Regel positiv." Allerdings gebe es einen gewissen "Wirkverlust", da die Tests für die ursprünglichen Corona-Varianten entwickelt worden seien und nicht für Omikron.

    Das hat eine Studie von Uni und Uniklinik Würzburg in Kooperation mit der Universität Greifswald erst kürzlich bestätigt. Demnach erkennen Antigen-Schnelltests insbesondere die vorherrschende Omikron-Variante in nur einem Drittel der Fälle. "Damit liegt die Sensitivität dieser Test aber nicht allzu viel schlechter, als für die vorherigen Mutanten", so Dölken. Zumindest aber extrem infektiöse Personen, also potenzielle Superspreader, würden auch für Omikron zuverlässig erkannt.

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