Wegen einer Passage in ihrem Buch "Willkommen im falschen Film" gibt es Rassismusvorwürfe gegen die Kabarettistin Monika Gruber. Anlass ist ein Abschnitt über die Bloggerin Roma Maria Mukherjee, die im März in einem Beitrag auf X, vormals Twitter, vor der Unterwanderung von Hobby-Kursen für Handarbeiten durch rechtsextreme Frauen gewarnt hatte. Das sei Schwachsinn und Mukherjee eine Tugendwächterin, heißt es im Buch. Was eine Frau dieses Namens in der textilen Hobbyszene treibe, sei ein Rätsel, man hätte sie "eher beim tantrischen Shakren-Turnen oder einem veganen Urschrei-Seminar verortet". Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.
Mukherjee empfindet die Passage als beleidigend, rassistisch und ehrverletzend. Zudem werde ihr voller Klarname genannt. Kritik übt sie auch an der Frage, die im Buch gestellt wird: "Heißt Roma Maria Mukherjee vielleicht im wahren Leben doch bloß "Maria Müller" und hat sich kurzerhand umbenannt, da beides - sowohl Vor- als auch Nachname - schwer nach "Bund deutscher Mädel" klingt? Das allerdings wäre dann natürlich eine illegitime kulturelle Aneignung".
Mukherjees Reaktion: "Maria Müller kann stricken, Roma Maria Mukherjee kann nur Tantra, das ist rassistisch", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in München. Zudem werde ihr dadurch ihre Identität abgesprochen. Auch eine sexuelle Komponente schwinge mit. Und es werde nahegelegt, dass jemand wie sie nicht in Themen wie Rechtsextremismus bewandert sein könne. Dabei habe sie sich während ihres Studiums der Bildungswissenschaften intensiv damit beschäftigt.
Mukherjee, die als Praxismanagerin im Gesundheitswesen arbeitet, war am Freitag auf die Passage aufmerksam gemacht worden und tat ihr Entsetzen auf X kund. Im Netz bekommt sie seitdem viel Unterstützung, es gibt aber auch eine Hetzkampagne. Sie bekomme Drohungen, in denen von Vergewaltigung und sogar Mord die Rede sei, sagte sie.
Gruber und ihr Coautor, der Journalist Andreas Hock, äußerten sich auf Anfrage nicht. Der Piper Verlag aus München erklärte, man tausche sich mit ihnen darüber aus, wie die Passage in Büchern, Hörbüchern und E-Books geändert werden könne. Diese Änderung werde voraussichtlich vom 11. Januar an greifen, bei E-Books wohl ein paar Tage eher, teilte der Verlag am Donnerstag mit. Piper stehe in seinen Programmen für Meinungsvielfalt und Toleranz. Man hätte niemanden persönlich verletzen oder ihm zu nahe treten wollen. Man habe einen öffentlichen Beitrag auf X, ehemals Twitter, mit den überspitzenden Mitteln der Satire aufs Korn genommen.
Mukherjee ist von der Reaktion des Verlags enttäuscht. Auf X hatte Piper angekündigt, die Passage für die nächste Auflage anzupassen. "Eine klassische Nonpology", eine Nichtentschuldigung, schrieb sie in einem Post. Der Verlag hatte sich bis Donnerstagnachmittag nicht bei ihr gemeldet. Man stehe bisher nicht in direktem Kontakt mit Mukherjee, hatte Piper erklärt.
Nachdem der Streit schon einige Tage im Netz tobte, meldete sich am Mittwoch Gruber zu Wort. Einen Screenshot ihres Buches versah sie mit den Worten: "No comment, no judgement... just somehow... well: Very fucking funny!" ("Kein Kommentar, kein Urteil... nur irgendwie... nun: verdammt lustig"). Lob für das Buch gab es bereits vor sechs Wochen von Piper-Verlegerin Felicitas Lovenberg: "Heute hoher, fescher und fideler Besuch", schrieb sie auf Instagram zu einem Foto der Autoren. Gruber und Hock hätten einige Exemplare signiert, "und dabei ganz viel von der guten Laune, die ihr Buch ausmacht, mitgebracht".
- Roma Maria Mukherjee auf X
- Monika Gruber auf Instagram
- Felicitas von Lovenberg auf Instagram
- BR 24 zur Debatte
- Debatte im Spiegel
- Piper Verlag auf X
- Ursprungs-Tweet Roma Maria Mukherjee
(dpa)