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Letzte Generation: Nach Razzia bei "Letzter Generation": Klimaaktivist kritisiert Rolle von Justiz und Polizei

Letzte Generation

Nach Razzia bei "Letzter Generation": Klimaaktivist kritisiert Rolle von Justiz und Polizei

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    Ingo Blechschmidt ist der bekannteste Klimaaktivist Augsburgs.
    Ingo Blechschmidt ist der bekannteste Klimaaktivist Augsburgs. Foto: Michael Hochgemuth (Archivbild)

    Als es an einem Mittwochmorgen Ende Mai an der Haustür klingelte, dachte Ingo Blechschmidt an nichts Böses. Er öffnete die Tür in der Wohnung seiner Freundin. Die wohnt im Augsburger Stadtteil Inningen und hatte ihm noch kurz zuvor gesagt: Ich erwarte ein Paket. Doch statt des Paketboten standen Polizisten da. 

    Der Vorwurf der Münchner Generalstaatsanwaltschaft: Blechschmidt sei ein Hauptakteur der Klimabewegung "Letzte Generation" und Teil einer kriminellen Vereinigung. Die Folge: Polizisten durchsuchten drei Stunden lang seine persönlichen Sachen und nahmen Laptop, Festplatten, Handys und USB-Sticks mit. Auch an seiner Meldeadresse in Haunstetten, dem Wohnort seiner Mutter, durchkämmten Polizisten sein Zimmer, ihr Auto und das Gartenhaus.

    Ingo Blechschmidt: "Ich bin ganz sicher nicht kriminell"

    Vier Wochen später hat sich Blechschmidt ein zweites Mal ausführlich zu der Razzia geäußert. Im Podcast "Augsburg, meine Stadt", der am Donnerstag erschienen ist, sagte er: "Wenn das Ganze nicht so ernst und traurig wäre, müsste ich schon schmunzeln."

    Die Generalstaatsanwaltschaft München erhebt schwere Vorwürfe gegen ihn: Blechschmidt habe die Internetseite der Letzten Generation betrieben und darüber Spendengelder von 1,4 Millionen Euro eingeworben. Der 34-Jährige stand im Impressum der Webseite, ehe Behörden sie vom Netz nahmen. Das eingesammelte Geld soll genutzt worden sein, um mögliche Straftaten zu begehen.

    Blechschmidt widerspricht den Anschuldigungen. Er sagt, er habe lediglich als Telefondienst Anrufe für die "Letzte Generation" entgegengenommen – etwa von Unterstützern und wütenden Bürgerinnen. Und weiter: "Ich bin ganz sicher nicht kriminell." Eines seiner Ziele sei, dass das Pariser Klimaabkommen eingehalten werde. Demnach soll die Erderwärmung auf maximal zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden.

    Blechschmidt: Rolle der Justiz und der Polizei kritisch aufarbeiten

    Um das Ziel zu erreichen, sei eine große politische und gesellschaftliche Anstrengung nötig: "In zehn, 15 Jahren werden alle Menschen sich fragen, ob sie ihre Zeit sinnvoll genutzt haben, um etwas gegen die Klimakrise zu machen", sagt Blechschmidt. Die Rolle der Justiz und der Polizei würde dann – auch mit Hinblick auf Razzien bei Klimaaktivisten – kritisch aufgearbeitet werden.

    Für Blechschmidt ist es nicht die erste Begegnung mit der Justiz: Erst im März ist er zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Er hatte beim Protest gegen eine Abholzaktion in Meitingen (Landkreis Augsburg) nach Ansicht des Augsburger Amtsgerichts Hausfriedensbruch in der Regierung von Schwaben begangen und sich der üblen Nachrede schuldig gemacht, indem er den damaligen Regierungspräsidenten Erwin Lohner der Korruption bezichtigte.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit Ingo Blechschmidt über Klimacamp, Letzte Generation und Augsburg an:

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