Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" haben sich am Donnerstag an der Nordbahn des Münchner Flughafens festgeklebt. Drei Männer und eine Frau hatten sich offenbar Zugang zum Gelände verschafft. Sie hatten dafür ein Loch in einen Zaun geschnitten. Drei weitere Aktivisten hinderte die Polizei daran, auf ein anderes Rollfeld zu gelangen. Unter den Aktivisten waren nach eigenen Angaben ein 59-jähriger und ein junger Mann, die wegen vorheriger Aktionen in München bereits in Präventivgewahrsam gewesen waren.
Nach 45 Minuten war die Aktion beendet. Sicherheitskräfte führten die Aktivistinnen und Aktivisten ab. Ein Eindringen auf die Südbahn konnte von Sicherheitskräften verhindert werden. Laut ersten Informationen gab es keine Flugausfälle. Alle betroffenen Flüge konnten umgeleitet werden.
Protest der "Letzten Generation": Flieger mit Notfall muss in München umgeleitet werden
Wegen der Aktion musste am Donnerstag ein Flugzeug umgeleitet werden, das einen 80-jährigen Notfall-Patienten mit Verdacht auf einen Herzinfarkt an Bord hatte. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sei der Flieger mit 20 Minuten Verspätung gelandet. Der Zustand des Patienten ist stabil.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte, dass das Sicherheitskonzept des Münchner Flughafens überprüft wird. Blockaden wie die am Donnerstag verurteilte er laut dpa als unverantwortlich und gefährlich: "Diese Aktivisten sind offenbar so verbohrt, dass es ihnen egal ist, wenn andere Menschen zu Schaden kommen." Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte die Aktion.
Aktivisten der "Letzten Generation" nach Flughafen-Blockade in Gewahrsam
Alle sieben Aktivisten kamen nach der Aktion in Gewahrsam. Ein Richter sollte noch am Donnerstag über die Dauer des Gewahrsams entscheiden. Laut Herrmann stehe der Verdacht eines gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr im Raum. Der Strafrahmen liege bei bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe. Es sei eine unverfrorene Rücksichtslosigkeit, nicht nur laufend gegen Gesetze zu verstoßen, sondern mit irrsinnigen Aktionen auch eine Vielzahl anderer Menschen potenziell zu gefährden, sagte der Innenminister.
"Letzte Generation" auf Rollfelder der Flughäfen München und Berlin
Am Berliner Flughafen gab es eine ähnliche Aktion der "Letzten Generation" – allerdings auf einem Vorfeld des Zaunes. Beeinträchtigungen im Flugverkehr gab es in Berlin keine. "Wir sind auf dem Rollfeld von BER und MUC", schrieb die Klimaschutz-Gruppe auf Twitter. Sie würden sich den Ursachen der Klimakatastrophe direkt entgegenstellen.
Kritik an Flughafen-Blockaden der "Letzten Generation"
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) kritisierte die Blockaden der "Letzten Generation": "Es ist nicht hinnehmbar, wenn die Sicherheit des Luftverkehrs gefährdet wird", sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach von "kriminellen Machenschaften", die mit legitimem Protest nichts mehr zu tun hätten. "Eine Demokratie entscheidet aufgrund von Mehrheiten und lässt sich nicht erpressen."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte zwar, dass Protest gegen Klimazerstörung richtig sei, "aber er sollte so gewählt sein, dass Menschen nicht unnötig darunter leiden, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Klimaschutz nicht gefährdet wird."
Proteste der "Letzten Generation" am Montag in München
Es sind nicht die ersten Proteste den "Letzten Generation" in dieser Woche. Am Montagmorgen haben Aktivistinnen und Aktivisten den Verkehr am Münchner Stachus blockiert. Weil sie auch auf Schilderbrücken an der A9 und an der A96 geklettert waren und sich dort festgeklebt hatten, kam es auch dort zu Verkehrsbehinderungen.
Das fordert die "Letzte Generation"
Die "Letzte Generation" fordert mehr Maßnahmen gegen den Klimawandel, etwa ein Tempolimit auf Autobahnen und billigen Nahverkehr. Seit Anfang des Jahres laufen die Blockaden in vielen deutschen Städten. Die Polizei hat hunderte Strafverfahren wegen Nötigung und Widerstand eingeleitet.
Die Aktionen der "Letzten Generation" sorgen bundesweit zunehmend für Unverständnis. Dazu beigetragen hat vor allem ein schwerer Unfall in Berlin, bei dem am vergangenen Montag eine Radfahrerin von einem Lastwagen überrollt worden war. Ein Spezialfahrzeug, das helfen sollte, die 44-Jährige zu befreien, stand nach Angaben der Feuerwehr in einem Stau auf der Stadtautobahn – wegen einer Aktion von Klimaaktivisten an einer Schilderbrücke. (mit dpa)